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Fake News erkennen – ein Thema mit wachsender Dringlichkeit - Vortrag in der Veitshöchheimer Bücherei informiert über Bildmanipulationen, Deepfakes und digitale Täuschungen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Gefälschte Bilder, manipulierte Videos, frei erfundene Behauptungen – wer sich heute im Internet informiert, gerät schnell in die Fänge von Desinformation. Die Verbreitung von sogenannten Fake News nimmt seit Jahren zu – und mit ihr die Unsicherheit. Wie lassen sich falsche Inhalte erkennen? Wie funktioniert ein Deepfake? Und wie kann man sich im digitalen Alltag besser schützen?

Antworten auf diese Fragen gab ein informativer Thementag in der Bücherei im Bahnhof in Veitshöchheim, veranstaltet vom Verein „Internet von Senioren für Senioren e. V.“ gemeinsam mit dem BayernLab Lohr am Main.

Rund 20 Gäste waren der Einladung gefolgt, viele von ihnen im Ruhestand, aber aktiv im Netz. Der Verein möchte ältere Menschen fit machen im Umgang mit digitalen Technologien – und dazu gehört heute auch die Fähigkeit, Informationen kritisch zu hinterfragen.

Jochen Müller, Diplom-Ingenieur (FH) und Leiter des BayernLab Lohr, stellte zunächst die Arbeit seines Hauses vor: Die BayernLabs sind offene Zentren für digitale Bildung und Teil einer Initiative des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Ziel ist es, digitale Entwicklungen verständlich zu vermitteln – praxisnah, anschaulich und kostenlos.

Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch der Vortrag von Linus Brand, IT-Spezialist am BayernLab. Unter dem Titel „Fake News – erkennen, verstehen, vermeiden“ führte er in die Mechanismen und Techniken der digitalen Desinformation ein. Besonders eindrucksvoll: die Demonstration manipulierten Bild- und Videomaterials.

„Das Auge lässt sich leicht täuschen“, erklärte Brand und zeigte Beispiele von Deepfakes – also Videos, in denen das Gesicht oder die Stimme einer Person täuschend echt in eine andere Szene eingefügt wurde. Besonders gefährdet seien Politiker und Prominente, weil von ihnen zahllose Bilder und Tondokumente im Umlauf seien.

Die Technologie dahinter ist inzwischen leicht zugänglich: Ein durchschnittlicher Computer, frei verfügbare Software und geeignetes Ausgangsmaterial – mehr braucht es nicht. So lassen sich etwa Politiker scheinbar an Meetings teilnehmen, bei denen sie nie waren. Die Gefahr solcher Fälschungen liegt auf der Hand: Sie können gezielt zur Meinungsmanipulation eingesetzt werden, etwa im Wahlkampf.

Fake News beschränken sich aber nicht auf Deepfakes. Oft genügt ein altes Foto, das in einem neuen Kontext verbreitet wird – etwa ein Bild von einem Jahrzehnte zurückliegenden Konzert, das als Beleg für die große Beteiligung an einer aktuellen politischen Veranstaltung dienen soll.

„Solche bewussten Falschdarstellungen verfolgen meist politische oder finanzielle Interessen“, so Brand. Schlechte Recherche allein reiche für den Begriff Fake News jedoch nicht aus. Auch gekennzeichnete Satire – wie etwa die Texte des Magazins „Der Postillon“ – falle nicht darunter.

Was also tun gegen die digitale Verwirrung? Linus Brand riet zu einem gesunden Misstrauen: Quellen prüfen, Fakten gegenrecherchieren, mehrere seriöse Medien nutzen – und im Zweifel nicht alles glauben, was sich gut in die eigene Weltsicht einfügt. „Auch unsere Vorurteile können getäuscht werden“, so der Referent.

Das Publikum zeigte sich nicht nur aufmerksam, sondern auch diskussionsfreudig. Viele nutzten die Möglichkeit, direkt nachzufragen – sowohl während des Vortrags als auch im Anschluss im persönlichen Gespräch.

Der Verein „Internet von Senioren für Senioren“ will mit solchen Veranstaltungen älteren Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern vor allem Selbstvertrauen im Umgang mit digitalen Themen stärken. Weitere Vorträge sind bereits in Planung. In Kürze soll es um das sichere Anmelden bei Apps und die digitale Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen gehen.

Auch die wöchentlichen Beratungen in den Internetcafés des Vereins sind gefragt – dort erhalten Seniorinnen und Senioren ganz praktische Hilfe im digitalen Alltag.

Foto: Gernot Geyer

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