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Der Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim verzückte in der Vituskirche passend in die Passionszeit mit dem einzigartigen Mozart Requiem

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Pfarrer Christian Nowak zeigte sich überwältigt, dass es Dorothea Völker auf höchst eindrucksvolle Art und Weise gelungen ist, mit dem Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim, dem Projektorchester und vier Solisten nach dem erfolgreichen Weihnachtsoratorium Anfang Januar in so kurzer Abfolge kurz vor Ostern  am 5. / 6. April in St. Vitus mit ebenso großem Aufwand das Requiem in d-Moll (KV 626) von Wolfgang Amadeus Mozart darzubieten. Für den Geistlichen war es ein beeindruckendes musikalisches Zeugnis für den Glauben an ein Leben nach dem Tod. Nowak: "Es ist wie eine musikalische Katechese in Vorbereitung auf Ostern, an dem wir den Sieg des Lebens über den Tod feiern, den der auferstandene Christus errungen hat." Er gratulierte allen von ganzem Herzen für diese großartige Leistung. 

Wie der Pfarrer ausführte, war  das Requiem ein Auftragswerk des Grafen von Walsegg-Stuppach zum Gedenken an dessen mit 21 Jahren im Februar 1791 verstorbene Ehefrau. Der Graf war ein großer Musikliebhaber, der selbst Flöte und Cello spielte und die Gewohnheit hatte, Werke bei anerkannten Komponisten zu bestellen und diese als seine eigenen auszugeben.

Aus diesem Grund schickte er anonym einen Boten zu Mozart, der ein Requiem in Auftrag gab und gleichzeitig eine Anzahlung von 50 Gulden überbrachte, was Mozart in seiner finanziellen Lage sehr willkommen war. Gleichzeitig wollte Mozart wieder ein größeres Werk für die Kirchenmusik schreiben; er war zu dieser Zeit stellvertretender Kapellmeister an St. Stephan in Wien. Im Juni 1791 begann er mit der Komposition des Requiems, konnte es jedoch nicht mehr selbst vollenden. 

Am 5. Dezember 1791 starb er, erst 35-jährig, über der Komposition seines letzten Werkes. Um das Honorar für ein vollständiges Requiem zu erhalten, gab Mozarts Ehefrau Constanze an andere Komponisten, darunter auch an die Mozartschüler Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr den Auftrag, das Werk fertig zu stellen. Aus den bestehenden Fragmenten, mündlichen Überlieferungen und den bereits fertig komponierten Teilen vervollständigte Franz Xaver Süßmayr die nun aufgeführte Version.

Mit ihrem Besuch dieses in beiden Vorstellungen ausverkauften Konzertes jetzt in der Fastenzeit unterstützte  das Publikum die Erhaltung eines weithin geschätzten Instruments, der Orgel in St. Vitus.

Ein besonderes Dankeschön des Pfarrers galt in besonderer Weise der Dirigentin für ihr musikalisches Engagement, die 33 Jahre lang die hiesige Musikschule als Leiterin wesentlich geprägt hatte, bis sie Ende des Schuljahres im Juli 2017 in den Ruhestand ging, aber auch danach mit dem von ihr zur 900 Jahr-Feier Veitshöchheims 1997 ins Leben gerufenen Projektchor weiterhin voller Elan großartige Konzert-Projekte wie Beethovens "Missa solemnis", die "Carmina Burana"  oder das phantastische  "4 B"-Konzert mit Werken von Bach, Beethoven, Bernstein und Bruckner umsetzte.

Das Publikum huldigte ihr, Chor, Orchester und Solisten mit nicht enden wollendem Applaus.

Als Gesangssolisten brillierten Studierende  der Hochschule für Würzburg v.r.n.l. Victoria Sommerer (Sopran), Charlotte Schmalzl (Alt), Julius Steinbach (Tenor) und Frederik Lipka (Bass).

 

Im Orchester spielten hervorragende Musiker aus Veitshöchheim und aus der Orchester-Gemeinschaft "Con Brio" Würzburg zusammen.

 

Auf der Bühne verzauberten die 70 Sängerinnen und Sänger des Projektchors mit grandiosem Chorgesang.

Die gleichermaßen von Verzweiflung, Angst und Dunkelheit wie auch von Zuversicht und großer Hoffnung durchdrungene Komposition atmet in jedem einzelnen Ton Mozarts Geist. Beginnend in der dunklen Tonart d-Moll erklingen in den tiefen Holzbläsern getragene Cantilenen,  während die Streicher, einem Totentanz ähnlich, in pulsierenden Achteln begleiten. Der Chor nimmt das beginnende Bläsermotiv mit den Worten „Requiem aeternam dona eis Domine“ auf.  Die erste Ahnung eines Aufleuchtens vermitteln die Sechzehntelfiguren in der Durgegenklang-Tonart B,  die zum Einsatz des Solosoprans führen.

Die bewegte „Kyrie“-Fuge des zweiten Teiles fügt sich nahtlos an den ersten Satz „Requiem aeternam“ an und endet offen, ohne Bestimmung des Tonartgeschlechtes, in einer leeren Quinte.

„Dies irae“ verströmt Angst und Zittern: Die durchgängigen Repetitions-Sechzehntel der Violinen und Bratschen stellen lautmalerisch das Erbeben dar, während der Chor - von den Bläsern unterstützt - in halben Notenwerten hart und wuchtig den Text declamiert.

In jedem einzelnen Satz verbinden sich Schmerz und Hoffnung mit der Sehnsucht nach Ankommen und ‚Aufgehobensein‘. Verdeutlicht wird dies beispielsweise im bekannten „Lacrimosa": Die einleitenden klagenden Motive der Streicher führt der Chor mit dem Text „Lacrimosa dies illa“ (tränenreich wird dieser Tag sein) weiter. Bei den Worten „pie Jesu Domine“ (gütiger Herr Jesus) moduliert die Grundtonart d-Moll in ein lichtes G- Dur, welches mit dem Wort "Domine" über C- Dur nach F-Dur führt.

Das gesamte Werk endet mit dem von Mozart bewussten Aufgreifen der ersten beiden Sätze, jedoch unter Verwendung des Textes „Lux aeterna luceat eis, Domine, cum sanctis tuis in aeternum, quia pius es“. (Dies vielleicht deutbar als Hinweis auf eine Unendlichkeit, ohne Anfang und Ende.)

Voll Hoffnung und Zuversicht beschließen die Worte: „quia pius es“ – „denn Du bist gut“, das Mozart Requiem. Der Schlussakkord, ohne Bestimmung des Tonartgeschlechtes, lässt den Weg offen für das, was kommen wird.

 

 

 

 

Fotos Dieter Gürz

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