Tuba-Quartett mit Schlagzeuger begeisterte mit außergewöhnlicher Musik über 800 Gäste bei der Mozart-Serenade im Veitshöchheimer Hofgarten
Zum gesellschaftlichen Ereignis und Höhepunkt im Veranstaltungsreigen der Gemeinde Veitshöchheim zu ihrer 900-Jahr-Feier avancierte im Jahr 1997 die ins Würzburger Mozartfest eingebettete Nachtmusik mit dem Prager Kammerorchester im Hofgarten des Schlosses Veitshöchheim. Nach der gelungenen Premiere entsprach damals die Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg dem Wunsch der Gemeinde, die Nachtmusik im hiesigen Rokokogarten zu einer jährlich wiederkehrenden Dauereinrichtung werden lassen (mit Ausnahme der Coronajahre 2020 und 2021). Wie im Märchenland mutete am letzten Sonntag-Abend wieder die Kulisse vor dem Schloss an, als um 20.30 Uhr das Ensemble "European Tuba Power", ein Zusammenschluss der vier der angesagtesten europäischen Tubisten unserer Zeit rund um Andreas Martin Hofmeir (Salzburg), die im Schatten sitzenden über 800 Zuhörer einlud, ihre außergewöhnlich unkonventionelle Musik zu genießen, während zunächst die Abendsonne das Schloss anstrahlte, umgeben vom weißblauen Himmel.
Der Wettergott bescherte der Gemeinde als Veranstalter bei der wiederum ausverkauften 25. Auflage der Nachtmusik passend zum musikalischen Hochgenuss eine lauschige Sommernacht mit angenehmen Temperaturen.
Noch romantischer wirkte dann das zauberhafte Ambiente vor dem nach Einbruch der Dunkelheit angestrahlten Schloss.
Es war für alle Besucher ein unvergessliches musikalisches Abenteuer mit der faszinierenden Macht des Tiefen Blechs, basslastig, mitreißend, umwerfend, das Moderator und Ensemble-Chef Hofmeier wie folgt ankündigte: "Dass sich das Mozartfest Würzburg dazu entschlossen, hier im Hofgarten ein Programm auf die Bühne zu bringen, wo nur vier Tubisten und ein Schlagzeuger beteiligt ist, das finde ich mutig und das ist einen Applaus wert."
Der Grund, warum man in Würzburg seinem Ensemble eine solche Bühne für die Tuba mit ihrem "tiefen Gepfurze" gegeben habe, sei das "Jahr der Tuba" in Deutschland im Jahr 2024.
"Sie hat viel mehr Dynamikmöglichkeiten als ein Cello oder ein Sänger, kann so schnell spielen wie eine Geige und glänzen tut sie auch noch", schwärmte der Kabarettist und Tubaprofessor am Salzburger Mozarteum. Die nach seinen Worten "Krone der Instrumentenbaukunst" lobte er über den grünen Klee als das wunderbarste, großartigste und schönste Instrument überhaupt.
Als seinen Beitrag zum Jahr der Tuba präsentierte der Moderator einen kleinen Gedichtband mit dem Namen "Hundsgemeine Instrumentenkunde" und erheiterte immer wieder nach einzelnen Stücken das Publikum mit Kostproben der von ihm verfassten Schmähgedichte über alle anderen Instrumente, so über die Geige, die Orgel, das Schlagzeug oder das Keyboard, seines Erachtens das schlimmste Instrument, das es gibt.
So amüsierten sich bei der Mozart-Serenade im Veitshöchheimer Hofgarten die Zuhörenden fortlaufend über die lustigen Kommentare von Andreas Martin Hofmeir.
Passend zum Mozartfest eröffneten die Tubisten den Abend mit der "Kleinen Nachtmusik", dem berühmtesten Stück von W.A. Mozart überhaupt, normalerweise von Streichorchestern gespielt, die einzige klassische Weise an diesem Abend.
Noch viel mehr als eine Tuba allein glänzen natürlich vier Tuben. Deshalb versammelt Hofmeir bei European Tuba Power drei weitere Virtuosen des "zärtlichen Monstrums" um sich, nimmt einen Schlagzeuger (Christoph Huber) dazu und taucht so mit von diesem begleiteten Jazzarrangements, Pophits, Heavy Metall und Techno und mehr ganz weit ab auf den tiefsten Seelengrund des Groove.
Das Ensemble heißt so, weil verschiedene europäische Länder bedient werden.
v.l. Andreas Martin Hofmeir (Salzburg), János Mazura (Budapest), Schlagzeuger Christoph Huber (Mittelfranken),
der Südtiroler Michael Engl (seit 2011 Mitglied der Rheinischen Philharmonie in Koblenz) und Roland Szentpáli (Budapest).
Aus Ungarn mitgebracht hatte Szentpáli einen folkloristischen ungarischen Hochzeitstanz. Für die Jazzarrangements sorgt János Mazura, so bei einem Stück von Charly Chaplin und "My little Suede Shoes" von Charly Parker.
Christopher Huber, aus der Whatsappgruppe der Schlagzeuger für den Auftritt in Veitshöchheim zugelost, offenbarte bei einem Solo sein Können mit dem coolen Jazz-Funk-Standard "Chicken", komponiert von Pee Wee Ellis in den 60er Jahren, begleitet von den beiden Ungarn.
Den ersten Teil beschloss das Ensemble mit der legeren Pop-Nummer "I'm all over it" von Jamie Cullum.
Für den zweiten Teil nach der Pause kündigte der Moderator nicht mehr so ein "easy Jazz-Gerümpel" wie in der ersten Hälfte an. So legte das Ensemble gleich zünftig los mit "Snow Hey Oh" von den Red Hot Chili Peppers.
Der gemeindlichen Kulturreferentin hatte der Ensemble-Chef das Angebot gemacht, kostenlos zu spielen, wenn 80 Prozent tanzen. Seinem Aufruf folgten allerdings nur wenige, auch nicht als die Musiker dann eine "Latin-Melodie" spielten, so dass er schon von einem lethargischen Publikum und vom schüchternen Franken ausging. Groß war das Gelächter, statt einer Rumba oder dem anschließenden Cha Cha Cha einfach einen Schieber hinzulegen, niederbayerisch auch "L'Amour-Hatscher" genannt.
Nachdem Damenwahl und Herrenwahl auch nichts nutzten, stellte Hofmeir allen anheim, allein zu tanzen, den Damen die Haargummis zu lüften. Die Tubisten wechselten zum Genre Heavy Metal über und intonierten "Highway to hell" von AC/DC, bei dem sich alle von den Sitzen erhoben, mitklatschten und am Ende voller Begeisterung völlig untypisch für eine Mozartfest-Serenade ein lautstarkes Gejohle anstimmten.
Alle blieben bei Trommelwirbel on Fire und es erklang dann die moderne Musik "Wake me up" von Avicii.
Und zur Krönung verabschiedete sich das Ensemble mit rhythmischer, im Ohr dröhnender Technomusik, nicht ohne noch eine Zugabe zu kredenzen.
Zum Gelingen der Open-Air-Serenade trug wie in all den Jahren bisher der Männergesangverein Veitshöchheim bei, der die Gäste zu Beginn und in der Pause an zwei Ständen mit Getränken und Käse- und Schinkenstangen verköstigte. Der Einlass-Service oblag dem Kulturamt und die Bestuhlung dem Bauhof der Gemeinde.
Fotos (c) Dieter Gürz