Beeindruckende Ausstellung des Projektseminars "Jüdische Kunst, Kultur und Literatur" der Q 11 im Gymnasium Veitshöchheim
Link auf Mainpost Online vom 28.7.2023
Lina Grosch, Luca-Maria Zorn, Annette Nuß, Aron Simoni, Leonie Köhler, Mariella Eberle, Stefano Goinski, Sophie Reußner, Kunstlehrerin Britta Habersack, Emily Herbert und Lara-Fabienne Gottier (v.l.n.r. - es fehlt Francesca Bartsch) aus der Q 11 haben sich im vergangenen Schuljahr in ihrem Projektseminar unter der Leitung der Kunstlehrerin Studiendirektorin Britta Habersack akribisch mit dem Projektthema "Jüdische Kunst, Kultur und Literatur" beschäftigt. Mit Exkursionen im Jüdischen Kulturmuseum in Veitshöchheim und im Shalom Europa in Würzburg haben sie ihr Wissen erweitert und gelernt: Es gibt nicht "die Juden", aber es gibt "das Judentum". Dies wollten sie nun zum Schuljahresende in Form einer Kunstausstellung an Interessierte weitervermitteln. Sie präsentierten dazu literarische Werke, Kaltnadel-Radierungen, Montagen und Informationsplakate über diverse jüdische Künstler sowie über Einzelpersonen aus der Region.
Zum Andenken an den Gemischtwarenhändler Ernst Kahn, dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde Veitshöchheim und seiner Schwester Rosa Trepp, die beide am 28. April 1942 nach Izbica, südöstlich von Lublin gelegen, deportiert und in der Folge ermordet wurden, kreierten Stefano Goinski (links) und Aron Simoni eine dreidimensionale Box, mit welcher man in Verwendung von Tools interagieren, und auf die Geschichte dieser beiden historischen Persönlichkeiten eingehen kann. Auf dieser Holzbox befinden sich zwei Würfel, welche man drehen kann, um jeweils Informationen bzw. Bilder in Verbindung mit den Stolpersteinen Ernst Kahns und Rosa Trepps zu sehen. Man kann diese Box auch aufklappen was dazu führt, dass man auch aufklappbare Texte einsehen kann.
Gleich daneben postierte Mariella Eberle ihr Porträt von Oskar Schindler, um seine wundervollen Taten in Erinnerung zu halten. Ihr Kunstwerk zeigt Oskar Schindler nach seiner Verhaftung am 21. Juli 1938. Nachdem er drei Jahre für den Geheimdienst der deutschen Wehrmacht gearbeitet hatte, wurde er in Zwittau wegen Spionage angeklagt
"Traurige Realität" nennt Sophie Reußner ihre Bleistiftzeichnung des Szenarios einer Deportation am Bahnhof in Würzburg, wo die Menschenmassen eng aneinander gedrängt sind, in der Mitte das Gepäck, was Ihnen abgenommen wurde. Die Künstlerin will damit die Ahnungslosigkeit und Hilfslosigkeit der Menschen aufzeigen, während sie deportiert werden. Um das Bild herum gruppierte sie Zitate bzw. Gedanken von Menschen, was sie zu diesem Zeitpunkt gedacht/befürchtet haben.
Leonie Köhler widmete sich dem Schicksal der Anne Frank (links), der Architektur der Großen Synagoge wie auch der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Pilsen (Bildmitte) und mit den Zeichnungen rechts zeigt sie im Vergleich die Gestaltung verschiedener Synagogen auf.
Luca-Marie Zorn und Lina Grosch haben das Leben und die Werke der beiden jüdischen Impressionisten Jakob Nussbaum und Max Liebermann auf einem Plakat zusammengefasst. Dazu haben sie (darunter zu sehen) jeweils selbst ein Gemälde gemalt im Stil des Impressionismus.
Annette Nuß (links) bildete mit getrockneten Blüten den achtarmigen Leuchter „Chanukkia“ aus dem Judentum und zeigte damit die Verbindung zur Natur und der Schönheit der Vielfältigkeit auf.
Emily Herbert (rechts) hatte die Idee einen alten, ihr unbekannten Friedhof erst zu erkunden und zu fotografieren und anschließend die Impressionen durch einen Kaltnadeldruck in Schwarz-Weiß abzubilden.
Lara-Fabienne Gottier widmete sich in ihrer Kurzgeschichte dem Leben eines Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie handelt von zwei besten Freunden, Friedrich Rosenthal und dem namenlosen Ich-Erzähler. Die beiden kennen sich schon von Kindesbeinen an, sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Sie sind sich sowohl bei der Erziehung ihrer Kinder als auch im ersten Weltkrieg beigestanden. Die beiden Männer, die mit jüdischem Glauben geboren wurden, ihn jedoch nie praktizierten kamen ruhmreich geschmückt aus dem ersten Weltkrieg wieder und dachten, das schlimmste hätten sie hinter sich. Doch dann kam die Herrschaft der Nationalsozialisten.
In den Monaten November und Dezember hatte sich die Projektgruppe bildlich mit dem Gedicht "Herbstzeitlosen" der deutsch-jüdischen Schriftstellerin Hilde Domin (1909-2006) auseinandergesetzt, die erklärtermaßen nicht jüdischen Glaubens war und eine bedeutende Vertreterin des „ungereimten Gedichts“ ist.
Mit floralen Mustern interpretierte jeder Q11ler kontrastreich die im Gedicht "Herbstzeitlose" ausgedrückten Zerstörungen im Krieg, die Nachkriegszeit und den Aufbruch in ein neues Leben, so den Verlust der Kindheit, Traumatas und Mut schöpfen.
So kehrte Hilde Domin aus dem Exil in Israel wieder nach Deutschland zurück.
Fotos Dieter Gürz