Bewahrung der alten Tradition der Veitshöchheimer Schlappsäu: An die 100 Kultfiguren trafen sich am Faschingsdienstag beim VCC-Sitzungspräsidenten zur Einkleidung von Landrat und FVF-Präsident

Veitshöchheim gilt zurecht als Hochburg der Fränkischen Fasenacht. Höhepunkte des Veitshöchheimer Faschings sind neben der Fernsehsendung "Fastnacht in Franken", den Prunksitzungen des Veitshöchheimer Carnevalclubs und der Tanz-Sport-Garde und dem Rosenmontagszug auch das Treiben der „Schlappsäu“ am Faschingsdienstag. Wer nämlich als Narr etwas auf sich hält in Veitshöchheim, geht an diesem Tag aus Tradition als Schlappsau. Während sie früher noch auf der Straße ihr Unwesen trieben, sind die heute in Gruppen auftretenden Gestalten bei vielen Veitshöchheimern gern gesehene Gäste. Alle die heute derart verkleidet im Ort unterwegs waren, fanden sich gegen Mittag beim VCC-Sitzungspräsidenten Manuel Seemann  und seiner Lebenspartnerin Carina Wohlfahrt ein, die ihr neuerbautes Reiheneckhaus im Baugebiet Sandäcker erstmals für die Schlappsäu öffneten.

Nicht ohne Grund: Der VCC-Sitzungspräsident hatte nämlich den Appell von  Bernhard Schlereth, Ehrenpräsident des Fastnachtsverbandes Franken, beim Festakt des VCC in den Mainfrankensälen anlässlich der verspäteten Feier des 55jährigen Jubiläums im Juli 2022 aufgegriffen. Dem Träger des VCC-Ehrenordens Nr. 1 lag damals  besonders die Bewahrung der alten Tradition der Veitshöchheimer Schlappsäu am Herzen. Er wünschte sich, dass sie nicht abreißt, sondern nach der Corona-Zeit wieder voll belebt und unterstützt wird. 

Schlereth selbst hatte bereits ein Jahr zuvor die Süd-Fassade des Fastnachtshauses visavis vom Bacchuskeller-Eingang auf seine Kosten mit Motiven der Schlappsäu und aus dem Hofgarten wie Schloss, Wasserhaus und Pegasus durch die Illustrationsgrafiker Werner Hofmann und Arno Ludwig bemalen lassen.

Somit sind die Kultfiguren der Veitshöchheimer Fasenacht das ganze Jahr über im Ort präsent und geraten nicht in Vergessenheit.

Gut eine Stunde bevor die Schlappsäu aus dem Ort sich einfanden,  waren als Ehrengäste Landrat Thomas Eberth (2.v.l.) und Frankens Fastnachtspräsident Marco Anderlik (Bild unten rechts) gekommen, die zusammen mit den anderen Gästen,  u.a. 2. Bürgermeister Elmar Knorz (links), VCC-Club-Präsidentin Conny Lyding und Fastnachtsführer Rudi Hepf (beide rechts vorne) auf ein dreifaches Veitsbacher - Schlappsau - Helau anstießen.

Ausführlich schilderte Hepf den beiden Ehrengästen die Tradition der Veitshöchheimer Schlappsäu am Faschingsdienstag.  Wie Hepf sagte, haben die Schlappsäue ihren Ursprung zu Zeiten des Fürstbischofs von Seinsheim, als dieser einmal im Jahr Veitshöchheimer Bürger zu einem Fest in den Hofgarten einlud und diese sich dann entsprechend verkleideten, um nicht erkannt zu werden.

Eine Schlappsau, so erläuterte er, darunter versteht man eigentlich einen nachlässig gekleideten Menschen. In Veitshöchheim sei dieser Ausdruck am Faschingsdienstag aber eher ein Kompliment. Die Veitshöchheimer Schlappsäue nannte er ein Stück Kultur. Hepf: "Wer eine richtige Schlappsau sein will, braucht dazu einen Lampenschirm als Kopfbedeckung und einen Vorhang als Umhang. Und erkennen soll man die Schlappsau auch nicht. Also gehört auch eine Maske dazu und sie verstellt ihre Stimme. Ein Brauch, der sonst nirgendwo noch zu finden ist."

Stimmung bringt natürlich eine Gruppe, wenn sie auch noch einen Musikanten dabei hat, so wie im Bild Erhard Sungl, Seemanns Vorgänger als Sitzungspräsdent.

Gleich eine ganze Kapelle sind die Schlappsäu vom Musikverein mit Bürgermeister Jürgen Götz am Saxophon in ihren Reihen. Sie gesellten sich ebenfalls zu den anderen.

Schließlich ließen sich der Landrat und auch der FVF-Präsident davon überzeugen, einmal selbst in das Gewand einer Schlappsau zu schlüpfen. Hilfestellung leistete ihnen dabei die gemeindliche Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann, die aus ihrem reichhaltigen Fundus auch das passende für die Ehrengäste fand.

Noch haben beide Probleme mit dem richtigen Sitz der Maske. Martina Edelmann, Manuel Seemann und Carina Wohlfahrt freuen sich gleichwohl über den gelungenen Coup.

Keine Frage, dass Thomas Eberth und Marco Anderlik zusammen mit der VCC-Clubpräsidentin Conny Lyding und Bürgermeister Jürgen Götz auch noch andere Häuser im Ort aufsuchen, u.a. auch den neuen Pfarrer Christian Nowak, der das Pfarrhaus ebenfalls für die Schlappsäu heute geöffnet hat.

Und keine Frage, dass die Schlappsäu auf ihrer stundenlangen Tour von Haus zu Haus schon allerhand Stehvermögen haben müssen .Überall wartet nämlich auf sie reichlich Speis und Trank, so wie bereits auch im Haus des Sitzungspräsdenten.

Als Schlappsau unterwegs war auch 3. Bürgermeister Steffen Mucha.

Lautes Wehklagen und Jaulen einer großen Schar  maskierter Lumpengestalten und Marschmusik werden dann heute Abend kurz vor Mitternacht die Anlieger aus den Betten reißen. Denn die Originalgestalten der Veitshöchheimer Fasenacht marschieren wie hier in den Sandäckern dann zum Rathausinnenhof, von Schlappsau-Dudlern des Musikvereins in Schritt gehalten.

Sie kommen zusammen, um ihre geliebte Fasenacht, die seit dem 11.11. in Veitshöchheim ihr Unwesen trieb, um Mitternacht zu Grabe zu tragen. Vorbei sind dann die tollen Feste, vorbei die schöne Zeit der Narretei.

Fotos (c) Dieter Gürz