Der Bürgermeister besichtigte das erste in Veitshöchheim zugelassene Wasserstoffauto
Futuristisch mutet der Toyata Mirai mit einer Länge von 4,89 Metern, einer Breite von 1,54 Metern und einer Höhe von 1,5 Metern an, den seit kurzem der Veitshöchheimer Naturheil-Praktiker Norbert Heinrich sein eigen nennt. Das auffällige Fahrzeug ist das erste Wasserstoff-Auto, das in Veitshöchheim und erst das dritte, das laut Heinrich in Unterfranken zugelassen ist.
Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz ließ es sich nicht nehmen, sich das erste Wasserstoff-Auto, das er zu Gesicht bekam, in Augenschein zu nehmen, wurde doch Veitshöchheim im März 2017 vom BMU aufgrund seiner vielen Leuchtturmprojekte als Vorreiter im Klimaschutz in Unterfranken ausgezeichnet. Er hält einen solchen Kauf für nachahmenswert, ist doch Heinrich mit seinem Gefährt ohne Ausstoß von CO2-Emissionen oder Schadstoffen unterwegs.
Neu kostet die eigenwillig designte Stufenhecklimousine von Toyota, die ihre Premiere im Jahr 2014 hatte, heute rund 80.000 Euro. Vor allem in Kalifornien konnte Toyota einige Tausend dieser Modelle dank der großzügigen 50-prozentigen Förderung des US-Bundesstaates absetzen. Und aus Kalifornien stammt auch das Wasserstoff-Auto des 58jährigen, der seit 1994 bis 2000 Leiter und Inhaber des Gesundheitszentrums in Veitshöchheim und seit 2000 in der Benzstraße in Veitshöchheimer Gewerbegebiet als staatlich anerkannter Heilpraktiker eine Praxis für Naturheilverfahren betreibt.
Heinrich konnte ein solches vom Bundesstaat Kalifornien gefördertes Fahrzeug aus dem 2016 mit einem Kilometerstand von 53.000 für 20.000 Euro (inclusive Zoll, Mehrwertsteuer und Transport) in Bestzustand mit kompletter Serienausstattung wie Navigationssystem, Sitzheizung vorne und hinten und zahlreichen Assistenzsystemen importieren. Fündig war er im Internet geworden. Die Abwicklung hatte Bavaria Cars München übernommen.
Kernpunkt des Autos ist, wie im Bild zu sehen, die Brennstoffzelle, die den Kraftstoff Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt. Mit dieser wird dann der Elektromotor angetrieben. Abgase gibt es bei Modellen mit Brennstoffzellen keine. Als Emission entsteht nur Wasserdampf. Der entscheidende Unterschied zum reinen Elektroauto: Es muss kein Akku stundenlang aufgeladen werden.
Das Gepäckvolumen fällt mit 361 Liter eher bescheiden aus. Untergebracht ist im Kofferraum auch der Tank mit einem Volumen von fünf Kilogramm Wasserstoff und einer gegenüber einem Benzinauto viel kleinerer Batterie.
Mit dem Brennstoffzellen-Fahrzeug fährt Heinrich nun an spezielle Wasserstoff-Tankstellen und versorgt sein Fahrzeug per Zapfpistole mit Wasserstoff.
Allerdings gibt es in ganz Deutschland aktuell nur 84 dieser Wasserstoff-Stationen, in der Region eine bei TOTAL in Biebelried, die nächsten im Umkreis in Geiselwind, Erlangen, Frankfurt und Erfurt, was für den Wasserstoff-Auto-Pionier aber kein Problem darstellt.
Im Vergleich zu konventionellen Elektroautos führen die Brennstoffzellen-Pkw nämlich noch einen Dornröschenschlaf. Gerade einmal 386 Wasserstofffahrzeuge waren Stand 18. Juni in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen (Quelle: EFAHRER.com 2020). Denn auch das Angebot an Fahrzeugen ist bislang sehr klein. Derzeit werden nur zwei aktuelle Modelle in Deutschland zum Kauf angeboten – der Hyundai Nexo und der Toyota Mirai. Ausschließlich im Leasing für ausgewählte Kunden gibt es den Mercedes GLC F-Cell, der als Hybrid-Fahrzeug auch über eine Elektrosteckdose aufgeladen werden kann.
Wie eine Probefahrt mit dem Heilpraktiker offenbarte, bietet der Toyata Mirai wie alle Elektroautos mit minimalem Antriebsgeräusch und viel Drehmoment viel Fahrspaß. Das 154 PS starke Wasserstoff-Auto beschleunigt innerhalb von 9,6 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 178 km/h.
Ein Kilogramm Wasserstoff kostet an der Tankstelle 9,50 Euro und bringt die meisten Fahrzeuge rund 100 Kilometer weit. Insoweit liegen die Treibstoffkosten ähnlich hoch wie bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Die Wartungskosten von Brennstoffzellen-Fahrzeugen liegen in der Regel unter denen eines vergleichbaren Verbrenners. Der Elektromotor braucht kaum bewegliche Teile und ist im Prinzip wartungsfrei.
Fotos (c) Dieter Gürz