Veitshöchheimer Bilhildiskindergarten als fünfte Kita in Bayern mit dem Titel Eine Welt-Kita - fair und global ausgezeichnet
Groß war die Freude heute morgen im Veitshöchheimer Bilhildiskindergarten, als im Rahmen eines fairen Frühstücks für die 58 Kindergartenkinder Caren Rehm (re.) vom "Eine Welt Netzwerk Bayern e.V." in Augsburg an die Kinder Linus und Lando und Leiterin Angelika Vey-Rossellit (kniend) das bis 28.2.2022 gültige Zertifikat "EineWelt-Kita fair und global" überreichte. An der Auszeichnungsfeier nahmen auch v.l.n.r. Pfarrer Robert Borawski, Bürgermeister Jürgen Götz, dessen Mitarbeiter Jan Speth, Gemeindereferentin Roswitha Hofmann, Elternbeiratsvorsitzende Melanie Fotak und Christiane Backmund vom Trägerverein teil.
Die Feier bildete quasi den Auftakt des Fairen Wochenendes, zu dem die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Gemeinde Veitshöchheim von heute Freitag bis Sonntag die Bevölkerung eingeladen hat. Auf dem Programm steht Freitagabend, 19 Uhr ein Vortrag zum Thema „Nachhaltige und fair gehandelte Kleidung“ in der Bücherei im Bahnhof mit kleiner Modenschau. Ein Fairtrade-Brunch erwartet die Veitshöchheimer dann am Samstag zwischen 10 und 13 Uhr im Feuerwehrhaus. Den Schlusspunkt des Fairen Wochenendes setzt am Sonntag ein Gottesdienst in der Vituskirche ab.
Wie die aus München eigens angereiste Caren Rehm sagte, sind auch Kinder vom Zusammenwachsen der Welt unmittelbar betroffen und müssen sich mit den Chancen und Risiken dieser Entwicklung auseinander setzen. Deshalb sei es das Ziel des am 1. Juni 2017 gestarteten Projektes "Eine Welt-Kita: fair und global" "Eine Welt-Themen" bzw. "Globales Lernen" als Bildungskonzept in bayerischen Kindergärten und Kindertageseinrichtungen stärker zu verankern sowie pädagogische Fachkräfte bei dieser Aufgabe zu unterstützen.
Kooperationspartner des vom Bundesentwicklungsministerium geförderten Vereins "Eine Welt Netzwerk Bayern e.V." sind u.a., wie auf der Urkunde abgedruckt, das Staatsinstitut für Frühpädagogik, die kath. und evang. Kita-Landesverbände und verschiedene Hilfswerke wie Miseror oder Brot für die Welt. Bislang zertifiziert wurden Kitas in Amberg, Bad Aibling, Ochsenfurt und Augsburg. Dem Bildhildiskindergarten folgt im Mai noch eine Kita in Alzenau.
Kita-Leiterin Angelika Vey-Rossellit stellt voller Stolz fest: "Das Zertifikat bescheinigt, dass in unserem Kindergarten der Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Welt gelegt und gelernt wird Interkulturalität wertzuschätzen und sich für Fairness und Gerechtigkeit einzusetzen." Die Themen des Globalen Lernens werden auch über den Kindergarten hinaus weiterverbreitet, an die Familien und durch öffentlich-wirksame Veranstaltungen sowie Veröffentlichungen.
In ihrer Laudatio würdigte Caren Rehm, dass sich der Veitshöchheimer Kindergarten schon seit längerer Zeit mit Umweltbildung und interkulturellem Austausch auseinandersetze. Bereits vor einiger Zeit wurde er deshalb als Sprach-Kita (Schwerpunkte sind alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit den Familien) und auch als Kita-Wasserschule ausgezeichnet, in der das Bewusstsein für den Wert des Wassers geweckt und die Kinder auch für den Wasserschutz sensibilisiert werden.
Lobend stellte Rehm auch heraus, dass den Kindern in der Kita die Möglichkeit der Partizipation gegeben sowie über Kinderrechte aufgeklärt wird. Hierfür wurde extra eine Kinderverfassung gemeinsam mit den Kindern erarbeitet und im Mai 2018 verabschiedet und konzeptionell verankert.
Der Kindergarten pflege darüber hinaus seit Jahren eine Partnerschaft mit einer Kita in Kenia. Die Partnerschaft bestehe aus Briefwechsel und sogar aus Besuchen, im Rahmen von Begegnungsreisen (auf beiden Seiten). In der heutigen Zeit wäre auch ein digitaler Austausch denkbar. So lernten beide Seiten die Lebenswelten untereinander kennen. Mit dem Erlös der Martinsaktion werde der Partnerkindergarten in Kenia unterstützt.
Dies helfe den Kindern in der Kita, unsere Welt als Eine Welt zu verstehen. Fühlen, Denken, Urteilen und Handeln, Identität und Weltsicht sind für die Kita-Leiterin wichtige Lernfelder. Der Faire Handel biete sehr viel Potential als Einstieg in das Globale Lernen. Vey-Rossellit: "Durch die Verwendung von fairen Produkten in unserer Einrichtung übernehmen Kitaleitung, ErzieherInnen und Eltern Verantwortung für einen fairen und nachhaltigen Konsum. Wir haben fair gehandelten Kaffee, Milch und Schokolade zu Nikolaus und Ostern."
In der Vorbereitung zum fairen Frühstück hat das Kita-Team mit den Kindern über die Zutaten von Schokolade gesprochen, auf die sich alle gerade zu Ostern wieder so richtig freuen. Doch der Kakao hierfür wird oft mit Kinderarbeit geerntet, weshalb den Kindern das Fair trade Siegel gezeigt wurde. Dieses half schließlich beim Einkaufen für das Frühstück. Ausgerüstet mit den fairen Produkten bereitete das Team mit den Kindern ein faires und regionales Frühstück vor: Müsli aus selbst hergestellten Haferflocken (mit einem Flocker), selbstgemachte Marmelade, Wasserschutzbrot (aus regional und grundwasserverträglich angebauten Feldfrüchten), Fairer Milch, Kakao, Zucker.
Die Kinder frühstückten und schmierten sich ihre Brote selbst. Besonders gut kam der Kakao an, den die Kinder selbst mixten, der auch den Gästen beim Probieren so richtig mundete.
Es war ein rundum gelungenes faires Frühstück mit sehr satten Kindern und bestens versorgten Gästen.
Der Bilhildiskindergarten besitzt Puppen mit verschiedenen Hautfarben und entsprechende Bilderbücher zu Themen wie verschiedene Kulturen, Menschenrechte, Flucht und Vertreibung, verschiedene Sprachen und Weltkarte.
Angelika Vey-Rossellith:
"Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung und freuen uns, wenn wir durch unseren Einsatz als Erzieher und Pädagogen mithelfen können, die Welt jeden Tag ein Stück fairer werden zu lassen."
Aussagekräftig sei in diesem Sinn dieses afrikanische Sprichwort:
„Wenn viele kleine Hände, an vielen kleinen Orten,
viele kleine Dinge tun, dann werden sie die Welt verändern.“
Fotos (c) Dieter Gürz