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Faires Wochenende der Fairtrade-Gemeinde Veitshöchheim: Vorstellung fair hergestellter Mode in der Bücherei im Bahnhof

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Erinnerungsfoto anlässlich des Vortrags  über faire Mode am Freitagabend in der Bücherei im Bahnhof mit Bürgermeister Jürgen Götz (re.), Detoory-Firmengründer Julian Herrhammer (2.v.r.) und dessen Unterstützerin Sybille Reiß (li.) und hinten Margret Simmelbauer (3.v.r.) und Jan Speth (li.) - beide von der Fairtrade-Steuerungsgruppe der Gemeinde mit den zehn Schülern des Gymnasiums Veitshöchheim, die quasi auf dem Laufsteg fair gehandelte T-Shirts in Bio-Qualität des  Modelabels "Deetory" vorführten, das mit Nachhaltigkeit punkten soll.

Wie die Gymnasiallehrerin Margret Simmelbauer, die Vorsitzende der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Gemeinde Veitshöchheim zur Begrüßung sagte, verbindet man allgemein Fairtrade mit fairem Kaffee, Bananen oder Schokolade. Die Steuerungsgruppe habe nun mit dem Vortrag zum Thema „Nachhaltige und fair gehandelte Kleidung“ in der Bücherei im Bahnhof mit kleiner Modenschau eine andere Sparte in den Vordergrund gerückt.

Dazu konnte sie als Referenten Julian Herrhammer begrüßen, der hauptberuflich sein Geld bei Media-Markt verdient und zusammen mit seinem Kollegen Sebastian Becker seit Anfang 2017 in Würzburg "Faire Mode, nachhaltig & ökologisch, shoppen & Gutes tun" unter dem Label „Deetory“ entwirft und vertreibt.

Der Jungunternehmer schilderte in aller Ausführlichkeit, wie es zur Firmengründung kam und wie unter dem Gesichtspunkt "Fairtrade" aus der Baumwollpflanze ein T-Shirt wird.

 

Bürgermeister Jürgen Götz verwies im gut gefüllten Lesecafé der Bücherei darauf, dass die Gemeinde seit 2017 unter dem Titel "Fairtrade Gemeinde" firmiert, das Landkreisgymnasium letztes Jahr eine "Fairtrade School" ist. In der Fairtrade-Steuerungsgruppe der Gemeinde sei man übereingekommen, einmal ein ganzes Wochende lang den "Fairtrade-Gedanken" in den Mittelpunkt des Interesse im Ort zu stellen.

Der Vortrag war eine  von mehreren Veranstaltungen an diesem "Fairen Wochenende", zu dem die Steuerungsgruppe die Bevölkerung eingeladen hat. Am Freitag-Vormittag wurde bereits der Bilhildiskindergarten mit dem Zertifikat "EineWelt-Kita - fair und global" ausgezeichnet. Zum Fairtrade-Brunch hatte die Steuerungsgrupppe dann am Samstagvormittag in den Vereinsraum des Feuerwehrhauses eingeladen. Den Schlusspunkt des Fairen Wochenendes setzte am Sonntagmorgen ein von der Kolpingsfamilie gestalteter Gottesdienst in der Vituskirche mit anschließendem Verkauf fairer Waren.

Wie Julian Herrhammer erzählt, war Deetory zu gründen eine Herzensangelegenheit von ihm und Sebastian Becker. Sie arbeiteten zusammen bei dem besagten großen Elektrofachhändler. Sie hätten  recht schnell gemerkt, dass keiner von ihnen seine gesamte Zukunft hier verbringen möchte. So wollte Herrhammer gerne  etwas Kreatives machen in Richtung Mode und Streetstyle. Diese Idee setzten sie dann auch um und schrieben einen Businessplan.

Die Firmengründer wollten dabei ihrem Label eine besondere Note geben. Bei ihnen sollte der Kunde fair gehandelte Kleidungsstücke in Bio-Qualität erhalten. 

Das Fair-Trade-Zertifikat für das Endprodukt habe seine Firma aber noch nicht bekommen, obwohl alle Voraussetzungen erfüllt seien. Für sie als Startup-Unternehmer sei es nicht leistbar, zur Lizensierung für die bisherigen acht Designs jeweils 4.000 Euro hinzublättern.

Der 29jährige, der vor kurzem den Handelsfachwirt gemacht hat, erläuterte ausführlich die Wertschöpfungskette eines T-Shirts in drei Steps aus der Sicht des Baumwoll-Anbauers, des Garn-Produzenten und der Näherei.

Die kontrolliert biologische Baumwolle stammt aus kleinbäuerlichen Anbauprojekten in Tansania, wo  Pestizide, Kunstdünger und Entlaubungsmittel nicht zum Einsatz kommen. Mit den Bauern werde vorher ein fairer Preis mit Absatzgarantie ausgehandelt, so dass sie davon leben könnten.

 

 

Die Weiterverarbeitung der Baumwolle von der Entkernung, dem Pressen der Ballen, der Reinigung der Fasern, der Produktion des Garns in der Spinnerei bis hin zu der Stoffverarbeitung in der STickerei und dem Bleichen, Färben mit natürlichen Farben, Drucken und Veredeln im Prozesshaus erfolgt bei der Firma Sunflag Limited in Arusha (Tansania). Das 1965 gegründete Unternehmen beschäftigt über 2700 Mitarbeiter, alle über 18 Jahre alt. Das Abwasser wird wieder aufbereitet.


Diese Produktionsfirma bietet Sozialprogramme, die Unterkunft, subventionierte Mahlzeiten, Transport, Versicherung, medizinische Versorgung, Bildung und Gesundheitsbewusstsein umfassen.

 

 

Nähen lässt Detoory die T-Shirts in Kenia. Die Näherei dort gehört einer deutschen Auswanderin, die ihr Unternehmen mit deutschen Standards führt, um Ausbeutung zu verhindern. Auch deren Mitarbeiter,, so Herrhammer bekommen einen fairen Lohn und sind krankenversichert.

Neben dem niedrigen CO2-Wert würden die T-Shirts von Deetory auch einen weitaus geringeren Wasserverbrauch aufweisen. Herrhammer: "Für die Herstellung eines herkömmlichen T-Shirt brauche man 2.700 Liter Wasser. Wir schaffen es durch Abwasserrecycling mit maximal 400 Liter Wasser auszukommen."

So verkauft Deetory nun als Online-Firma nach zweijähriger Entwicklungsphase T-Shirts, Mützen, Sweatshirts und mehr für Männer, Frauen und Kinder, die fünf Jungs und fünf Mädchen des Gymnasiums Veitshöchheim in der Bücherei im Bahnhof im Rahmen einer kleinen Modeschau vorführten.

Seit einem halben Jahr kann die Deetory-Kleidung käuflich auch in einem Laden am Vierröhrenbrunnen in Würzburg erworben werden.

 

 

Das Konzept der beiden Firmengründer Julian Herrhammer und Sebastian Becker spiegelt sich in Namen und Logo ihres Modelabels wider. "Deetory" setzt sich zusammen aus dem englischen Wort "Deed" für "Wohltat" und "tory" als Kurzbezeichnung für "Factory", die "Fabrik". Herrhammer: "Man könnte "Deetory" auch als "Wohltatfabrik" übersetzen." Das soll dafür stehen, dass ausschließlich fair gehandelte Bekleidung in Bio-Qualität verkauft wird. Das "Deetory"-Logo setzt sich laut Herrhammer zusammen aus zwei sogenannten maslowschen Bedürfnispyramiden, die sich mit ihren Spitzen in der Mitte überlagern. Das soll symbolisieren, dass die Menschheit in ihrem Streben nach dem Bestmöglichen allmählich aus dem Gleichgewicht gerät. "Wir sind wahnsinnig verwöhnt und leben auf Kosten und Lasten anderer", sagt Herrhammer. Der Strich durch die Mitte des Logos soll nichts weniger bedeuten, als dass "Deetory" diese Entwicklung durchkreuzen und der Welt etwas zurückgebe.

So haben sich die Firmengründe eine Währung überlegt , den "D" (gesprochen: "Di"). Den erwirbt der Kunde beim Kauf der Kleidungsstücke kostenlos mit. Den Gegenwert des "D" in Höhe von drei Euro kann er an eine wohltätige Organisation spenden. Der Käufer entscheidet selbst, wohin er wieviel seiner Spenden verteilt.

Bisher dabei sind die "DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe", die Organisation "Hilfe im Kampf gegen Krebs" und die Würzburger Kulturtafel. Die Summe, die so bisher über den "D" zusammenkam liege noch bescheiden im dreistelligen Bereich.

Bei der Modenschau präsentierte ein Jugendlicher auch ein T-Shirt, auf dem eine Anananas abgebildet war. Das junge Würzburger Modelabel DEETORY war auch auf dem 43. Internationalen Kinderfest Würzburg 2018 der DAHW  vertreten. An ihrem Stand hatten sie Kids zwischen 3 und 13 zum einem Malwettbewerb eingeladen. Beim anschließenden Onlinevoting hat die Ananas mit Abstand gewonnen, die jetzt das DAHW Shirt 2018 ziert. Dies ist ein gutes Stück, das Gutes tut, denn für jedes DAHW Shirt, das bei Deetory für Kinder (25 €) oder Erwachsene (30 €) bestellt wird, gehen 3 Euro an die DAHW zur Unterstützung ihrer vielfältigen medizinischen und sozialen Projekte in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Auf Nachfrage erklärte Herrhammer, dass vom Verkaufspreis pro T-Shirt 6 Euro an die Produktionsfirma und davon rund 20 Prozent an den Baumwollbauern geht.

 

Leben können Herrhammer und sein Geschäftspartner von ihrem Mode-Label noch nicht. "Die Verkaufszahlen sind gestiegen, wenn auch nicht deutlich", sagt Herrhammer. Gewinne würden aber nicht ausgezahlt, sondern in die Entwicklung der Firma gesteckt.

Beide möchten, dass Deetory für junge Designer eine Art Plattform wird, wo sie ihre Sachen zeigen können. Wenn die Designs gut bei den Leuten ankommen, wollen sie dann abstimmen lassen und die Shirts von den Nachwuchsdesignern auf den Markt bringen.

 

Fotos (c) Dieter Gürz

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