Artikel neu gefasst: Traurig, aber wahr - In diesem Jahr keine Faschingsparty zum Rosenmontagsumzug im Veitshöchheimer Treffpunkt
Link auf Gegendarstellung des Verpächters zu diesem Artikel mit Stellungnahme des Pächters
Der Wirt der Veitshöchheimer Kult-Kneipe "Treffpunkt" Wolfgang Plinske präsentiert das Abmahnungsschreiben seines Verpächters.
Vor dem Aus steht das Kneipenlokal "Treffpunkt" im Herzen des Veitshöchheimer Altorts. Seit 19 Jahren besteht hier in der Thüngersheimer Straße 3 die alte Tradition einer Eckkneipe, in der man an der Theke in zwangloser Runde mal ein Bier trinken und sich auf einen Plausch treffen kann. Auch für Stammtisch-, Karten- oder Schachspiel-Runden und für Vereinstreffs ist der Treffpunkt ein sehr beliebtes Lokal im Ortskern. Hier kehren am Abend auch Studenten der Landesanstalt oder auch die Gäste der umliegenden Hotels ein, ebenso lassen die Mitglieder des Gemeinderates häufig hier ihre Sitzungen ausklingen.
Hier ist besonders in der Faschingszeit immer was los, kommen Leute nach der Generalprobe und der Livesendung der „Fastnacht in Franken“ von den Mainfrankensälen und dem anschließenden Empfang hoch und bleiben hier, bis die Bäckereien aufmachen.
Doch seit dem Sommer letzten Jahres hat der Wirt Wolfgang Plinske „Zoff“ mit seinem Verpächter Franz Götz, nachdem dieser die Wohnung im Dachgeschoss über dem Treffpunkt an eine Familie mit einem kleinem Kid (Berichtigung: Kind wurde Ende Oktober geboren) vermietet hat. Plinske: "Von da an war der Betrieb in gewohnter Form nicht mehr möglich." (Ergänzung: gemeint war hier natürlich der Vermietungszeitpunkt und nicht der Zeitpunkt der Geburt).
Es hagelte Beschwerden, das Rauchen vor der Türe sei zu unterlassen, es kam zu verbalen Auseinandersetzungen, die Polizei wurde gerufen und ein Anwalt des Verpächters schickte ihm eine Abmahnung mit der Drohung der fristlosen Kündigung im Wiederholungsfall und dass spätestens ab 22:00 Uhr Zimmerlautstärke zu herrschen habe. Selbst ein normaler Betrieb ohne besonderen Lärm wurde als störend empfunden.
Plinske hat den Eindruck gewonnen, dass ihn der Vermieter ganz herausdrängen möchte, denn bereits im Frühjahr 2018 habe sich dieser bei ihm erkundigt, ob es denn nicht eine Möglichkeit gäbe, den Pachtvertrag vorzeitig aufzulösen. Nachdem der Verpächter damals nicht bereit war, die zwar geringen, aber noch ausstehenden Abnahmeverpflichtungen der Brauerei gegenüber abzulösen, war für Plinske die Angelegenheit zunächst erledigt. Doch er hatte sich zu früh gefreut.
Der Wirt zog nun für das Faschingswochenende erste Konsequenzen und unterließ es, seinen Stamm-DJ Olli wie bisher von Donnerstag bis Montag zu engagieren. Am Faschingssonntag sei zwar wie jedes Jahr ab 17:00 geöffnet. Am Rosenmontag müsse jedoch der Treffpunkt leider geschlossen bleiben.
Damit ist nicht nur eine langjährige Veitshöchheimer Tradition zu Ende. Wie Plinske sagt, erleide er dadurch auch einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden, denn der Rosenmontag war bisher immer mit Abstand der umsatzstärkste Tag im Jahr, an dem er schwache Zeiten ausgleichen konnte.
Plinske ist der vierte Pächter, seit der Eröffnung der Kneipe im Neubau, den Franz Götz im Jahr 2000 im Rahmen der Altortsanierung erstellt hat. Nach zehn Jahren Führung hatten die Wirts-Eheleute Rudi und Marianne Wallesch 2009 den Treffpunkt in die Hände von Ferdinand Simper und Franziska Rüthlein gelegt. Als diese sich Ende Januar 2013 zur Ruhe setzten, stand die beliebte Kneipe vor dem Aus.
Es dauerte schließlich fast ein Jahr, bis der Hauseigentümer mit dem US-Amerikaner Gregg Cresswell einen neuen Pächter fand, der im Dezember 2013 das Lokal als einfaches nordamerikanisches Diner-Restaurant eröffnete. Dieser kam jedoch anscheinend auf "keinen grünen Zweig", denn Götz sah sich gezwungen, den Pachtvertrag nach nur wenigen Monaten wieder zu beenden.
Der Verpächter versuchte dann lange Zeit verzweifelt, einen geeigneten Pächter zu finden. Auch die Einschaltung eines Maklerbüros brachte zunächst nicht den gewünschten Erfolg, bis dann Wolfgang Plinske, im November 2014 den Treffpunkt wiedereröffnete.
"Wie in alten Zeiten: Treffpunkt-Kneipe im Veitshöchheimer Altort wieder in Betrieb" so hieß es am 7. November 2014 auf Veitshöchheim News. "Da geht mein Herz auf" strahlte damals der neue Wirt Wolfgang Plinske (links) angesichts der vielen Gäste, die zur Eröffnung in den "Treffpunkt" kamen. Keine Frage war es damals, dass es in der Faschingszeit hier wieder wie früher recht zünftig zugeht mit Ramba Zamba, serviert von einem DJ. Wie Plinske sagt, haben dann vor allem Daniela Engert (3.v.r.) und Gisbert Rohn sehr viel Zeit, Kraft und Herzblut investiert, um den Treffpunkt wieder zu dem zu machen, was er früher noch zu Zeiten von Marianne und Rudi Wallesch (links und rechts außen) war.
Der Verpächter (links im Bild) prostete bei der Eröffnung 2014 noch hocherfreut den Gästen des Lokals zu.
Nicht verständlich ist es für Wolfgang Plinske, dass der Hauseigentümer in Kenntnis der früheren Probleme bei der Suche nach einem Pächter, die Wohnung über der Kneipe nun an eine Familie mit Kleinkind vermietete, nach dem es mit den alten Mietern keinerlei Probleme gab.
Für Plinske ist das Ganze umso ärgerlicher, da der Verpächter dem „Treffpunkt“ bei Vertragsabschluss ausdrücklich versichert hatte, den gewohnten Betrieb aufrecht erhalten zu können, z.B. durch die schriftliche Zusage, bis 24:00 Uhr Musik über Zimmerlautstärke machen zu können.
Doch davon wolle nun der Verpächter nichts mehr wissen. Er habe die Unterschrift zwar geleistet, diese sei aber hinfällig. Er berufe sich jetzt auf die TA-Lärm, die gehe vor, er müsse seine neuen Mieter vor Lärm schützen.
(Anmerkung: Anders sieht wohl die Rechtslage aus, wenn gleich von Beginn an der Mietzins wegen zu der zu erwartenden Lärmbelästigung entsprechend vom Vermieter gemindert wurde).
„Als Wirt ist man da in der Defensive“ stellt Wolfgang Plinske fest. Er müsse aufpassen, dass sich solch eine „aktenkundige“ Situation nicht ausweite. Denn als Gastronomiebetreiber müsse er auch im Hinblick auf den Betrieb des "Meegärtle" auf seinen bisher positiven Ruf achten, um nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei den zuständigen Behörden den bisher stets positiven Eindruck aufrecht zu erhalten. Für den „Treffpunkt“ bedeute dies, dass der gewohnte Betrieb mit den bisherigen Veranstaltungen leider nicht mehr möglich ist.
Nach den Kommentaren auf Facebook & Co. zu schließen, würden es viele Einheimische sehr bedauern, wenn diese Kneipentradition nun aussterben würde. Knut Öchsner bringt es im Kommentar hier auf Veitshöchheim News auf den Punkt: „Schade, dass wieder ein Stück Wirtshauskultur den Bach runter geht. Der Mieter hat doch genau gewusst wo er einzieht. Den Vermieter kann man überhaupt nicht verstehen. Als Vermieter hätte ich das anders gelöst.“
Was hinter dem Vorgehen des Verpächters steckt, lässt sich für Plinske nur vermuten. Nachdem der Hauseigentümer schon im Frühjahr versucht habe, den Pachtvertrag zu lösen, könnte es sein, so vermutet der Wirt, dass dieser dann im Sommer die Wohnung über der Kneipe bewusst an eine "lärmempfindliche" Familie vermietet habe, um auf diese Weise die Auflösung des Pachtvertrages durchsetzen zu können.
„Für den Betrieb, die Gäste und Mitarbeiter kam das aus heiterem Himmel“ sagt der Kneipenbetreiber. Der Treffpunkt könne so nicht mehr das sein, für was er in all den Jahren gestanden ist, so wie im Bild, als eine Folkloregruppe aufspielt. Denn zuletzt habe es sogar bereits vor 22:00 Uhr Beschwerden der neuen Mieter gegeben..
Zur Eröffnung 2014 war auch Bürgermeister Jürgen Götz gekommen und brachte darüber seine Freude zum Ausdruck.
Seit Eröffnung im Jahr 2000 ist die Kneipe "Treffpunkt" im Herzen des Veitshöchheimer Ortszentrums vor allem bei den Einheimischen als "Institution" sehr geschätzt, die keiner mehr missen möchte.