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Veitshöchheim soll nach dem Bau des neuen Mainsteges ein neues Gesicht am Wasser erhalten - Drei Wettbewerbsarbeiten ausgezeichnet

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Statt Blechlawinen auf dem Dreschplatz visavis der Mainfrankensäle schlägt der 1. Preisträger des von der Gemeinde Veitshöchheim ausgelobten freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs für das Umfeld des Neuen Mainstegs unter dem Schlagwort "Urbane Lände" einen neuen zentralen, großzügigen Platzraum (2.000 m²)  aus Granitpflaster am Wasser zur multifunktionalen Nutzung (Feste, Märkte und Aktionen) vor.

Nördlich des Neuen Stegs führen auf dem Platz Terrassen mit Sitzstufen aus gefalteten Natursteinbändern zum Main. Wasserspiele mit Fontänen werden integriert, die Slipanlage als geneigte Fläche erneuert. Die Nepomukstatue findet hier in einer Baumgruppe nach dem Treppenabgang des Steges einen neuen Standplatz. Südlich des multifunktionalen Platzes entstehen Spielflächen (Rollschuh, Skate, Parcours).

Die Skulptur der Waschfrauen wird in die Rasenfläche nördlich der Mainfrankensäle verlegt, der Freitags-Standplatz des Weingutes Göttler aufgrund des Wegfalls der bisherigen Slipanlage auf den neuen Platz verlagert.

 

Diese neue "Visitenkarte" Veitshöchheims bedeutet zugleich eine Ausdehnung der Fußgängerzone von der Oberen Maingasse bis zur Parkstraße (siehe Foto links). Über den gepflasterten Platzbereich, so die siegreichen Planer, soll über eine in die Platzfläche integrierte Fahrspur als "Shared Space" nur noch eine begrenzte Zufahrt im Einbahnverkehr zulässig sein.

Weitere bedeutsame Maßnahme des 1. Preises ist die Neugestaltung der Parkplätze: Die Planer weisen nach, dass trotz des  Wegfalls des Dreschplatzes als Parkfläche, keine Stellplätze verloren gehen. Dies erreichen sie durch eine geänderte Anordnung. Für Busse soll es künftig keine Parkplätze mehr im Bereich der Mainfrankensäle geben, sondern nur eine Standspur entlang der Straße als Kurzparkzone zum Ausstieg der Reisebus-Gäste.

Die relais-Landschaftsarchitekten Marianne Mommsen (links) und Gero Heck (3.v.r.) aus Berlin überzeugten als 1. Preisträger das Preisgericht mit ihrer eingereichten Arbeit, die nun auch umgesetzt werden soll, sobald der Neue Steg gebaut ist (Baubeginn laut Bürgermeister Jürgen Götz voraussichtlich 2020). Mit den Preisträgern freuen sich neben dem Bürgermeister auch Wettbewerbsorganisator Professor Martin Schirmer aus Würzburg (2.v.r.) und der Preisgerichtsvorsitzende Landschaftsarchitekt Prof. Gerd Aufmkolk aus Nürnberg.

Wie Professor Aufmkolk sagte, zielt die mit 24.000 Euro Preisgeld prämierte Arbeit des 1. Preisträgers relais auf eine Neugestaltung der beiden Flächen am Alten und Neuen Steg auf eine Stärkung der Mainlände zu einer dritten Struktur Veitshöchheims neben Hofgarten und Altort. Sie greife die Gestaltung die Struktur fließender und schwingender Strömungslinien auf.

Am Neuen Steg werde so ein urbaner Raum ausformuliert und am Alten Steg die landschaftlichen Bezüge betont.

Die nördliche Mainlände gestalten die 1. Preisträger mit "Rasentreppen" als "Tribüne" auf den Fluss ausgerichtet und als parkartiger Übergangsraum mit Bänken, Grillplätzen etc.. Die Bachmündungen werden renaturiert und am Ort des Steges entsteht ein Bootsanleger. Die bisherige Parkfläche wird mit 16 Wohnmobil- und 20 PKW-Stellplätzen neu sortiert.

Aufgabe der Planer war es auch, für das Gelände im Umfeld von Team Orange einen städtebaulichen Ideenteil zu liefern.

Während die 1. Preisträger hier zwei Wohnhöfe (Geschosswohnungsbau, alternativ Reihenhäuser) strukturierten, kam von einem 3. Preisträger der vom Preisgericht für gut befundene Vorschlag, hier auch ein hochwertiges Hotel in 1a-Lage nah am Wasser zu integrieren. Gefallen fanden so am Mainufer auch die Anlagestelle für Hausboote und ein Stadt-Badestrand.

Diese Planungsansätze sollen von den 1. Preisträgern bei der weiteren Planung mit bedacht werden.

Am Freitag fand die öffentliche Preisverleihung und die Ausstellungseröffnung der prämierten Arbeiten in den Mainfrankensälen statt.

 

Wie Bürgermeister Jürgen Götz dabei bemerkte, wird sich das Mainufer in Veitshöchheim in den nächsten Jahren deutlich wandeln. Mit dem Neubau des Neuen Stegs und dem Abbruch des Alten Stegs aus dem Jahr 1967 führen neue Wege aus Margetshöchheim in den Ort. Die Gemeinde habe dies zum Anlass genommen, die Gestaltung der Mainlände am Alten und Neuen Steg als Ankunfts- und Verweilorte zu überdenken und aufzuhübschen als Entrée auch für Gäste in den Ort und im nördlichen Bereich die Erholungsfunktion für Einheimische zu verbessern. Auch das Wassererlebnis sei ein wichtiger Faktor.

 

Im Juni 2018 hatte deshalb die Gemeinde einen Wettbewerb für die Landschaftsarchitektur der beiden Uferbereiche ausgelobt. Die Wünsche der Bürgerschaft wurden bereits im Mai in einer öffentlichen Bürgerwerkstatt zusammengetragen und flossen in die Aufgabenstellung mit ein. Zu den Vorgaben zählten so auch der Erhalt der Zahl der PKW-Parkplätze.

 

Nach drei Monaten Arbeitszeit haben nun drei Fachbüros für Freianlagen ihre Ideen eingereicht. Ein Preisgericht aus Stadtplanern, Landschaftsarchitekten sowie aus Gemeinderäten tagte unter dem Vorsitz von Prof. Gerd Aufmkolk aus Nürnberg tags  zuvor am Donnerstag und begutachtete alle Arbeiten aus fachlicher Sicht und mit lokalem Wissen.

 

Es wurden ein erster und zwei dritte Preise vergeben:

  • 1. Preis - relais Landschaftsarchitekten Gero Heck Marianne Mommsen, Berlin - Preisgeld 24.000 Euro
  • 3. Preis - Rudolph Langner - Station C23 - Architekten und Landschaftsarchitekten PartG, Leipzig - Preisgeld 12.000 Euro
  • 3. Preis - Kaiser + Juriza Landschaftsarchitekten und Ingenieure, Würzburg - Preisgeld 12.000 Euro

Die Arbeit des 1. Preises soll dann umgesetzt werden, sobald der Neue Steg gebaut ist. Der Bürgermeister ist guter Hoffnung, dass es spätestens 2020 mit den Bauarbeiten losgeht. Das Baurecht sei ja schon da.

Erinnerungs-Foto mit den drei Preisträgern v.l.n.r. Bauamtsleiterin Birgit Derr, Landschaftsarchitekt Prof. Gerd Aufmkolk aus Nürnberg (Vorsitzender Preisgericht), 2. Bürgermeister Winfried Knötgen, Professor Manfred Schirmer aus Würzburg (Wettbewerbsorganisation), Gemeinderat Günther Thein, Gero Heck und Marianne Mommsen (relais Landschaftsarchitekten, Berlin - 1. Preisträger), Bürgermeister Jürgen Götz, Landschaftsarchitekt Joachim Kaiser (Büro Kaiser + Juritza, Würzburg - 3. Preisträger) mit Mitarbeiterinnen Franziska Gernhart und Laura Kraus, Landschaftsarchitekt Rudolph Langner (Büro Station C23, Leipzig).

Wie Prof. Gerd Aufmkolk  berichtet, sei die Entscheidung im Preisgericht einstimmig gefallen. Veitshöchheim sei ein Ort nicht wie jeder andere, schon besonders mit dem Hofgarten als Traum von einem Garten, dem idyllischen Ortskern und die landschaftliche Lage am Main. Und offensichtlich fühlt man sich hier auch so wie gerade draußen zu beobachten, wo die Menschen sitzen, die Sonne und einen Schoppen Wein genießen. Es vermittele so auch ein verankertes Lebensgefühl in diesem Ort. Und weil es hier so hochwertig sei, mag man diesen neuen Steg nicht einfach als funktionales Ding, sondern da habe man sich für den neuen Steg Helmut Schleich ausgesucht und die neuen Brückenköpfe sollen nun auch so geprägt werden, dass sie dem hohen Niveau von Veitshöchheim und diesen Ansprüchen gerecht werden.

Deshalb habe die Gemeinde zu diesem kleinen Wettbewerb eingeladen, mit dem von der Zahl her enttäuschenden Ergebnis von nur drei Arbeiten. Aber diese drei können sich nach Einschätzung des Professors durchaus sehen lassen. Sie wären bei einem offenen Wettbewerb mit 30 Arbeiten sicherlich alle in die engere Wahl gekommen.

Aufmkolk: "Alle drei Arbeiten haben zu wichtigen Erkenntnissen beigetragen." Nach der ersten Enttäuschung über die wenigen eingereichten Arbeiten, sei allen im Preisgericht nach Durchsicht der drei Arbeiten schon ein Stein vom Herzen gefallen. Die Gemeinde als Ausloberin sei durch den Wettbewerb klüger geworden, was der richtige Weg für die Zukunft ist. Es  seien alle drei gute und preiswürdige Beiträge für die Entwicklung dieses heiklen, schwierigen und sehr anspruchsvollen Ortes.

Bei der Arbeit des Berliner Büros relais habe das Preisgericht besonders der große freie Platz vor den Mainfrankensälen zum Main hin überzeugt. Der Professor sprach von einem richtigen Befreiungsschlag, der hier den Planern gelungen sei. Der Platz ermögliche alle Blicke Richtung Main und mainabwärts, auf das neue sicher schön werdende, gut inszenierte Brücken-Bauwerk. Auf dem Platz würden alle Verkehrsfunktionen zusammentreffen.

Hier kommen die Menschen über den Steg, steigen welche aus dem Schiff aus, da ist davor der große Parkplatz und der Eingang zu den Mainfrankensälen, in denen auch große Veranstaltungen über die Bühne gehen. Und so eine Halle brauche auch ein adäquates Vorfeld, was durch die Auflösung der Straße und Überführung in einen Platzcharakter erreicht werde. Der Professor war voll des Lobes, dass sich dafür auch die Kommunalpolitiker im Preisgericht bekannt hätten. Aufmkolk: "Auf diesem großzügig angelegten Platz trifft man sich, hier finden die ganzen Verkehrsbewegungen statt, hier kann man auch ein Zelt aufstellen und Feste feiern und hier kann künftig mehr stattfinden als man es bisher gewohnt ist, etwa dass man bewegliches Möbel aufstellt und ein Ausschank stattfindet, wie es eine andere Arbeit vorsieht." 

Ganz toll fand es der Preisgerichtsvorsitzende, dass es dem 1. Preisträger tatsächlich gelang, wie bisher 295 PKW-Parkplätze trotz Wegfall des Dreschplatzes oberirdisch unterzubringen.

Ausstellung bis zum Freitag, 26. Oktober 2018 in den Mainfrankensälen

 

Die Ausstellung kann bis zum 26. Oktober montags bis freitags zwischen 9:00 Uhr und 17:00 Uhr sowie samstags von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr besucht werden.

3. Preis - Kaiser + Juriza Landschaftsarchitekten und Ingenieure, Würzburg

3. Preis - Rudolph Langner - Station C23 - Architekten und Landschaftsarchitekten PartG, Leipzig

Fotos (c) Dieter Gürz + Planunterlagen der drei Preisträger

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