Außergewöhnlicher ZweiUferLand am Main-Auftaktabend begeisterte in den Mainfrankensälen 600 Besucher mit Kabarett, Musik und Visionen
Die Gastgeber der Auftaktveranstaltung des neuen Tourismusvereins ZweiUferland am Main in den Mainfrankensälen v.l.n.r. Geschäftsführerin Carla Seyerlein, Beisitzer Reinhold Meurer (Retzstadt), Beisitzer Günter Girster (Reisebüro Hofgarten Veitshöchheim), Schriftführerin Dr. Petra Reichert-Südbeck (Touristinfo) Veitshöchheim), Kassier Karl Rügamer, stellvertretende Vorsitzende Andrea Mehlig (Maincenter- und Escavinum-Chefin Veitshöchheim) und erster Vorsitzender Norbert Häglsperger (Thüngersheim) - dem Vorstand gehört weiter noch Waldemar Brohm aus Margetshöchheim als Bürgermeistervertreter an.
"Zusammen mit den Bürgermeistern unserer acht Mitgliedsgemeinden Zell, Margetshöchheim, Erlabrunn, Leinach, Zellingen-Retzbach, Retzstadt, Thüngersheim und Veitshöchheim und weiteren 40 touristischen Anbietern sind wir angetreten, dieser bisher noch wenig bekannten Region einen Namen und somit eine Identität zu geben", betonte im Namen des Vorstandes Norbert Häglperger, seit zwölf Monaten Vorsitzender des noch sehr jungen Vereins.
Dieser sei von Beginn an von dem Virus infiziert, unsere Region für Bürger und Gäste gleichermaßen noch attraktiver und bekannter zu machen und bestrebt, Lebensqualität und Freizeitwert für alle zu steigern und sichtbar zu machen.
Der Verein versuche dies durch die Entwicklung von Ideen und Strategien, den Ausbau touristischer Angebote und Infrastruktur sowie einer intensiven und gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.
So eröffnet der Tourismusverein bereits in drei Wochen am 6. Mai 2018 den Panoramaweg ZweiUferLand, einen 45 Kilometer langen RundWanderweg "auf der Höh", der alle acht Mitgliedsgemeinden verbindet. Auf diesem Rundweg, den sein Spiritus Rector Beisitzer Reinhold Meurer vor dem Auftakt-Abend an einem der zahlreichen Stände der ZweiUferLand-Ausstellung im Foyer (hierzu eigener Bericht - siehe nachstehender Link) vorstellte, kann man auf 13 Teilstrecken das ZweiUferLand entdecken. Am Infostand konnte man sich mit der frisch gedruckten Wanderkarte eindecken.
Zum Auftakt der weintouristischen Aktivitäten hat der Verein aktuell eine Edition von zwei typischen Weinvertretern der Region aufgelegt. Wie im Bild von den Ehrengästen, Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann und der am 23. März neu gekürten Fränkischen Weinkönigin Klara Zehnder aus Randersacker präsentiert, grüßen von dem Silvaner und dem Rotling das Sonder-Etikett mit dem Logo des ZweiUferLandes.
Waldemar Brohm freute sich, als Bürgermeistervertreter im Vorstand des Vereins auch seine Kollegen aus den Mitgliedsgemeinden begrüßen zu können, so Jürgen Götz (Veitshöchheim), Lenz Antretter (Zell i.V. von Anita Feuerbach), Uwe Klüpfel (Leinach), Thomas Benkert (Erlabrunn), Dr. Wieland Gsell (Zellingen), Karl Gerhard (Retzstadt) und Markus Höfling (Thüngersheim) sowie besonders auch Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, den CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bezirkstag Dr. Peter Motsch und die SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal und Volkmar Halbleib.
Das höchst unterhaltsame und abwechslungsreiche Programm gestalteten Künstler, Musiker und weitere Akteure aus den Mitgliedsgemeinden bei freier Gage, darunter auch Bayerns Creme de la Creme der Spielmannszüge, des Männerchors und des Männerballetts.
Der Veitshöchheimer Manuel Seemann, der durch das viereinhalbstündige Abend-Programm führte, wollte zu Beginn von der stellvertretenden Vorsitzenden Andrea Mehlig wissen, welche Bedeutung das Logo des ZweiUferLandes am Main, eine Amsel und eine Maus auf einer imaginären Brücke hat und was die Gemeinden auf beiden Seiten des Mains miteinander verbindet.
Dazu wurde den erwartungsvollen 600 Gästen und Mitwirkenden im Saal der von Julian Hilligardt erstellte Imagefilm mit Impressionen aus allen acht Mitgliedsgemeinden vor Augen geführt.
Klanggewaltig war zum Auftakt der imposante Einmarsch und das Spiel des Modernen Spielmanns- und Fanfarenzuges Retzbach e. V..
Der 53fache Bayerische Meister und 19fache Deutsche Meister zog alle Register seines Könnens, verblüffte das Publikum auch mit konzertanten und Pop-Rhythmen wie "Smoke on the water" oder "Walk the Moon".
Sie sind als Hermann & Hermine mit ihren humorvollen und anzüglichen Dialogen im fränkischen Dialekt seit vielen Jahren aus Fernsehauftritten in der fränkischen Fastnacht und beim Kabarett in Franken bekannt wie „bunte Hünd“, Gerlinde Hessler und Werner Hofmann aus Karlstadt (letzterer verzierte mit seinen Malerein das Fastnachtshaus in Veitshöchheim), beide 2017 mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet.
Mit ihrem trockenen Humor und gegenseitigen Spitzen wie im echten Leben einer Ehe zogen sie das Publikum in ihren Bann und zu Beifallsstürmen hin, so auch als sie Dialekt-Begriffe wie Schoppenfetzer als gütlich labende Weintrinker oder die Dreifachbedeutung von "höm" erklärten (Wir höm a höm da höm - Wir haben einen Hund daheim).
Der Frauenchor des Sängerverein Margetshöchheim 1901 mit der Chorleiterin Susanne Krumm feierte im Vorjahr sein zehnjähriges Bestehen. Die Früchte harter Probenarbeit hatten sich schon vor fünf Jahren gezeigt, als der Frauenchor beim 17. Leistungssingen des Fränkischen Sängerbundes in Sulzbach-Rosenberg mit der Leistungsstufe C ausgezeichnet wurde. Die 25 Damen glänzten nun, begleitet von Joachim Krumm am Piano, mit modernem ins Ohr gehenden Liedgut wie "Gabriellas Sang" (Stefann Nilsson), "Bridge over troubled" (Paul Simon) und "Wade in the water" (R. M. Gray).
Im Gegensatz dazu pflegen die 32 leistungsorientierten Männersänger des Gesangverein 1862 Thüngersheim e.V. unter der Leitung von Volker Hagemann überwiegend altes Liedgut und Werke, die von den Madrigalen des frühen 16. Jahrhunderts über Komponisten der klassisch-romantischen Epoche bis zu Chorsätzen zeitgenössischer Komponisten geht. Zuletzt konnte der Chor in der Kategorie C 2 beim 10. Bayerischen Chorwettbewerb im November 2017 mit sehr gutem Erfolg teilnehmen und darf nun, so Moderator Seeman, Bayern beim Chorwettbewerb 2018 auf Deutschlandebene vertreten.
Dass die sorgsame Pflege fränkischer Volkslieder einen weiteren, besonderen Schwerpunkt der erfolgreichen Chorarbeit der Männersänger darstellt, konnten die von den Gesangskünsten gefessselten Besucher des Auftaktabends bei den fünf interpretierten Chorbeiträgen erleben, so bei den Liedern "Es wollte ein Mann zum Weine geh'n" (Bernd Weber, 1764-1821), "Lied eines Verliebten" (Hugo Distler, 1908-1942) oder "Schöne Nacht" (Wilhelm Nagel, 1871-1955). Einen Riesenapplaus gab es am Ende auch für das vom Chorleiter arrangierte moderne Stück "MLK" von U2.
Die "Turedancer" aus Zellingen, inzwischen schon siebenfache Bayerische Meister im Männerballett, waren heuer mit ihrer neuen Show "Des Kaisers neue Kleider", ein farbenfrohes Märchen für Erwachsene in Kurzform erstmals bei der Fastnacht in Franken im Fernsehen von einem Millionenpublikum zu sehen.
In voller Länge sorgten die muskelgestählten Burschen des Männerballetts (dieses Mal mit ihrer Trainerin Vanessa Schulz als Vertretung für den in der Türkei weilenden "Kaiser") mit ihrem märchenhaften und zugleich fetzigen, athletischen Auftritt für Begeisterungsstürme, vor allem als sie im zweiten Teil die Hüllen fallen ließen. Aus Zeitgründen musste jedoch die stürmisch geforderte Zugabe entfallen.
In eine Welt von Glanz und Glamour entführte zuletzt vor den Sommerferien 2017 die Jongliergruppe „Drunter & Drüber“ des Gymnasiums unter der Regie des Lehrers Harry Hirsch mit einem fulminanten Spektakel an 23 fantastischen Jonglier-Acts, Akrobatik, Kampfsport, Comedy-Sketcheinlagen und Tanz zu fetzigen Rhythmen. Kostproben ihres Könnens gaben nun das Mädchenquartett Lilli Reder, Inga Sindram, Sophie und Silvia Kriege und Hirsch selbst mit Daniel Schönitz (Abi 2013). Auf dem Foto links Silvia Kriege mit Diabolo-Solo.
Ein Original aus Retzstadt ist der Bürgerspital-Kellermeister Elmar Nun, der als Nachtwächter zum Besten gab "Heimat ist da, wo der Schlüssel passt." Er hatte viele tolle Sprüche auf Lager wie "Der Frauenbund ist ein Stammtisch ohne Thema". Relativ neu sind die Angriffe von Häckern auf Facebook. In Retzstadt, so Nun, gibt es schon seit dem Jahr 1200 Häcker (Weinbauern).
Auch den Einwohnern einzelner Mitgliedsgemeinden des ZweiUferlandes teilte er kräftig aus, etwa "die Erlabrunner sind hinterm Mond" oder "In Veitshöchheim sieht man in der Luft nur ein Parkett, denn alle Einwohner haben ein Brett vorm Kopf und wenn ein Flugzeug über sie fliegt, schauen sie alle nach oben."
Die Vorzüge seines "Leinach" hervorragend in Szene setzte Gotthard Väth als "Neigschmeckter" mit tollen Bildimpressionen so wie hier zu sehen die Kirschbaumblüte oder die vielen Bildstöcke und Wegkreuze, ein Zeichen dass das Leinachtal ein frommer Ort mit vier Kirchen ist. Nur ein Nachteil habe der Ort: "Meefischli geits dort net".
Werbung für einen Leinachbesuch machte er für Ende Juni/Anfang Juli, wenn der Ort das 40jährige Jubiläum der Wiedervereinigung von Ober- und Unterleinach feiert.
Dass das ZweiUferland auch Dichter und Denker hat, stellte Erhard Löblein aus Zell unter Beweis, wo er in seinem geistreichen Wortbeitrag seine Zeller Mitbewohner als clever und zurückhaltend einstufte. Auch wenn er ein Loblied auf die barocken Weinhändlerhäuser in Zell und den Frankenwein anstimmte, wollte der Funke nicht so recht auf die Zuhörer überspringen.
Er sorgte dagegen im Gewand eines mittelalterlichen Tagdieb-Wächters mit Hellebarde für einen Glanzpunkt des Abends: Gartenbauingenieur Klaus Körber, Sachgebietsleiter an der hiesigen Bayerischen Landesanstalt, als solcher regelmäßiger Gast in der Sendung Querbeet des Bayerischen Rundfunks, Textschreiber und Musiker der Erlabrunner Narreköpf und Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins im Clematisdorf Erlabrunn. Er verzückt seit April 2014 in diesem Gewand Touristen bei Führungen durch den Veitshöchheimer Altort. Dank seiner exzellenten schauspielerischen Fähigkeiten zog das fränkische Urgestein aus Erlabrunn nun auch die Gäste der Auftaktveranstaltung des ZweiUferlandes in seinen Bann.
Bauernschlau, verschmitzt, aber nicht unklug, erzählte Körber in seinem mittelalterlichen Aufzug in einer Mischung aus Fakten, Geschichten, Heiterem und Besinnlichem, meist im Dorfdialekt, recht kurzweilig Episoden aus den Gemeinden des ZweiUferlandes seit dem 11. Jahrhundert von Karl dem Großen, über Kilian und Gailana und dem Herzog Gosbert, dem Bischofsmörder Bodo von Ravensburg. Nach dem Motto: "Gott hat nur einmal die Erde geküsst und das ist dort, wo das ZweiUferland unsere Heimat ist" schilderte er das Leben am Main im Lauf der Jahrhunderte. Kein Wunder dass alle hier wie im Paradies leben, gibt es hier nach seinen Worten doch auch das "El Paradiso".
Der Entertainer erläuterte auch, weshalb die Erlabrunner Kröpf gibt: Die Dörfler hätten früher nur jodarmes Wasser getrunken.
Kein Auge blieb trocken beim Wortbeitrag von Günter Stock, von 1990 bis 2008 Margetshöchheims erster hauptamtlicher Bürgermeister. Noch aktiv ist er als Würzburger Nachtwächter. In der Fernsehsendung Närrische Weinprobe des Bayerischen Fernsehens tritt er als Büttenredner in Gestalt eines fränkischen Weinbäuerles, dem Häcker Karl, und seiner Frau, dem Kunnerlä, regelmäßig auf. In dieser Rolle bereicherte er nun auch den Abend, führte sein trockener Humor und fast jeder seiner Sätze für Lacher im Publikum, wenn er seine Erlebnisse mit dem Kunnerlä im Theater, in einer Terme, im Italien-Urlaub oder beim Urologen schildert.
Der pensionierte Veitshöchheimer Mittelschullehrer Günther Stadtmüller, der im Ort einen Namen als exzellenter Kabarettist und Theaterregisseur hat, begeisterte als letzter Redner einmal mehr seine Zuhörer.
Sein weltoffener Heimatort, so sagte er, gebe gerne was ab an die anderen Gemeinde des ZweiUferlandes. Außenrum um Veitsbach habe man nun eine völlig neue Gegend kreiert, ein Beispiel für gelungene Integration. Ein jeder Ort könne was beisteuern. Und die Aufbruchstimmung im ZweiUferland empfindet er als sensationell. Es sei unglaublich was es zu bieten habe, vom Kloster Oberzell über den Baggersee bis zur Benediktushöh.
Und am Ende eines langen, höchst unterhaltsamen und nach Meinung aller wunderbaren Abends, wartete die stellvertretende Vorsitzende Andrea Mehlig noch mit einer Überraschung auf: Herzerfrischend sang sie in Helene-Fischer-Manier Michael Jacksons "Earth-Song", von "Cherful Voices" mit der Vereinsschriftführerin Dr. Petra Reichert-Südbeck als Back-Chor begleitet.
Alle Fotos © Dieter Gürz