25. Infogang der Gemeinde - Teil 2: Sanierung des Mittelbaus im Rathaushof
Wie aufwändig die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes ist, konnten die 80 Teilnehmer des gemeindlichen Informationsganges 2017 hautnah gleich bei der ersten Station im Rathausinnenhof an der Baustelle des Mittelbaus erleben, den die Gemeinde derzeit für 1,4 Mio. Euro einer neuen Nutzung zuführt. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2018 geplant. Der 1923 in dieser Form durch den Freistaat Bayern errichtete Bau wird als Einzeldenkmal in der bayerischen Denkmalliste geführt.
Bürgermeister Jürgen Götz erläuterte zunächst ausführlich, weshalb die Gebäude rund um den Erwin-Vornberger-Platz zu den geschichtsträchtigsten Bauten der Stadtrandgemeinde gehören.
Geschichte
Zu Zeiten der Fürstbischöfe entstanden um 1750 als Ergänzung für das Hofgartenschloss der Kavaliersbau (heute Rathaus) mit Räumen für Gäste, Kavaliere, Hofkaplan und Hofmedicus, mit einer Ritterstube, geheimer Kanzlei und Speisezimmern. Direkt gegenüber dem Kavaliersbau wurde nach einem Entwurf von Balthasar Neumann der Küchenbau (heute Ratskeller) errichtet. Kavaliersbau und Küchenbau waren durch einen eingeschossigen Mittelbau für die Hofgartenwachen verbunden. Nur wenige Jahrzehnte wurden dann all diese Gebäude genutzt, um fürstbischöfliche Gäste zu bewirten.
Im 19. Jahrhundert waren die ehemals fürstbischöflichen Gebäude relativ ungenutzt. Sie gehörten der königlichen Krongutsverwaltung. 1902 wurde dann die "Königliche Obst-, Wein- und Gartenbauschule" mit Internat (heute LWG) gegründet und hier in der Ortsmitte Veitshöchheim in den Hofgartengebäuden angesiedelt.

Der ehemals eingeschossige Mittelbau, wie auf dieser historischen Ansicht zu sehen, wurde 1923 durch das heute noch erhaltene zweistöckige Gebäude ersetzt, mit den beiden historischen Gebäuden verbunden und hier Lehr- und Büroräume für die Landesanstalt eingerichtet.
Nach dem Umzug der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in neue Gebäude am Ortsrand von Veitshöchheim im Jahr 1968 waren die Gebäude wieder frei. Durch Erbbaurechtsvertrag mit dem Freistaat Bayern sicherte sich die Gemeinde ab 1. Oktober 1969 die Nutzung der historischen Gebäude mit einer Laufzeit auf 76 Jahre bis Ende 2045.
Der Kavaliersbau wurde 1974 zum Rathaus umgebaut und im Küchenbau die Gaststätte Ratskeller eingerichtet, den die Gemeinde 2011 für 1,7 Mio. Euro saniert hat. Den Mittelbau mit seiner Nutzfläche von 600 Quadratmeter richtete die Gemeinde zunächst für Wohnungen und eine Arztpraxis her, ehe sie ihn dann im Jahr 1993 nach Sanierung an die Interdisziplinäre Frühfördersteile des Vereins für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V. vermietete.
Ausgenommen waren die zwei Räume am Durchgang zur Bilhildisstraße, in der bis Ende 2014 die Tourist-Info untergebracht war. Da das Gebäude jedoch nicht behindertengerecht ausgebaut war, gab die Frühfördersteile für Würzburg Stadt und Land den Veitshöchheimer Standort im April 2014 auf und zog nach Würzburg an den Berliner Platz 11 um.
Neue Nutzung
Wie der Bürgermeister ausführte, war zunächst vorgesehen, das seit dem Auszug der Frühförderstelle leer stehende Gebäude günstigst zu sanieren. 600.000 Euro waren dafür im Haushalt eingeplant.
Die neue Nutzung beinhaltet nun im EG eine Kinderarztpraxis, was der Bürgermeister als Glücksfall bezeichnete. Im Obergeschoss wird das Rathaus unter anderem mit einem großen Trausaal und einem zweiten Serverraum erweitert. Nicht realisieren ließen sich aus Brandschutzgründen die beiden im Dachgeschoss geplanten Wohnungen. Hier sind zwei vermietbare Einheiten vorgesehen, eine für eine Büronutzung und eine für ein Vereinsheim.
Nach den Worten des Bürgermeisters ergab sich nach Einschaltung zahlreicher Fachplaner für Statik, Elektro, Heizung-/Lüftung-/Sanitär, Brandschutz, Schadstoffgutachter, Sicherheits- und Gesundheitskoordinator, dass aufgrund statischer Probleme, Brandschutz, Technik (Plattformlift, neuer Trausaal, Serverraum etc.) höhere Kosten anfallen. Von den nunmehrigen Gesamtkosten von 1,4 Mio. Euro entfallen allein 400.000 Euro auf den Brandschutz.
Planungsdetails
Die gemeindliche Hochbauleiterin Sabine Hartmann führte dann die Info-Teilnehmer durch die Baustelle.
Wie Hartmann sagte, werden über 20 Firmen an der Baustelle beteiligt sein.
Aufgrund der geänderten Nutzung und neuer Gesetze liege der Schwerpunkt neben der Architektur auf der Haustechnik und dem Brandschutz. Neben der hauptsächlichen Nutzungsanpassung werde die Haustechnik fast komplett erneuert, das Gebäude brandschutztechnisch extrem aufgewertet und zudem statisch gesichert. Natürlich würden auch energetische Maßnahmen (z. B. Dämmung des Daches) getroffen.
Aus denkmaltechnischer Sicht wird laut Hartmann großer Wert auf den Erhalt der noch bauzeitlichen Kassettendecke im Foyer gelegt.
Die Kinderarztpraxis wird durch einen Plattform-Lift an der Außentreppe barrierefrei erreichbar sein.
Die Kinderarztpraxis erhält daneben noch einen zweiten internen Zugang vom Durchgang aus (bisher Zugang zur Touristinfo).
Das Obergeschoss, in dem ein neuer Trausaal - siehe Foto) mit 60 Plätzen entsteht (das bisherige Trauzimmer hatte 35 Plätze) soll in Zukunft über einen Lift im Treppenaufgang des Rathauses für jeden leicht erreichbar.
Sicherlich ein Schmuckstück wird auch das auf der Südseite im Dachgeschoss geplante Vereinsheim werden (im Gespräch ist der VCC, der sein Clubheim im Dachgeschoss der Vitusschule aufgeben musste). Sowohl das Vereinsheim wie auch die gewerbliche Büroeinheit auf der Nordseite sind nur über das Treppenhaus, also nicht barrierefrei erreichbar.