Flüchtlings-Arbeitskreis "Veitshöchheim hilft" nach wie vor bei der Migration enorm gefordert - Vorstellung der Pläne
Ein Stück weit Normalität ist bei den in Veitshöchheim sesshaft gewordenen Flüchtlingen aus Syrien eingekehrt. Sie in das Ortsleben zu integrieren ist einer der Schwerpunkte, die der Arbeitskreis "Veitshöchheim hilft" jetzt auf seiner Agenda hat. So nehmen Einheimische, wie im Bild Bernhard von der Goltz (links) und Horst Biemann (3. v.), die Flüchtlinge zu allen möglichen Veranstaltungen wie hier zum Sommerkonzert des Gymnasiums Veitshöchheim am 6. Juli mit.
150 Personen umfasste der Helferkreis "Veitshöchheim hilft", um die im September 2015 in Balthasar-Neumann eingerichtete Notunterkunft für Flüchtlinge zu betreuen. Doch auch nach Schließung der Notunterkunft durch die Regierung von Unterfranken im Oktober 2016 sind immer noch 50 Helfer unter der Federführung der gemeindlichen Kulturreferentin Dr. Martina Edelmann ehrenamtlich aktiv.

"Wir haben viele Pläne, die alle zeigen, wie wichtig unsere Arbeit nach wie vor ist." Dies erklärte Edelmann (rechts) bei einem Pressegespräch, an dem auch Elisabeth Landfried (links) teilnahm, die aus der Erwachsenenbildung kommt und vorhat, die Aktivitäten des Arbeitskreises stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Die Pläne seien das Ergebnis eines sehr angeregten und effektiven Treffens des Arbeitskreises im Seminarraum des Jüdischen Kulturmuseums, an dem 35 Personen teilnahmen, neben den Mitgliedern von "Veitshöchheim hilft" auch einige syrische Gäste.
Kernpunkt des Treffens war, so Edelmann, wie es mit "Veitshöchheim hilft" weitergeht. Ihr Fazit: "Es geht weiter, und wie ...!" Die dabei gemachten Pläne würden mehr und mehr das Miteinander, nicht mehr nur das Füreinander ermöglichen.
Gefordert sind natürlich, so Edelmann, viele Arbeitskreismitglieder nahezu täglich als Pate bei der persönlichen Betreuung von Flüchtlingen. Dabei unterscheiden sich die Aufgaben, je nach Status der Flüchtlinge. So leben nach ihren Recherchen derzeit 30 anerkannte Flüchtlinge in Veitshöchheim, die eine Aufenthaltserlaubnis von einem bis drei Jahre besitzen und die arbeiten können. Hier galt und gilt es für die Paten, Wohnungen und Jobs zu finden und den Flüchtlingen bei der Wohnungseinrichtung zu helfen. Jobs konnte man beispielsweise im Altenheim St. Hedwig und bei zwei Elektrofirmen vermitteln. Probleme gebe es, wenn jetzt noch einige Familiennachzüge kommen. So benötige eine Familie dringend eine größere Wohnung, denn es sei unzumutbar, dass fünf Leute in einem Raum leben.
Ganz anders sehen die Bedürfnisse der 30 noch nicht anerkannten Asylbewerber in den beiden dezentralen Unterkünften in der Gemeinde in der Friedenstraße und in der Würzburger Straße aus. Materiell und medizinisch würden diese zwar durch das Landratsamt Würzburg versorgt. Sie bräuchten aber noch eine intensivere Betreuung durch den Arbeitskreis.
Es gelte für die Helfer, sie, wie auch die 30 anerkannten Flüchtlinge, bei Arztbesuchen, beim Gang zum Rechtsanwalt, zu Behörden und zur Bank zu begleiten und sie zu unterstützen. So erreichen Edelmann selbst noch in der Nacht über WhatsApp Anfragen ihrer "Patenkinder" beispielsweise zu Fahrdiensten oder zum Ausfüllen von Papieren.
Bei denen, die schon ein vorübergehendes Bleiberecht haben, gelte es, ihnen ein Stück Normalität und Entspannung zu bringen, ihnen das Leben und die Bräuche hier im Ort verständlich zu machen, damit sie sich schneller einleben und sie sich in das Ortsleben integrieren. Ein Problem sei, dass vor allem Flüchtlingsfamilien nicht rausgehen, weil ihnen die Kontakte fehlen. Ziel sei es daher, einen Begegnungsort zu schaffen.
So plant man regelmäßige Treffen unter dem Titel "Cafe International", zu denen alle, auch die Öffentlichkeit eingeladen werden sollen. Edelmann denkt da an das Lesecafè in der Bücherei im Bahnhof, was jedoch noch einer Abklärung mit der Büchereileitung bedarf.
Auch will sich "Veitshöchheim hilft" bei Veranstaltungen im Ort aktiv mit einbringen und sich präsentieren, so mit "Süßes und Saures aus dem Orient" beim Pfarrfest der Kuratie am nächsten Wochenende, beim Sommerkonzert am 6. August im Synagogenhof, am 15. August beim Altortflohmarkt, am 10. September beim SPD-Familienfest, am 22. Oktober beim Familienfest der Kuratie und auch beim Ehrentag des Alters.
Im Naturfreundehaus möchte der Arbeitskreis gerne am 8. oder 9. September eine größere Aktion zum Opferfest abhalten.
Weiter sind geplant ein orientalischer Kochkurs im Herbst in der Eichendorffschule, internationale Abende mit Vorträgen, Schilderungen, Bildern etc., ein Fahrradkurs für Frauen in Zusammenarbeit mit dem Sportverein und ein Fußballturnier mit Veitshöchheimer Vereinen/Gruppierungen.
Nicht mehr gebraucht werden Kleiderspenden. Auch seien die bisher vermittelten Wohnungen soweit ausgestattet. Der Arbeitskreis will deshalb beim Ortsflohmarkt am 15. August am alten Rewe-Markt einen Flohmarkt veranstalten und dort die vorhandene Kleidung verkaufen. Der Erlös gehe auf das Spendenkonto von Veitshöchheim hilft. Nach den Feststellungen von Edelmann ist dieses Konto geschrumpft. Bisher habe man das Geld vor allem für die Anschaffung von Lehrmaterial benötigt. Inzwischen würden auch Personen unterstützt, deren Leistungsbezug vom Jobcenter durch die Aufnahme eines Minijobs verzögert überwiesen werde. Weitere Mittel seien für Kautionszahlungen oder für Fahrkosten zum Flughafen bei Familiennachzug nötig. Es soll deshalb versucht werden, weiterhin Spenden zu bekommen und damit evtl. auch Ausflüge finanzieren zu können.
Edelmanns Fazit: "Unsere Pläne zeigen, dass man viel Spaß dabei haben kann. Deshalb gibt es bald "Drei im Bläddle": fränkische Bratwürste (Rind) in Weinblättern."

Moustafa Ibrahim, vor 18 Monaten aus dem syrischen Aleppo geflohen, ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Migration. Der 23jährige Flüchtling ist im Besitz einer dreijährigen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis und kam vor zwei Monaten aus einer dezentralen Unterkunft in Bad Neustadt nach Veitshöchheim, wo er im Restaurant Aksar Kebap in der Kirchstraße 26 eine Anstellung fand. Seriye Aksar konnte dem in seinem Heimatland zuvor als Friseur tätigen Syrer im Dachgeschoss des Hauses auch eine Wohnung zur Verfügung stellen, so dass dieser dem deutschen Steuerzahler nicht mehr zur Last fällt, im Gegenteil sogar Steuern von seinem Lohn abgehen. Sein Chef lobt ihn als fleißigen und flotten Mitarbeiter, der sehr schnell die deutsche Sprache lernte und so auch in der Lage ist, als Dolmetscher zu fungieren, u.a. für die in nächster Nähe in der dezentralen Unterkunft in der Würzburger Straße untergebrachten Asylbewerber.
Fotos © Dieter Gürz