Gemeinde Veitshöchheim saniert höchst innovativ und zukunftsweisend BA 2 der Eichendorffschule energetisch und installiert ein Blockheizkraftwerk - Bislang Aufträge von 911.000 Euro vergeben (ohne Planungskosten)
Energetische Sanierung einer Sichtbetonschule mit einem innovativen Dämm- und Lüftungskonzept
Unter dieser Überschrift läuft derzeit an der Eichendorffschule Veitshöchheim zunächst bis zum Ende der Sommerferien die energetische Fassadensanierung am Bauabschnitt II.
Im Bild montiert Polier Jürgen Öhrlein von der Firma Holzbau Freudenberger aus Güntersleben Verankerungen für die Anbringung der zehn Zentimeter starken Brettsperrholz-Elemente an der Fassade.
Besondere Herausforderung bei laufendem Schulbetrieb
Auch wenn die Bauarbeiten ausschließlich an der Außenfassade über die Bühne gehen, stellen sie für Mittelschul-Rektor Otto Eisner während des laufenden Schulbetriebes eine besondere Herausforderung dar, vor allem weil in den nächsten beiden Wochen noch Prüfungen stattfinden. Aufgrund des Baulärms, es wird laufend gebohrt und gehämmert, musste er sechs Klassen in den Bauabschnitt IV verlagern, davon zwei in die Ganztagsschule, eine in den Zeichensaal und zwei in den abgeteilten Mehrzweckraum. Wenn dann im Juli der Fensteraustausch ansteht, sei dies weniger problematisch, weil dann die Zehntklässler bereits weg und auch die vier neunten Klassen nicht da sind.
Auftragsvergaben Fassadensanierung
Bislang vergab der Gemeinderat für die energetische Fassadensanierung und für ein Blockheizkraftwerk in der Heizzentrale im Untergeschoss der Schwimmhalle des Schulzentrums bereits Aufträge im Gesamtwert von 911.000 Euro. Hinzukommen noch die Planungskosten und die Kosten der Dachsanierung einschließlich Photovoltaik-Anlage.
Die Tragwerksplanung für die Fassadensanierung hatte für 31.000 Euro das Ingenieurbüro Mittnacht SiGeKo erstellt.
Die 53.000 Euro teuren Erdarbeiten und Abdichtung mit Perimeterdämmung durch das Bauunternehmen Schmitt sind bereits abgeschlossen, ebenso die 9.500 Euro teure Betonsanierung durch Firma Bausanierung Fuchs.
Anfang letzter Woche wurde der Kran gestellt, mit dem nun die Brettsperrholz-Elemente an der Fassade angebracht werden. Bauausführende Firma ist hier Holzbau Freudenberger aus Güntersleben mit einem Auftragsvolumen von 124.000 Euro.
Im weiteren Verlauf sollen nach dem Bauzeitenplan des für die Gemeinde planenden Architekturbüro Keß und König im Juni und Juli die Metallbau- und Verglasungsarbeiten für 452.000 Euro durch die Firma Metallbau Vorndran und für 59.000 Euro die Profilbauglasarbeiten durch die Firma Glas Keil ausgeführt werden.
Im Anschluss wird das Gerüst zurückgebaut und das Gelände hergerichtet, so dass die Arbeiten voraussichtlich gegen Ende der Sommerferien abgeschlossen sind.
Später werden auch die Flachdächer zurückgebaut und neu in einer Stärke von 20 bis 24 Zentimeter gedämmt und mit EPDM-Dachbahnen und rollnaht-verschweißtem Edelstahlblech neu abgedichtet. Dachbegrünungen werden wiederhergestellt bzw. PV-Anlagen bei günstiger Orientierung installiert.
Für die Kosten der Fassadensanierung (ohne BHKW) rechnet die Gemeinde laut Auskunft von Kämmerer Erich Müller mit einer 50prozentigen Förderung durch das Bundesumweltministerium und außerdem mit einem Zuschuss von 250.000 Euro als ausgewählte Klimaschutzmaßnahme im Rahmen des vom Bundesumweltministerium bereits geförderten Klimaschutzmanagements der Gemeinde. Um dieser Förderung nicht verlustig zu gehen, musste die energetische Fassadensanierung vorgezogen werden.
Blockheizkraftwerk (nicht förderfähig)
Den Auftrag für den Einbau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) in die bestehende Heizanlage des Schulzentrums (im Bild) vergab der Gemeinderat in der Sitzung am 31. Mai 2016 an die Firma Hahner + Krappmann, Veitshöchheim, mit einer Auftragssumme von 191.930,46 Euro brutto. Das BHKW in der Heizzentrale der Dreifachturnhalle hat eine thermische Leistung von 81 kW und eine elektrische Leistung von 50 kW. Der Gesamtwirkungsgrad liegt bei 90 Prozent. Das BHKW erzeugt im Jahr etwa 540.000 kWh Wärme und 333.550 kWh Strom. Der Spitzenbedarf der Heizzentrale wird über bestehende Gaskessel abgedeckt. Über 70 Prozent des Stroms sollen der Eigenstromnutzung dienen. Die Wärmeenergie wird zu einem großen Anteil in der Eichendorffschule verbraucht. Deren Anteil sinkt logischerweise mit der Sanierung. Ans Wärmenetz der Heizzentrale sind ferner das Gymnasium, die Rupert-Egenberger-Schule, die Dreifachturnhalle und das Hallenbad angeschlossen. Die Betriebskosteneinsparung liegt - laut Wirtschaftlichkeitsberechnung - bei 52.666,08 Euro netto im Jahr gegenüber. Die CO2-Emission der Heizzentrale reduziert sich um ca. 21 Prozent bzw. 102,1 Tonnen. Die Amortisationszeit liegt bei etwa vier Jahren. Eine staatliche Förderung des BHKW erfolgt nicht.
Grobkonzept für Innensanierung
Überschlägig ging man bisher bei der Gemeinde für den 1969 errichteten zweiten Bauabschnitt der Eichendorffschule bei einer Nutzfläche von 1742 Quadratmeter von Sanierungskosten inklusive Einbau eines Blockheizkraftwerks von 2,2 Millionen Euro aus.
Die für später geplante Innensanierung des Bauabschnittes 2 hängt noch von der Genehmigung des Raumprogramms und der schulischen Finanzausgleichs-Förderung durch die Regierung von Unterfranken ab. Nach dem mit Schulleiter Otto Eisner hierfür abgestimmten Grobkonzept soll der bisher sechs Klassenzimmer und drei Fachräume für Textil-/Werken, Physik und Englisch aufweisende zweite Bauabschnitt der Eichendorffschule künftig ausschließlich für den ständig wachsenden Bedarf der nachschulischen Betreuung genutzt werden. Bislang wird dafür bereits das Erdgeschoss genutzt. Es muss nun nach Eisners Worten, abhängig von den Schülerprognosen, nach Lösungen gesucht werden, die Klassen in den anderen Bauabschnitten unterzubringen. Derzeit besuchen 228 Schüler insgesamt zwölf Regel- und M-Klassen, wie auch schon 2010, die Mittelschule, im Gegensatz zu noch 359 Schülern vor zehn Jahren. Hinzu kamen allerdings zuletzt aufgrund der Flüchtlingssituation noch zwei Übergangsklassen.
Überprüft wird derzeit vom Planungsbüro Keß und König auch die Sanierung der Bauabschnitte I und III und dafür ein Zeitplan erstellt. Genauere Angaben können derzeit laut Auskunft der Gemeinde noch nicht gemacht werden.
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Quelle: Veitshöchheim-Chronik von Thomas Struchholz (abfotografiert mit dem Handy) Sechs Klassenzimmer, drei Fachräume (Schulküche, Raum für Physik/Chemie, Werkraum), Sekretariat und Lehrerzimm...
In diesem im Vorjahr auf Veitshöchheim News erschienenen Artikel ist die Geschichte der bisherigen vier Bauabschnitte der Eichendorffschule ausführlich dargestellt.
Schulsanierung dringliche Maßnahme im Vollzug des Veitshöchheimer Klimaschutzkonzeptes
Mit der Erstellung des ersten integrierten Klimaschutzkonzeptes im Landkreis, vorgestellt vom beauftragten Büro Haase im Gemeinderat im September 2011, mit dem Ziel einer CO2-Reduzierung um rund 80 Prozent, übernahm die Gemeinde Veitshöchheim eine Vorreiterrolle im Landkreis. Der Gemeinderat beherzigte seitdem die Feststellung der Planer, dass die baldige Sanierung wichtiger gemeindlichen Liegenschaften neben dem großen Einsparpotential bei der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED eine wichtige Vorbildfunktion hat.
Mit der energetischen Ertüchtigung des Veranstaltungszentrums Mainfrankensäle und der energetischen Sanierung des Ratskellers konnte die Gemeinde bereits hinreichend Erfahrung im Bereich der konventionellen Methoden sammeln. Nun geht sie bei der energetischen Sanierung der Eichendorffschule, die im Klimaschutzkonzept der Gemeinde als Liegenschaft mit dem höchsten Einsparpotential eingestuft wurde, mit einem innovativen Dämm- und Lüftungskonzept neue Wege. Für die Gemeinde ist das Projekt somit ein wichtiger Baustein im Erreichen der 80% CO2-Einsparung bis 2040. Diese Steigerung an Erkenntnissen kommt auch anderen Kommunen zu Gute, mit denen Veitshöchheim im Austausch steht.
Bereits in der Sitzung am 30. Januar 2013 hatte der Gemeinderat auf Antrag der Grünen-Fraktion einstimmig grünes Licht für die Sanierung des im Jahr 1969 errichteten zweiten Bauabschnittes der Eichendorffschule inklusive der energetischen Optimierung der Heizzentrale des Schulzentrums erteilt.
Es dauerte dann jedoch noch seine Zeit, bis für die Fassadensanierung eine Ausarbeitung von Sanierungsvarianten im Rahmen einer Integralen Konzeptstudie (gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt) der Architekten Keß und König und einer Gebäudesimulation durch das Büro Delzer Kybernetik erstellt wurde. Heuer lag nun das endgültige Konzept für die Außensanierung vor, konnten die Planung und die Förderanträge bearbeitet werden.
Die dynamischen Gebäudesimulationen des Fachbüros ermöglichte es, das System im Gegensatz zu der ursprünglich geplanten Polycarbonatfassade noch zu verbessern.
Innovatives Dämm- und Lüftungskonzept - Beschreibung BA II
Die energetischen Sanierungsmaßnahmen betreffen eine Grund- und Mittelschule in Veitshöchheim, die in den 1960er und 1970er Jahren in drei Bauabschnitten errichtet und um 2000 um einen Gebäudeteil erweitert wurde.
Das Schulgebäude verkörpert eine für diese Zeit typische und vielfach vorzufindende Bauweise und weist deutliche Mängel im winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz auf. Zufriedenstellend sind die robusten Sichtbeton-Oberflächen. Mit dem vorgeschlagenen Sanierungskonzept soll ein zukunftweisender Referenzfall geschaffen werden.
Nach den vom gemeindlichen Klimaschutzmanager Jan Speth zur Verfügung gestellten Unterlagen ist es Ziel der Sanierung, haustechnische Funktionen mit baukonstruktiven, energetischen Maßnahmen durch Energie- und Zuluftfassaden zu kombinieren. Ansatzpunkte sind hierbei die unzureichende winterliche Lüftung, die sommerliche Überhitzung sowie eine mehrfache Funktionalität von Fassade und Raumelementen.
Die daraus resultierenden Synergieeffekte verbessern die Lehr- und Lernbedingungen und führen zu überdurchschnittlichen Energieeinsparungen.
Dabei werden vor allem die robusten Bestands- und Rohbaukonstruktionen in ihrem Wert und mit der in ihnen gebunden "grauen Energie" maximal erhalten. Werden nur die oben genannten Fassadenbauteile isoliert betrachtet, können Energieeinsparungen je nach eingesetzten Fassadenmaterialien von 80% bis 100 % bei rentablen Lebenszykluskosten der eingesetzten Ressourcen erzielt werden. Weitere Synergien ergeben sich dann aus der Kopplung an die haustechnische Funktion Lüften.
Im Gegensatz zu konventionellen Konzepten zur Energieeinsparung basierend auf Wärmedämmmaßnahmen und autonomen Lüftungssystemen sieht das Energiekonzept folgende Kombination vor:
Energie- und Zuluftfassade, die solare Wärmegewinne und Frischluft dem Gebäude zuführt
Die vorhandenen Sichtbetonflächen werden mit vorgesetzten zehn Zentimeter dicken Brettsperrholzelementen geschützt (minimale Betonsanierung nötig). Diese massiven Brettsperrholzelemente dämmen in gewissem Maß und werden durch die solaren Einträge über die Profilbaugläser oder vorgesetzten Pfosten-Riegel Konstruktionen mit Einfachglas aktiviert. Die so erwärmte Frischluft wird den Klassenräumen zur Verfügung gestellt bzw. korrespondiert durch den Fassaden-Luftverbund zwischen den Sonnen- und den sonnenabgewandten Fassaden.
Weitere technische Details:
- Kunstlichteinsatz soll zunächst durch Optimierung des Tageslichtangebotes vermindert werden
- tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung bzw. Einsatz von LEDs reduzieren den Energieverbrauch für künstliche Beleuchtung weiter
- partielles Heizen und Kühlen über die Luft (in der winterlichen Heizperiode werden Frischluft bzw. Zuluft über die Zuluftfassaden vorerwärmt zur Verfügung gestellt und über den Raumverbund Klassenraum - Flure – Treppenraum als Abluft abgeführt; die Klassenräume erhalten in der warmen Jahreszeit eine vorgekühlte Zuluft)
- Die Funktionen werden über möglichst dezentral manuell zu bedienende Klappen der Fassade gesteuert, so dass auch der Aufwand für Steuerung – Regelung sowie Betrieb und Wartung vermindert werden kann.
Bedeutung des Projektes
Das alternative Lüftungskonzept sorgt dafür, dass einerseits der Heizenergiebedarf deutlich reduziert wird. Andererseits verzeichnet das Vorhaben durch den Wegfall großer Lüftungsanlagen, Vermeidung einer expliziten Gebäudekühlung und durch die Optimierung der Tageslichtnutzung bei möglichst geringem Kunstlichteinsatz eine überdurchschnittliche Stromeinsparung. Durch die partielle Umrüstung der zentralen Wärmeerzeugung auf Kraft-Wärmekopplung und die Einbindung der Photovoltaikanlagen wird eine ausgeglichene Jahresprimärenergiebilanz angenähert. In Kombination mit einer Stromerzeugung durch eine PV-Anlage ist das Projekt ein Vorbild hinsichtlich der Energieeffizienz.
Durch die Sanierung des Bestands statt eines Neubaus ist eine zusätzliche CO2-Einsparung hinsichtlich der "grauen Energie" zu verzeichnen.
Die Maßnahme ist beispielgebend und eignet sich als Vorbild zur Nachahmung: So sind die gewonnenen Erkenntnisse einerseits auf viele deutsche Schulen in ähnlicher Bauweise übertragbar, andererseits aber auch auf andere Gebäude in der Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre (z.B. Verwaltungsgebäude, Kindertagesstätten, Kindergärten, Jugendzentren, Sportstätten etc.).