Ende einer 39jährigen Ära bei der Würzburger Pflasterbau in Veitshöchheim - Helmut Schätzlein feierte groß seinen Eintritt in den Ruhestand - Landrat hat höchsten Respekt vor seiner Lebensleistung
"Meine Begeisterung ist auch noch heute da wie bei der Firmengründung 1976, als ich mit sieben Arbeitern begann" sagte Helmut Schätzlein zum Abschied, nachdem er 39 Jahre lang das Ruder der im Veitshöchheimer Gewerbegebiet ansässigen und in der Region renommierten Würzburger Pflasterbau GmbH in der Hand hatte und dieses nun endgültig in die Hände seines Sohnes Ulrich legte und mit stehenden Ovationen bedacht wurde, nachdem er seine Mitarbeiter aufgefordert hatte: "Männer setzt was auf." So jung und vital, wie ihn die über 200 Gäste an diesem Tag erlebten, fiel es vielen schwer, zu akzeptieren, dass er aus freien Stücken in den Ruhestand trat.
Die Arbeit mit Steinen war sein Leben
Der Üttinger Bauunternehmer Helmut Schätzlein, ein hemdsärmeliger Handwerker vom alten Schlag wie er im Buche, bodenständig, geradeaus und stets engagiert, verabschiedete sich nun im Alter von 73 Jahren nicht sang- und klanglos aus der Arbeitswelt und von der Bildfläche, sondern wie es dem Wesen der geselligen Frohnatur entspricht, mit einem zünftigen Handwerkerfest mit Mitarbeitern und zahlreichen Ehrengästen.
Die von ihm nach Maurermeisterprüfung 1964 und zwölfjähriger Bauleitertätigkeit bei der Firma Höhn 1976 mit zwei Mitgesellschaftern gegründete und in Veitshöchheim angesiedelte Würzburger Pflasterbau GmbH (WPB) verfügt inzwischen über eine 39jährige Erfahrung in der Umsetzung von Altortsanierungen und der Gestaltung von urbanem Raum und genießt in der Region einen vorzüglichen Ruf.
So war es auch keine Frage, dass neben Landrat Eberhard Nuß auch zahlreiche Bürgermeister aus der Region, Amtsleiter, Architekten, Geschäftspartner, Mitarbeiter und Weggefährten ihm zum Abschied die Ehre erwiesen und damit die hohe Wertschätzung und Anerkennung seiner Arbeit und Person zum Ausdruck brachten. Alle Gäste zollten ihm hohen Respekt vor seiner Lebensleistung und seinem mit großen Erfolgen gepflasterten Lebensweg.
Er hinterlässt viele sichtbare Spuren. So trägt die Neugestaltung des öffentlichen Straßenraums im Veitshöchheimer Altort die Handschrift der WPB, ebenso auch in Mellrichstadt, Karlstadt, Wertheim und in Würzburg wurden Pflasterarbeiten für Residenzplatz, Eichhornstraße, Juliuspromenade, Kulturspeicher und Kloster Himmelspforten ausgeführt. Auch zahlreiche private und gewerbliche Neubaumaßnahmen wie Wertheim Village, Rathaus-Center in Marktheidenfeld, Jaguar und Land Rover Autohaus Würzburg zählen zu den Referenzen der WPB. Durch den fortschreitenden Ausbau der Firmenstruktur deckt das Unternehmen mittlerweile das gesamte Leistungsspektrum des Tief- und Straßenbaus ab.
Eine geordnete Betriebsnachfolge in einem Familienunternehmen zählt wohl zu den größten Herausforderungen in einem Unternehmerleben. Umso mehr erfüllt es Helmut Schätzlein mit großer Freude und Stolz, dass sein Sohn Ulrich bereits 1993, also ein Jahr nach dem Ausscheiden der beiden Mitgesellschafter Walter Rosbach und Johann Weitz Mitgesellschafter wurde und seit 2014 die Geschäftsführung und damit die Gesamtverantwortung übernommen hat.
Gleichwohl falle ihm der Abschied nach 39 Jahren schwer, wenn er in die vielen bekannten Gesichter unter den Gästen in der Runde blicke, von denen er so viel Zuneigung und Menschlichkeit habe erfahren dürfen. Er sei stolz auf seine 50 Mitarbeiter, die alle hochqualifiziert und motiviert seien und denen er nach dem Prinzip "fördern und fordern" sehr gerne ihr Chef war. Helmut Schätzlein: "Es ist uns gemeinsam gelungen, aus der Arbeit ein Wir und damit zu unserem gemeinsamen Erfolg zu machen."
Ganz besonders bedankte sich der scheidende Seniorchef auch bei seiner Frau Irma, aber auch bei seinen beiden Töchtern Christiane Endres und Silvia Schätzlein-Hillenbrand und seiner Schwiegertochter Natalie, da er nicht nur seinen Sohn, sondern auch dessen Frau und seine beiden Töchter in sein Unternehmen einbezog und Verantwortung übertrug. Deshalb kann er nun auch beruhigt loslassen, da es in seinem Sinne weitergehe. Er freue sich deshalb schon auf seinen neuen Lebensabschnitt und hoffe, noch ein paar Jahre im Kreise der Familie, vor allem auch mit den Enkeln zu erleben und zu genießen, was bis jetzt aus nachvollziehbaren Gründen nicht immer geglückt sei.
Der neue Pflasterbau-Chef Ulrich Schätzlein ordnete das Abschiedsfest als Meilenstein in der Firmengeschichte ein, auch wenn die Firmenübergabe nicht Knall auf Fall, sondern in stetigen kleinen Schritten erfolgte.
Mit Leidenschaft habe sein Vater die Firma aufgebaut und man sehe heute, was als Handwerker möglich ist. Der Juniorchef zeigte sich voller Dankbarkeit für das bestellte Feld, das sein Vater hinterlässt und wünschte ihm, dass er nun endlich mal Zeit für sich und seine Frau Irma findet, die ihm im Hintergrund stets den Rücken frei gehalten habe.
Uli Schätzlein ist davon überzeugt, dass er mit seinen engagierten Mitarbeitern das Unternehmen im Sinne des Seniors weiter führe und sich den ständig ändernden Marktgegebenheiten durch Weiterentwicklung und Nutzung neuer Technologien gerecht werde. Er versäumte es nicht, eine Lanze für das Handwerk zu brechen, denn dessen Möglichkeiten seien groß. Schätzlein: "Unser Reichtum sind nicht die Mundwerker, sondern die Handwerker als Problemlöser und Macher."
Der Kaufmännische WPB-Leiter Peter Fuchs würdigte im Auftrag der Belegschaft das unermüdliche und leidenschaftliche Engagement von Helmut Schätzlein mit den Worten: "Es waren tolle, gemeinsame Jahre, die wir mit Ihnen erleben durften, wir verdanken Ihnen viel." Er lobte Schätzleins gute Unternehmenspolitik, mit denen er erfolgreich die Weichen für die Zukunft des Betriebes gestellt habe. Er nannte ihn einen tollen Baumeister, auch was die Unternehmensnachfolge nach dem Leitsatz "Tradition ist die Weitergabe der Flamme" anbelangt. Sein unternehmerisches Denken, sein herausragendes Fachwissen, aber auch seine Besonnenheit und sein pragmatisches Handeln und sein Drang, stets etwas bewegen zu wollen, würde den Unternehmer bis heute auszeichnen. Fuchs muss es nach 33 gemeinsamen Jahren wissen, wenn er sagt: "Wir alle schätzen Ihren Rat, Ihre Loyalität und Ihre reiche Erfahrung und werden Sie als kompetenten Chef und Ratgeber sehr vermissen, ebenso auch Ihren Humor und Ihre freundliche Art, die Themen anzugehen und zu vertreten." Er wünschte dem Ruheständler unter Überreichung eines Reisegutscheines, dass er noch lange seine neue Freiheit und Freizeit zum Wandern, Reisen und der Kultur zusammen mit seiner Frau Irma genießen können. Dieser dankte er herzlich mit einem Blumenstrauß und Kurt Tocholskys Zitat "Es gibt keinen Erfolg ohne Frau" für die stete Unterstützung ihres Mannes.
Beim künftigen Manövrieren und bei der Fortführung der unternehmerischen Ideen und Leitziele seines Vaters, aber auch bei der Umsetzung seiner eigenen Leitmotive und Innovationen, sicherte der Kaufmännische Leiter auch Ulrich Schätzlein die Unterstützung des gesamten Pflasterteams zu. Er zeichne sich durch Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit und Menschlichkeit aus, was ihn zu einem geschätzten Nachfolger mache.
Wegen der vielen sichtbaren Spuren, die Helmut Schätzlein auf seinem beruflichen Erfolgsweg hinterlassen hat, ließ sich Landrat Eberhard Nuß etwas Besonderes einfallen: Er lud ihn ein zu einem gemeinsamen ausgedehnten Rundflug über Stadt und Landkreise Würzburg, Kitzingen und Mainspessart , damit er viele seiner Werke einmal in aller Ruhe von oben betrachten kann.
"Wir sind heute Zeuge, dass einer der ganz großen Handwerker die Werkstatt verlässt, den Schlüssel weitergibt an die jüngere Generation", so eröffnet Landrat Eberhard Nuß sein Grußwort. Es sei deshalb angebracht, die Person Helmut Schätzlein aus der Sicht der Landkreise Würzburg, Mainspessart, Kitzingen und vieler Gemeinden beleuchtet.
Er charakterisierte ihn als einen umsichtigen Geschäftspartner, der auf der Baustelle sich persönlich um die saubere Ausführung eines Auftrages kümmere. Sein Name bürge für Qualität, er genieße das Vertrauen seiner Auftraggeber und sei dafür bekannt, dass er seinen Mitarbeitern viel abverlange an Leistung, an Genauigkeit und Präzision. Diesen gegenüber sei er jedoch sehr sozial eingestellt und ein verantwortungsbewusster, solider Chef, der seine Mitarbeiter beim Vornamen nennt, ihre Lebensumstände kennt und auch gemeinsam durch jeden Winter geht.
Höchste Hochachtung ringe ihm als Landrat ab, so Nuss, dass Helmut Schätzlein neben seiner hohen beruflichen Inanspruchnahme sich noch sehr viel Zeit für Ehrenämter genommen hat. So war er von 1995 bis 2011 Obermeister bei der Bauinnung, wo ihm besonders der Ruf des Bauhandwerks und die gute Ausbildung der Jugend am Herzen lag.
Zudem hat er sich von 1972 bis 1990 als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde Üttingen eingesetzt, davon die letzten sechs Jahre als zweiter Bürgermeister, war 19 Jahre ehrenamtlicher Richter, hatte verantwortliche Ämter inne beim TSV Üttingen, der Evangelischen Kirchengemeinde, der Raiffeisenbank, der Landesversicherungsanstalt und in Verbänden des Baugewerbes.
Helmut Schätzlein habe stets die Ärmel hochgekrempelt und zugepackt und sei bei allem immer ein Mensch mit einem großen Herzen geblieben, sei es in der Familie, im Betrieb oder in der Gemeinschaft.
Veitshöchheims zweiter Bürgermeister Winfried Knötgen stellte das soziale Engagement der hier seit 1976 ansässigen Firma Würzburger Pflasterbau heraus, die ab 1984 die Straßen des Altortes mit dem Porphyrpflaster neu gestaltete, was noch heute von vielen Leuten gelobt werde, die den Ort besuchen.
Immer wieder gespendet habe die Firma so für den Verein Lebenshilfe, Typisierungsaktionen, aber auch für örtliche Vereine. So habe er von Helmut Schätzlein auch von ihm für die Organisation des Kinderfestes bei der 900-Jahr-Feier 1997 500 DM bekommen.
An den gemeinsamen Pflasterbau-Beginn erinnerte der Baukaufmann Walter Rossbach, Mitbegründer und Mitgesellschafter der Firma bis 1992. Helmut Schätzlein hat nach seinen Worten immer Visionen gehabt, wollte nicht nur Verbundpflaster verlegen, sondern gestalten, was ihm mit hochgekrempelten Ärmeln in den ganzen Jahren auch vorbildlich gelungen sei. Er hinterlasse seinem Sohn ein ganz tolles Unternehmen, dessen "Patron" er zeitlebens bleiben werde.
Irma Schätzlein war es am Ende des offiziellen Teils ein Anliegen, allen zu danken, die ihrem Mann und damit die ganze Firma, jahrzehntelang unterstützt und geachtet haben. Sie alle Mitarbeiter, ihren Sohn Ulrich genau so zu unterstützen und ihm ihr Vertrauen zu schenken, wie bisher ihrem Mann.