Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Seven-Second-Summits – Extrembergsteiger Hans Kammerlander faszinierte in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Kammerlander-Moderation-Kopie-1.jpg  Kammerlander-Moderation-1.jpg

Seven Second Summits – die Bezwingung der sieben zweithöchsten Gipfel der Kontinente

Wie acht Monate zuvor Gerlinde Kaltenbrunner, die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne Sauerstoffversorgung bezwang, zog nun auch der Südtiroler  Extrembergsteiger Hans Kammerlander in den ausverkauften Mainfrankensälen die Massen an. 

Kammerlander-Buchsignierung-1.jpgStark bei den Fans gefragt waren Kammerlanders bisherige fünf Bücher, die er gerne signierte.

Im Rahmen der Vortragsreihe „Die Welt in Bildern“ konnte der Veitshöchheimer Rainer Caselmann mit dem 56jährigen erneut einen außergewöhnlichen Abenteurer unserer Zeit präsentieren, der mit spannenden Geschichten und atemberaubenden Bildern und Videosequenzen die über 600 anwesenden Bergsteigerfans in seinen Bann zog und zum Staunen brachte. Als Franz Klammer des Himalaya bekannt, trat er nach Erklimmen eines Gipfels häufig schon mit Skiern den Rückweg antrat. So fuhr er 1996 als erster Mensch vom Everest über die Nordwand mit Skiern bis ins Basislager und benötigte für Aufstieg und Abfahrt in Rekordzeit nur 23 Stunden und 50 Minuten. Seit 1982 bestieg er 13 Achttausender, sieben davon gemeinsam mit Reinhold Messner.

Nachdem Kammerlander 25 Jahre lang nur auf den höchsten Bergen der Welt unterwegs war, setzte er sich 2009 zum Ziel auf einer Reise um die Welt in allen Kontinenten die sieben jeweils zweithöchsten Berge zu bezwingen. Zur Begründung sagte er, dass die höchsten Gipfel dort als Modeberge zu überlaufen erscheinen und die zweithöchsten meist höhere Schwierigkeiten aufweisen. Zum anderen war es ihm wichtig, auch einmal andere Länder und Kulturen um die Berge herum zu erfahren. Was er dabei erlebte, erzählte er nun der Reihe nach.

 

Als Kammerlander Anfang 2012 den Gipfel des Mount Tyree (4.852 m) in der Antarktis bestiegen hatte, war er sich eigentlich sicher, dass er sein Projekt der „Seven Second Summits“ erfolgreich abgeschlossen hat.

  • Doch in der Folgezeit kamen Zweifel am Gipfel-Erfolg 2010 auf dem Mount Logan (5956 m) in Alaska auf. Im Mai dieses machte sich deshalb der  Ahornacher und sein Sandner Seilgefährte Markus Neumair nochmals auf den Weg auf  den tatsächlich zwölf Meter höheren „G-West“-Gipfel des Mount Logan. Dabei hatte er die Erstbesteigung noch in schlechter Erinnerung, für die er aufgrund der extremen Kälte bis minus 50 Grad, starken Winden, plötzlich auftretenden riesigen Gletscherspalten und Neuschnee von zehn Metern binnen einer Woche mehrere Anläufe benötigte.
  • Bergsteigerisch nicht so anspruchsvoll war für Kammerlander 2009 die Besteigung des Ojos del Salado (6893 m) in Chile (Südamerika) mit Toni Mutschlechner. Gleichwohl war es für ihn, der zuvor noch nie in der Wüste war, ein tolles Natur-Erlebnis, vor allem dass die Wüste lebt und er hier Tieren wie den Wüstenfuchs und weißen Flamingos begegnete.
  • Im gleichen Jahr führte ihn die Weltreise zusammen mit Konrad Auer zum Mount Kenia (5199 m) in Afrika mit ebenso interessanten Eindrücken von Land und Eingeborenen. Zunächst war hier alles wahnsinnig trocken und dann vor der Ostwand überall Leben wie im Paradies, so dass er glaubte zu träumen. Schließlich regnete es 25 Tage lang und gab es in der sonst nicht allzu schweren Wand viel Neuschnee, sodaß er zu den Steigeisen greifen musste. 
  • Europas zweithöchster Berg ist im Kaukasus der Dychtau (5204 m) in Russland im Grenzgebiet zu Georgien. In dieses nahezu menschenleere Kriegsgebiet konnte er sich  mit Florian Kern 2010 nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Militärs wagen. Die Gipfelbesteigung gelang statt wie üblich an drei Tagen binnen 24 Stunden. Der Grund: Die beiden Bergsteiger hatten weniger als fünf Kilogramm Gepäck dabei. Fasziniert vom Kaukasus-Gebirge ist sich Kammerlander sicher, dass dies nicht seine letzte Reise in dieses Gebiet war.
  • Nach der Pause schilderte der Abenteurer ausführlich die unmenschlichen Strapazen der Marathon-Besteigung des K2 (8611 m) in Pakistan (Asien), dem zweithöchsten und schwierigsten Berg der Welt. Nach jahrelangen vergeblichen Anläufen bewerkstelligte er den Gipfelaufstieg auf der Cesen-Route  2001 trotz einer riesigen auf ihn zukommenden Lawine zusammen mit dem danach tödlich verunglückten Franzosen Jean-Christof Lafaille. Zuvor hatte er sich hier nicht nur eine Fußerfrierung zugezogen, die ihn ein Jahr außer Gefecht setzte, sondern dort auch durch die einmalige Landschaft, Kultur und Menschen in Nepal auch sein Herz liegen lassen. Um etwas von dem zurück zu geben, engagiert er sich seit vielen Jahren für die „Nepalhilfe Beilngries“ ( www.nepalhilfe-beilngries.de). Wie er erzählte, entstanden in dieser Zusammenarbeit bislang 15 Schulen, ein Altersheim und ein Waisenhaus.
  • Erstmals mit dem Urwald und neu-guinesischen Eingeborenen als Helfer in Berührung kam der Bergsteiger dann 2011 beim Aufstieg auf den  Puncak Trikora (4730 m) in Indonesien. Er konnte es nicht glauben, dass hier die Einheimischen noch leben wie vor Tausenden von Jahren und bei jedem Wetter im Urwald und auch im Berg barfuß unterwegs sind und wie sie mit nur wenig auskommen und glücklich sind. Trotz sprachlicher Probleme sei er ihnen nahe gekommen und werde diese Eindrücke nie vergessen.

  • Seit 1997 nicht mehr bestiegen war der Mount Tyree (4852 m) in der Antarktis in der Nähe des Südpols, den Kammerlander heuer Anfang Januar bewältigte. Die 2.400 Meter hohe Riesenwand war zuvor erst von sieben Leuten bezwungen worden. Auf dieser Reise beeindruckten ihn nicht nur die Pinguine und Robben, sondern auch die unwahrscheinliche saubere Luft.  

Rund 40 Expeditionen hat bisher Hans Kammerlander im Himalaja, dem Karakorum und anderen Teilen der Erde unternommen.

Er absolvierte bis heute rund 2500 Klettertouren auf der ganzen Welt, darunter 50 Erstbegehungen. Es gelangen ihm über 60 Alleinbegehungen im VI. Schwierigkeitsgrad.

Die schwere Arbeit an den steilen Hängen des väterlichen Bergbauernhofs und Bergläufe auf den nahen Dreitausender Moosstock bildeten die Grundlage für seine bemerkenswerte Kondition und Zähigkeit und für sein Durchhaltevermögen.

Kammerländer lebt noch immer in seinem Heimatdorf Ahornach. Er hält zahlreiche Vorträge über seine Unternehmungen und berät Bergsportausrüster bei der Entwicklung von Outdoor-Produkten. Seit 2008 ist er auch Inhaber eines Bergsport-Fachgeschäftes in Anif bei Salzburg.

 

Hans Kammerlander ist Vater einer Tochter und sein großes Hobby sind Oldtimer.

Noch ist kein Ende seiner Abenteurerlust abzusehen. Wie er in den Mainfrankensälen ankündigte, hat er jedoch genug von den alpinen Wettläufen, sondern sich nun zum Ziel gesetzt, alle Berge auf der Welt anzugehen, die verblüffend dem Schweizer Matterhorn ähneln. Davon gebe es einige in der Welt, so in den Rocky Mountains oder in Russland.

Kommentiere diesen Post