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Klimaschutz – Ich tu was fürs Klima! - Warum ich? - Appell des gemeindlichen Klimaschutzmanagers Jochen Spieß

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

VortragLED-Jochen-Spie-1.jpgFür den Klimaschutz ist es wichtig, das Bewusstsein der Mitmenschen für das Thema zu schärfen.

Denn nur, wer sich der Problematik bewusst ist, wird auch bereit sein etwas für die Umwelt zu tun. Gerade wo die Energiewende etwas ins Stocken gerät und Investitionen in den Klimaschutz wirtschaftlich schwieriger werden, soll mit dem folgenden Text etwas aufgerüttelt werden. Wenn der Klimaschutz nicht von uns kommt, kommt er von niemandem.

 

 

 

KlimaschutzLeute.jpgKlimaschutz - Warum ich?

Dass wir etwas für den Klimaschutz tun müssen ist den meisten Menschen in Deutschland mittlerweile klar. Denn auch auf unser Leben hat der Klimawandel schon heute einen deutlichen Einfluss. Seien es die immer häufigeren Großereignisse wie Starkregenfälle mit verheerenden Überschwemmungen oder Stürme, seien es extreme Jahreszeiten wie der vergangene, fast frostfreie Winter oder auch schleichende Veränderungen, die nur in bestimmten Bereichen, zum Beispiel der Landwirtschaft, spürbar sind.

Doch wenn es um die Umsetzung geht, kommen schon die ersten Probleme auf.

 

Wer soll etwas tun, wer kann etwas tun, was kann man tun?

 

Und das Ergebnis ist fast überall dasselbe: Die anderen!

  • Auch wenn Klimaschutz wichtig ist, mein Komfort und mein Geld sind natürlich viel wichtiger. Darum investiere ich auch nur in Dinge, die sich in höchstens sieben Jahren amortisieren. Und damit bin ich ja schon echt großzügig, die Industrie denkt da in Zeitspannen von meist nicht mehr als drei Jahren.
  • Und auf mein großes Auto will ich ja auch nicht verzichten, auch wenn es mit seinen zwei Tonnen Leergewicht vielleicht nicht gerade umweltfreundlich ist. Aber es fühlt sich einfach toll an, wenn die 250 Pferdestärken unter mir brummen und der Nachbar neidisch guckt, wenn ich vorbeifahre.
  • Und auf meinen jährlichen Urlaub in der Südsee kann ich natürlich auch nicht verzichten, immerhin arbeite ich ja das ganze Jahr hart für mein Geld. Außerdem fliegt mein Nachbar zweimal im Jahr nach Südamerika, da soll doch der erst einmal auf einen Flug verzichten, bevor ich mich einschränke.
  • Eigentlich wollte ich ja letztes Jahr mein Haus sanieren, aber wer weiß, ob ich da in zehn Jahren noch wohne. Und das eine Gebäude macht ja, in Bezug auf den Verbrauch in Deutschland, auch nichts aus. Ja, ich weiß auch, dass die Sanierung nachhaltig wäre, aber erstens gibt es noch viele schlechtere Gebäude, und zweitens weiß ja niemand, ob es in fünf Jahren nicht eine neue, billige Technologie gibt, die all unsere Umweltprobleme löst. Daher habe ich beschlossen erst einmal mit der Sanierung zu warten.
  • Vor einiger Zeit habe ich mal gehört, dass man weniger Fleisch und vor allem saisonale Produkte essen soll. Aber ganz ehrlich, auf mein tägliches Stück Fleisch kann ich nur wirklich nicht verzichten, und dieses ganze Wurzelzeugs im Winter hält man doch auch nicht aus. Schließlich leben wir ja in einer modernen Welt, in der wir alles immer haben können.
  • Ja, die in den Entwicklungsländern sollen froh sein, dass überhaupt jemand Ihre Sachen kauft, und da unten kostet das Leben ja nichts. Oder meinen Sie so ein Afrikaner braucht unbedingt ein SUV, oder jährlich ein neues Smartphone, einen neuen Tablet und ständig neue Klamotten, um aktuell zu bleiben? Der hat es da schon viel leichter. Und wo wir schon mal davon sprechen, warum bauen die in Afrika nicht große PV-Anlagen, da scheint doch die Sonne viel häufiger und intensiver als bei uns, und Platz ist da auch genug.
  • Ich habe gerade mal nachgesehen, in Afrika leben 1,1 Milliarden Menschen, allein in Indien weitere 1,3 Milliarden. Wenn man jetzt noch die Chinesen mit fast 1,4 Milliarden Menschen dazu nimmt, kommt man auf über die Hälfte der Weltbevölkerung. Wenn die alle etwas CO2 einsparen, das bringt doch deutlich mehr als wenn wir in Deutschland etwas tun. Immerhin haben wir hier gerade mal etwas mehr als 1% der Weltbevölkerung. Und ich alleine kann die Welt sowieso nicht retten.

Warum soll also gerade ich etwas tun? Bis sich das Weltklima so verändert hat, lebe ich wahrscheinlich schon gar nicht mehr. Und meine Kinder? Naja, die müssen halt damit klar kommen. Und wir habe hier in Deutschland ja auch genügend Geld und Knowhow, uns wird der Klimawandel zuletzt treffen, erst einmal sind es die Afrikaner und Asiaten, die Probleme bekommen. Und vielleicht ist das alles auch nicht so schlimm.

  • Die nach Expertenmeinung für die Umwelt kritische 2°C-Grenze für die Erderwärmung ist nach neustem Stand schon nicht mehr zu schaffen. Vielmehr hofft man, die Temperaturerhöhung unter 4 bis 5°C zu halten. Die Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Tier- und Pflanzenwelt und auch die Menschen werden gravierend sein.
  • Jeder Mensch in Deutschland verursacht ca. 3-mal so viel CO2 wie die Umwelt regenerieren kann, und mehr als 100-mal so viel wie ein Mensch in Somalia oder einigen anderen afrikanischen Ländern. Gleichzeitig verdient ein durchschnittlicher Deutscher mehr als 100-mal so viel wie ein Mensch in Zentralafrika.
  • Haben wir das Recht, unsere Umwelt auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern und auf Kosten der nächsten Generationen, also unserer Kinder und Kindeskinder, auszubeuten und zu schädigen? Wir leben in den Industrieländern weit über unsere Verhältnisse und häufen tagtäglich Klimaschulden auf, die andere später für uns zahlen müssen.
  • Es geht nicht darum, nur noch in Öko-Hanf Kleidung auf Holzfahrrädern herumzufahren und vegan zu leben oder auf komplett darauf zu verzichten, in Urlaub zu fliegen.
    Es geht darum, etwas nachhaltiger zu denken, zu überlegen, was wir wirklich für unser Wohlbefinden benötigen und auf was wir verzichten können.
    Es geht darum, vielleicht das ein oder andere Mal das Auto in der Garage zu lassen und statt dessen das Fahrrad oder den ÖPV zu nutzen, vielleicht auch mal eine Investition zu tätigen, die nicht dem eigenen finanziellen Vorteil dient oder gerade „in“ ist, sondern unserer Umwelt und damit unseren Kindern zugutekommt.
  • Wir müssen uns fragen, was wir wirklich brauchen: Immer das modernste Handy? Immer topaktuelle Kleidung nach dem neusten Trend? Ein überdimensioniertes Auto oder die eigentlich viel zu große Wohnung? Oder jedes Jahr Urlaub am anderen Ende der Welt?
  • Auf das ein oder andere wollen wir nicht verzichten, und das müssen wir auch nicht. Aber vieles, was wir als unverzichtbaren Standard betrachten, ist Gewohnheit oder auch reiner Luxus. 
  • Eigentlich müssen wir gar keinen Klimaschutz betreiben, sondern nur aufhören  unseren Lebensraum Erde über alle Maßen zu belasten.

Wir, ich, nicht die anderen!

 

Wir befinden uns mitten im dritten Weltkrieg, dem schrecklichsten von allem. Dem Vernichtungs­feld­zug gegen unsere Kindeskinder.

Michael Ende,  Schöpfer von Momo

Der heutige "Standard" kann nur solange aufrechterhalten werden, solange ihn die meisten nicht haben". 

 Franz Nuscheler, Univ. Prof. Duisburg

 

Jochen Spieß,

Klimaschutzmanager Gemeinde Veitshöchheim

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