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Gemeinderat beschließt zum Agenda21-Radwegekonzept: Der Tunnel Schönstraße wird nicht für Autofahrer gesperrt - Jetzt mit ersten Kommentaren

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Als einen Schlag ins Kontor empfanden die Mitglieder des Agenda21-Arbeitskreises Bettina Fraas und Hubert Hofmann die Beschlüsse,  die der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag zu den Empfehlungen des örtlichen Planungsbüros Bertram Wegner fasste, die dieses auftragsgemäß dem Gremium zur Verbesserung der innerörtlichen Radwegenetz-Situation unterbreitet hatte.

01 Radwegroute 02 Radwegroute intern 03 Radwegroute intern
Eine Dreiviertelstunde lang hatten der Lehrbeauftragte an der FH Würzburg-Schweinfurt und seine Mitarbeiterin, die Diplomgeographin und Verkehrsentwicklungsplanerin Eva Liebich sehr kompetent vorgetragen, wie ein verbesserter Anschluss des im Schenkenfeld ankommenden Radweges aus Würzburg an das Ortszentrum erreicht werden kann.

05 Analyse 1 18 Maßnahmenuebersicht

Sie hatten dazu diese Route in acht Abschnitte und mehrere Knotenpunkte aufgeteilt (linke Folie), diese analysiert und Verbesserungen (rechte Folie) vorgeschlagen wie Schutzstreifen für Fahrradfahrer, Reduzierung des Einmündungsbereichs oder aufgeweitete Radaufstellungsstreifen.

Von zehn ihrer Empfehlungen stießen jedoch nur vier auf Zustimmung.

11 Abschnitt D Zufahrt Tunnel 1  11 Abschnitt D Tunnel 2  11 Abschnitt D Tunnel 4

Vor allem die auch von den Planern als Kern einer Verbesserung vorgeschlagene Königslösung, nämlich der probeweisen Sperrung des Tunnels von der Lindentalstraße zur Seinsheimstraße für Kraftfahrzeuge zunächst für ein Jahr, um Erfahrungen zu sammeln, erfuhr im Gremium eine Abfuhr.

Von 23 anwesenden Stimmberechtigten stimmten acht dafür und 15 dagegen.

11 Abschnitt D Tunnel 5  11 Abschnitt D Tunnel 6 11 Abschnitt D Tunnel 7

Die Gegner einer provisorischen Tunnelschließung konnten sich nach Aufzeigen der Auswirkungen einer Sperrung durch die Planer nicht deren Meinung laut nachstehender Folie  anschließen, dass bei einer Sperrung des Tunnels eher großräumigere Beziehungen umgeleitet werden und deshalb eine unzumutbare Mehrbelastung einzelner Wohnstraßen im Umfeld des Tunnels eher unwahrscheinlich ist.

11 Abschnitt D Tunnel 8 11 Abschnitt D Tunnel 9 a 11 Abschnitt D Tunnel 9 b 11 Abschnitt D Tunnel 9 c

Zurvor hatte das Planungsbüro als FAZIT  FÜR DIE PLANUNG DER RADROUTE A festgestellt:

  • Für die Umsetzung der Radroute A ist eine Sperrung des Tunnels Schönstraße für den Kfz-Verkehr die sicherste und komfortabelste Lösung.
  • Für den Kfz-Verkehr ist eine Sperrung des Tunnels mit vertretbaren  Umwegen verbunden, die zeitlich untergeordnet ins Gewicht fallen. Die Tagesgänge des Kfz-Verkehrs im Tunnel zeigen vielfach Belastungsspitzen erst nach dem morgendlichen Berufsverkehr, so dass  vermutlich überwiegend der zeitlich unabhängigere Versorgungsverkehr betroffen wäre.
  • Für die Wohnstraßen im Umfeld des Tunnels ist eine unzumutbare  Mehrbelastung infolge einer Sperrung des Tunnels voraussichtlich nicht zu erwarten.
  • Daher sollte eine probeweise Sperrung des Tunnels durchgeführt  werden (mind. 1 Jahr, begleitet durch kleinräumige Vorher-Nachher-Verkehrszählungen im Umfeld des Tunnels)

Die einzelnen Abstimmungen sind weiter unten aufgeführt.


 

"Jetzt feilen Planer am Radwege-Netz" und "Fahrradfahrer sollen es in Veitshöchheim leichter haben - Konzept des Agenda 21-Arbeitskreises aufgegriffen" so berichtete am 20. Mai 2014 die Mainpost.

Weiter hieß es: "Die Mitglieder des Agenda21-Arbeitskreises dürfen sich freuen. Ihre Arbeit trägt nun insofern Früchte, als nun auch das zuständige Gemeindegremium einen Handlungsbedarf zur Verbesserung der innerörtlichen Radwegenetz-Situation anerkannte."

Bei der Haushaltsvorberatung am 26. November 2013 hatte erstmals das vom Agenda-Arbeitskreis erstellte und am 21. November 2013 vom gemeindlichen Klimaschutzmanager Jochen Spieß vorgestellte Radwegekonzept zur Debatte gestanden.  SPD-Sprecher Udo Backmund hatte damals darauf hingewiesen, dass es nun darum gehe, aufbauend auf den Grobzielen des Agenda21-Arbeitskreises zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen ein externes Fachbüro mit der Entwurfsplanung und Ausarbeitung von Feinzielen mit Vernetzung zu beauftragen.

Der Hauptausschuss beauftragte in seiner Sitzung am 11. März 2014 das örtliche Planungsbüro Bertram Wegner mit der Ausarbeitung sowie das Aufzeigen und die Bewertung von Lösungsmöglichkeiten vor allem für den Radweg aus Würzburg, für den eine verbesserte Verbindung an das Ortszentrum geschaffen werden soll. Die bereits angestellten Überlegungen des Agenda 21 Arbeitskreises sollten laut Beschluss in die Ausarbeitung mit einbezogen werden.


Hier nochmals die Grobziele der Ausarbeitung von Bettina Fraas und Hubert Hofmann im Auftrag des Agenda 21-Arbeitskreises:

Zielsetzung für den AK war, entsprechend dem vom Gemeinderat verabschiedeten Leitbild der Gemeinde, den sicheren Rad- und Fußverkehr in Veitshöchheim zu stärken!

Feststellung:

  • Das Radfahren in Veitshöchheim ist wegen seiner Verkehrssituation - insbesondere für Kinder - gefährlich und riskant.
  • Auch für den neuen Trend, Nutzung des EBikes, ist ein Radwegekonzept und -netz notwendig, das bisher für Veitshöchheim nicht besteht.

Vorteile eines schlüssigen Konzepts:

  • Es nutzt den Veitshöchheimer Bürgern:
    • Es kann dazu beitragen, ein Zweitauto verzichtbar zu machen
    • Es bietet den Veitshöchheimern Freizeitmöglichkeiten
    • Es trägt zur Sicherheit im örtlichen Verkehr bei
    • Es schafft insbesondere Sicherheit für Kinder
  • Es steigert Veitshöchheims Attraktivität für Touristen:
    • Tagesausflügler erreichen komfortabel und sicher den Altort
    • Touristen, z.B. Hotelgäste, können Veitshöchheims Sehenswürdigkeiten und die Umgebung bequem und sicher erkunden
  • Es trägt zur Nachhaltigkeit bei, insbesondere
    • den innerörtlichen Kraftverkehr zu reduzieren
    • den Lärm-, die Feinstaub- und die CO2 – Emissionen im Ort entsprechend den vom Gemeinderat verabschiedeten Klimaschutzzielen (CO2-freie Gemeinde zu verringern
    • die Parkplatzsituation im Ort zu entspannen
Ausgangslage
Radwegekonzept 01Radwegekonzept 02 Aktuelle Situation Radwegekonzept 02 Aktuelle Situation 1Radwegekonzept 02 Aktuelle Situation 2  Radwegekonzept 02 Aktuelle Situation 3

Die wenigen Radwege liegen an wenig frequentierten Strecken, die für Radfahrer ausgeschilderten Strecken sind oft unpraktisch oder sogar gefährlich.

Gerade für Kinder die den Gehweg benutzen müssen und für im Straßenverkehr ungeübtere Radfahrer, wie ältere Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, sollte die Situation deutlich verbessert werden.

Besonders kritisch sind die vier Querungsmöglichkeiten der B27 und der Bahntrasse, da diese nicht umgangen werden können.

Weiterhin weist die beschilderte Radverbindung von Würzburg nach Veitshöchheim über die WÜ3 am Geisberg mehrere für Radfahrer gefährliche Stellen auf.

 Maßnahmenvorschläge  
Radwegekonzept 02 Maßnahmenvorschlaege 1 Radwegekonzept 02 Maßnahmenvorschlaege 2 Radwegekonzept 02 Maßnahmenvorschlaege 3 Radwegekonzept 02 Maßnahmenvorschlaege 4

 

Das Radwegekonzept, das auf den Grundlagen von Bettina Fraas und Hubert Hofmann aufgebaut ist, ist in drei unabhängig voneinander durchführbare Maßnahmen gegliedert:

  1. Änderung der Wegeführung für die Radverbindung Würzburg-Veitshöchheim über den Setzweg und den Tunnel Schönstraße mit gleichzeitiger Sperrung des Tunnels für Kraftfahrzeuge
  2. Schaffung eines Radweges parallel zur WÜ3 mit Anbindung an die Radverbindung Veitshöchheim-Würzburg und nach Gadheim
  3. Aufbau eines Radnetzes in Veitshöchheim mit der Anbindung von Geisbergbad, Schulzentrum und Einkaufsmärkten an alle Wohngebiete. Hier scheint eine Mischung aus Radwegen, Beschilderung und Markierungen sinnvoll, so dass auch junge Radfahrer das Netz gefahrlos nutzen können.

In der Sitzung am 23.9.2014 gefasste Beschlüsse:

1. Herstellung des Linksabbiegestreifens für Radfahrer in der Friedrich-Ebert-Straße

06 Knoten 0 A Billigung: 22 Jastimmen, 1 Neinstimme


2. Herstellung eines Schutzstreifens mit aufgeweitetem Radaufstellstreifen am Knoten Schenkenfeld / WÜ3

07 Abschnitt A Am Schenkenfeld 08 Abschnitt A B Am Schenkenfeld 08 Abschnitt A B Am Schenkenfeld 2

Billigung: 16 Jastimmen, 7 Neinstimmen

jedoch kein roter Asphalt und ohne Markierung der Linksabbiegespur

 

3. Herstellung des Schutzstreifens für Radfahrer in der Lindentalstraße

   09 Knoten B C Setzweg Lindendal 08 Abschnitt C Lindentalstraße 1 10 Knoten B C Setzweg Lindendal 3

Ablehnung: 5 Jastimmen, 18 Neinstimmen

 

4. Abmarkierung der neuen Bordsteinkanten an den Einmündungen

a. Setzweg / Lindentalstraße

10 Knoten B C Setzweg Lindendal 2

Ablehnung: 3 Jastimmen, 20 Neinstimmen

 

b. Scheffelstraße / Lindentalstraße

10 Knoten B C Setzweg Lindendal 3

Ablehnung: 5 Jastimmen, 18 Neinstimmen

 

c. Schönstraße / Lindentalstraße

10 Knoten B C Setzweg Lindendal 4

Ablehnung: 3 Jastimmen, 20 Neinstimmen

 

5. Entfernung der Leitplanken (bzw. Durchgangsöffnung für Fußgänger an der Einmündung Schönstraße / Lindentalstraße

10 Knoten B C Setzweg Lindendal 4

Zurückstellung der Entscheidung zur Prüfung eines Durchlasses für Fußgänger und Anbringung eines Schutzes im unteren Bereich der Leitplanke

Billigung: 12 Jastimmen, 11 Neinstimmen

 

6. provisorische Sperrung des Tunnels Schönstraße für den Kfz-Verkehr mit Vergleichszählung nach 12 Monaten

11 Abschnitt D Tunnel 2aa

Ablehnung: 8 Jastimmen, 15 Neinstimmen

 

7. Herstellung der Schutzstreifen für Radfahrer in der Parkstraße (mit Entfernung der Mittellinie)

16 Knoten G H WueStr Parkstr 1

Ablehnung: 0 Jastimmen, 22 Neinstimmen

 

8. Änderung der Fahrradwegweisung für die Radroute A

Billigung: 20 Jastimmen, 2 Neinstimmen

 


Die vom Planungsbüro empfohlene Stufe 2 für die Route A hat sich nach Auffassung des Gremiums durch die vorgefassten Beschlüsse von selbst erledigt.

Diese lautete:

1. Bauliche Herstellung der neuen Bordsteinkanten an den Einmündungen

• Setzweg / Lindentalstraße

• Scheffelstraße / Lindentalstraße

• Schönstraße / Lindentalstraße

2. Festlegung und Umsetzung einer dauerhaften Lösung für den Tunnel Schönstraße

3. Erstellung und Umsetzung eines Verkehrs- und Gestaltungskonzepts für den Knoten Würzburger Straße / Parkstraße


Kommentar vom Manfred Hohmeier (Mitglied des Agenda21-Arbeitskreises) auf Facebook:

„Schade, für dieses Ergebnis hätte man sich die Kosten für die Studie sparen können. Aus meiner Sicht wurde es verpasst, dem Radverkehr in Veitshöchheim einen höheren Stellenwert zu geben und die Wege per Rad insbesondere für Kinder sicherer zu machen. Laut Studien wird der Radverkehr zunehmen, auch durch die hohe Akzeptanz von E-Bikes. Diesem Trend trägt man in Veitshöchheim mit diesen Entscheidungen im Gemeinderat leider keine Rechnung. Es ist damit auch nicht gelungen, den Durchgangsverkehr für Radfahrer sicher durch den Ort zu leiten. Mit diesen Beschlüssen wird es wohl länger dauern, ein innovatives und zukunftsorientiertes Radwegekonzept für Veitshöchheim um- und durchzusetzen. Mehrheiten im Gemeinderat muss man jedoch respektieren, auch wenn sie im Ergebnis rückwärts gewandt sind. Schade für unser ansonsten eher modernes Veitshöchheim!“


Kommentar von Günter Thein (Gemeinderat Bündnis 90/Die Grünen + Mitglied im Agenda21-Arbeitskreis):

"Ein schwarzer Tag für die Sicherheit im Tunnel Schönstraße und ein Rückschlag für den Klimaschutz in Veitshöchheim!

Leider fehlte den Fraktionen CSU und UWG der Mut, etwas Neues  auszuprobieren, das immerhin von Fachleuten empfohlen wurde. Den Tunnel ein Jahr zu sperren, um anhand konkreter Zahlen fundiert entscheiden zu können, war nicht gewünscht. Hoffentlich passiert kein schwerer Unfall im Tunnel! Schade um die vergebene Chance!"


Klimahelden2-Kopie-1.jpgKlimahelden2

Dazu passt dieses Fotomotiv, das vorhin Volker Peitsch während seines Urlaubs in Eutin auf Facebook gepostet hat mit den Worten "Gesehen in der Innenstadt von Eutin - eine tolle Idee für einen Fahrradständer" , die zugleich zeigt, welch hohen Stellenwert andernorts im Rahmen des Klimaschutzes das Bemühen zur Nutzung des Fahrrades haben kann.

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Ein schwarzer Tag für die Sicherheit im Tunnel Schönstraße und ein Rückschlag für den Klimaschutz in Veitshöchheim!<br /> Leider fehlte den Fraktionen CSU und UWG der Mut, etwas Neues zu auszuprobieren, das immerhin von Fachleuten empfohlen wurde. Den Tunnel ein Jahr zu sperren um anhand konkreter Zahlen fundiert<br /> entscheiden zu können war nicht gewünscht. Hoffentlich passiert kein schwerer Unfall im Tunnel!<br /> Schade um die vergebene Chance!<br /> Günter Thein (Gemeinderat Bündnis 90/Die Grünen)
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