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Erich-Kästner-Matinee in der Bücherei im Bahnhof: Es gibt nichts Gutes: außer man tut es

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Der Arbeitnehmer-Bildungsverein Veitshöchheim berichtet:

"Es gibt nichts Gutes: außer man tut es!" Unter diesem Motto stand die Erich-Kästner-Matinee, die vom Arbeitnehmer-Bildungsverein zusammen mit der Bücherei im Bahnhof und dem Kulturamt der Gemeinde durchgeführt wurde.

Genau vor 115 Jahren wurde Erich Kästner in Dresden geboren. Elisabeth Birkhold, die Leiterin der Bücherei präsentierte Kästner als einen der bedeutendsten Dichter Deutschlands, dessen Schaffenskraft vor allem vor der „Bücherverbrennung 1933“ groß gewesen sei. Kästner sei aber auch über die Literatur hinaus engagiert gewesen, so gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik, gegen den Krieg in Vietnam und gegen die Verjährung von Nazi-Verbrechen.

 

Die neunjährige Klara Wagner stellte Kästner als Kinderbuchautor vor. „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“, „Das doppelte Lottchen“, „Das fliegende Klassenzimmer“ sind Kinderbücher, die Vielen bekannt sind und die in über 100 Sprachen übersetzt wurden. Kästner hat es verstanden, spannende Geschichten für Kinder zu erzählen, die von Freundschaft und Gerechtigkeit handeln und davon, wie wichtig gemeinsames Vorgehen sein kann.

 

Albrecht Vornberger, einer der Vorsitzenden des Arbeitnehmer-Bildungsvereins moderierte die Veranstaltung. Durch Texte und Gedichtbeispiele sollte eine möglichst große Bandbreite der Schaffenskraft von Erich Kästner aufgezeigt werden.

Kästner, der als 17jähriger im 1. Weltkrieg einbezogen wurde, machte den jungen Kästner zum Kriegsgegner. Er schrieb dazu: „Wenn man 17-jährig eingezogen wird, und die halbe Klasse schon tot ist, wird man zum Antimilitaristen mit Wut aufs Militär, auf die Rüstung, auf die Schwerindustrie.“

 

Die Hälfte der 50 Besucher der Matinee waren Vortragende, die Gedichte, Texte und Lieder rezitierten.

 

Darunter die Kandidaten für das Bürgermeisteramt Ute Schnapp (Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn) und Jürgen Götz (Trostlied im Konjunktiv) und eine Reihe von Gemeinderäten, wie Marlene Goßmann (Kleine Stadt am Sonntagmorgen), Elfriede Fleischer (Kleines Solo), Gertraud Azar (Hymnus an die Bankiers) und Michael Birk (Das Führerproblem, genetisch betrachtet).

 

Vornberger referierte, dass Kästner einer der Autoren war, dessen Werke auf Scheiterhaufen 1933 verbrannt wurden. Er erhält Schreibverbot, das jedoch gelockert wird, weil man die Devisen braucht, die der Verkauf seiner Bücher im Ausland einbringt. Obwohl Kästner 1942 totales Schreibverbot erhält, wird er gebeten, das Drehbuch zum Ufa-Jubiläumsfilm „Münchhausen“ unter dem Pseudonym Berthold Bürger zu schreiben. Er erhält die Sondergenehmigung nur mit der strengen Auflage, dass bei dem Film weder der Name Erich Kästner, noch der Name Berthold Bürger auftauchen darf.

 

Auch 1965 muss Kästner wieder miterleben, wie eine Gruppe des Düsseldorfer „Jugendbunds für entschiedenes Christentum“ seinen Gedichtband „Herz auf Taille“ verbrennt wie andere Bücher auch, zum Beispiel „Die Blechtrommel“ von Günter Grass. Von den Behörden, die die Aktion genehmigt hatten, wurde die Aktion als „dummer Jungenstreich“ abgetan.

 

Bekannt wurde Kästner auch als Autor zahlreicher Epigramme, also kurze Gefühle und Gedanken in kurzer, einfacher, poetischer Form. Ein Dutzend der bekanntesten wurden für die Matinee herausgesucht. Einige Sinnsprüche schlossen sich an, wie z.B. die Erkenntnis: „Es kann nicht früh genug darauf hingewiesen werden, dass man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann, wenn man zuvor die Lehrer vernünftig erzieht.“

 

Kästner gilt auch als „Gebrauchslyriker“, wie Brecht, Tucholsky und Ringelnatz. Er schreibt eine Reihe von Gedichten, doch immer mehr schreibt Kästner für das Kabarett „Die Schaubude“, das er 1945 mitgründet. Später, im Jahr 1951 unterstützt er das Kabarett „Die kleine Freiheit“. Kästner schreibt Chansons und Texte politischen Inhalts, er will aufrütteln und nachdenklich machen.

 

Präsident beim deutschen PEN-Zentrum, der Schriftstellervereinigung, wird Kästner 1951 und bleibt es bis 1962. Zum 25sten Jahrestag der „Bücherverbrennung“ hielt Kästner eine ergreifende Rede, die auch in Auszügen bei der Veranstaltung verlesen wurde.

 

Einige Kästner-Lieder wurden von Horst Duwe, Rudi Hepf und Albrecht Vornberger gesungen, z.B. das Lied „Morgen, Kinder, wird’s nichts geben“ und daraus die Zeile: „…Morgen kommt der Weihnachtsmann, allerdings nur nebenan…“

 

Den Veranstaltern ist es gelungen bei der Matinee einen Einblick in die Werke des großen deutschen Schriftstellers Erich Kästner zu eröffnen.

 

Text: Albrecht Vornberger 

Foto: Doris Bachmann - v.l.n.r.: Gisela Umbach, Albert Greiner, Ute Schnapp, Albrecht Vornberger, Klara Wagner, Karolin Seitz, Rudi Hepf – hinten: Karin Dauer, Michael Birk, Marlene Goßmann, Heinrich Bauer, Elfriede Fleischer

 

 

 

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