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Sittenstrenger Professor in Nöten: Moral oder Millionen - LWG-Theatergruppe begeisterte mit „Das Haus in Montevideo“ von Curt Götz

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Link auf Fotoalbum - Bühne 1 - in Näglers Haus

Link auf Fotoalbum - Bühne 2 - in Montevideo 

Link auf Fotoalbum - Bühne 3 - wieder in Näglers Haus

Anspruchsvolle und leichte Unterhaltung mit intelligentem, wortwitzigem Humor, so ganz nach dem Geschmack des Publikums, bot die Theatergruppe der Staatlichen Fach- und Technikerschule bei den beiden ersten Aufführungen ihrer neuen Inszenierung „Das Haus in Montevideo“ von Curt Goetz. Mehr als 360 begeisterte Zuschauer sahen unter der Regie von Günther Stadtmüller ein sehr aufwändiges Theaterstück.

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Diese bekamen auch mit, mit welcher Leichtigkeit die Darsteller selbst das höchst dekorative Bühnenbild verwandelten, das im ersten und vierten Akt in das Haus des Professors und im zweiten und dritten Akt nach Montevideo (Foto) versetzte. 

Nach  "Dreigroschenoper" und "Einer flog über das Kuckucksnest" in den beiden  Vorjahren ist es Regisseur Günther Stadtmüller und seiner Theatergruppe auch bei seiner 22. Inszenierung erneut gelungen, ein Theaterstück mit einer tiefsinnigen und hintergründigen menschlichen Aussage hervorragend zu interpretieren. Trotz nahezu dreistündiger Spieldauer und vieler langer, jedoch sehr pointenreicher Dialoge kam nie Langeweile auf. Die schauspielerischen Leistungen der Laienkünstler strapazierten vielmehr ständig die Lachmuskeln der Zuschauer.

Für Stadtmüller war es bereits zum zweiten Mal, dass er diese aufwändige Komödie inszenierte. Gegen Ende des Jahres 1985 war er  beim ein Jahr zuvor von ihm mitgegründeten Theater am Hofgarten sogar selbst in die Hauptrolle des scheinheiligen Professors Traugott Nägler geschlüpft.

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In dem Studierenden Karl-Josef Höfer fand Stadtmüller nun einen Akteur, dem diese Rolle des Professors, der strengste Prinzipien hat, was Moral, Pflichterfüllung und Disziplin angeht.

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Das bekommen nicht nur seine Schüler, sondern auch seine liebenswerte Gattin (Judith Luck) und seine zwölf Kinder zu spüren. Das Ehepaar Nägler verkörpert die klassische Konstellation: Er verkörpert den unumstrittenen Patriarchen, der selbst noch den Pastor (Angela Rudolf)  in Latein und Liturgie belehrt und die Kinder beim Essen Schulwissen exerzieren lässt. Sie dagegen übt subtil die eigentliche Regentschaft aus, damit  alles läuft.

Judith Lucks souveränes Empfinden für Pointe und Ausdruck und Karl-Josef Höfers Tempogefühl, Körpersprache und furiose Gestik tragen die Geschichte um den Moralapostel Traugott, der einst seine Schwester Josefine wegen ihres unehelichen Kindes verstieß. 

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Die mit 17 Jahren Gefallene brachte es fern der Heimat in Südamerika als Gesangs-Künstlerin zu Ruhm und Vermögen.

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Nach ihrem Tod bringt ihr Testament, in dem sie ihre Nichte Atlanta (Nicole Kiesel) als Erbin bestimmt, die unerschütterlichen Prinzipien des Patriarchen arg ins Wanken. Die Erbschaft gibt es nämlich nur, wenn sich in seiner Familie ein solches Drama wiederholt. Damit zwingt sie ihren Bruder in den Konflikt zwischen Tugend und Moneten.

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Bis zum Ende ihres 17. Lebensjahres muss die Tochter Atlanta Mutter eines unehelichen Kindes werden, um das Vermögen antreten zu können. Die Einwilligung hat dafür der ehrenwerte Vater zu geben. Jener wittert hinter diesem letzten Willen eine süße Rache seiner Schwester. Für ihn stellt sich die Frage: "Lieber reich und gesund als arm und ehrlich.“

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Doch am Ende gerät auch Näglers Ehe in ein neues Licht, stellt sich seine auf einem Schiff erfolgte Trauung als nichtig heraus, weil das Schiff um 27 Zentimeter nicht den amerikanischen Normen entsprach. So wurden alle seine Kinder unehelich geboren.

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Doch diese ihn zunächst zu Boden schmetternde Nachricht hat auch ihr Gutes, kann er nun doch, von aller Tugend befreit, die Millionenerbschaft seiner Schwester antreten.

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Bei dieser durch den gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann bekannten Komödie  waren in weiteren Rollen zu sehen Kevin Welsch als Atlantas schüchterner Verlobter,  Agnes Rickauer als fesches Dienstmädchen, Philipp Degelmann als Bürgermeister sowie in weiteren Nebenrollen Bianca Ostertag, Carolyn Englert, Sophia und Franziska Hecht und Philipp Degelmann.

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Für viel Leben auf der Bühne sorgten daneben im ersten Akt Veitshöchheimer Kinder als Atlantas jüngere, adrett gekleidete Geschwister:   Lysander und Amelie Kraus,  Peter Hecht, Antonia Müsing,  Nina Engelking, Julia Eichelsbacher,  Jona Günther, Felix Schraut und Mia Hammer.  

Zum sehr guten Gesamteindruck trugen auch die beiden aufwendig von Johannes Stach malerisch gestalteten Bühnenbilder und unter der Leitung von Maria Anna Stadtmüller die tollen Kostüme, Maskaraden und Frisuren bei.



Weitere Termine:  Aula der Schule, An der Steige 15. Veitshöchheim

Mittwoch, 02.04., Freitag 04.04., Samstag 05.04. Dienstag, 08.04. jeweils 20.00 Uhr, Sonntag, 06.04. 17.00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Platzreservierung: 9801-114 (werktags 8.00 Uhr - 16.00 Uhr) wird empfohlen.

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