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1,1 Millionen Euro teure Sanierung des Veitshöchheimer Lehrschwimmbecken hat begonnen - Rechtsstreit aber noch nicht beendet

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Nach fünf Jahren seit der Schließung haben nun endlich die Bauarbeiten für die rund 1,1 Millionen Euro teure Sanierung des Lehrschwimmbeckens im Veitshöchheimer Schulsportzentrum begonnen. Bei einer Ortseinsicht machten sich Bürgermeister Rainer Kinzkofer und sein Hochbau-Architekt Peter Wolf ein Bild über die bereits durch die beauftragte Firma Fuchs mit einem Auftragswert von 47.600 Euro innen und außen vollkommen eingerüstete Schwimmhalle. Beide sind guter Hoffnung, dass hier nach den Osterferien 2012 wieder Schwimmunterricht und Kurse stattfinden können. LehrschwimmbeckensanierungAußen1 LehrschwimmbeckensanierungAußen2

Unendliche Vorgeschichte

Die lichtdurchflutete Schulschwimmhalle mit dem 16 2/3 mal acht Meter großen Becken und einer Wassertiefe von 0,9 bis 1,8 Meter im Veitshöchheimer Schulsportzentrum ist seit Beginn der Herbstferien 2006 nicht mehr im Betrieb. Dabei war die Schwimmhalle erst zusammen mit der Einweihung der Dreifachturnhalle im Mai 1998 ihrer Bestimmung übergeben worden.

Sie wurde acht Jahre lang sehr intensiv genutzt. Zuletzt waren Klassen des Landkreisgymnasiums 19 Stunden, der Grund- und Hauptschule 20 Stunden und der Rupert-Egenberger-Schule drei Stunden wöchentlich in der Schwimmhalle. Nach der Schulzeit führten dort dann noch Wasserwacht, Turngemeinde, Sportverein, Rheumaliga, Rotes Kreuz und zwei Physiotherapeuten Schwimm- und Wassergymnastikkurse durch.

Bauschäden

Schon im ersten Winter nach der Einweihung stellte der Hausmeister Kondenswasser an der westlichen Fensterfassade und an den Trapezblechen des Daches fest. Nachbesserungsarbeiten von Firmen an Fassade und Dach nutzten wenig. Ein daraufhin von der Gemeinde 2001 beauftragter Gutachter ermittelte als Schadensursache mittels künstlich erzeugten und mit Überdruck in die Halle gepumpten Nebel undichte Stellen besonders an der Verbindung der Glas-Seitenteile mit der Dachkonstruktion. Durch diese Kältebrücken und die hohe Luftfeuchtigkeit im Innern kam es zwangsläufig dazu, dass sich verstärkt chlor- und säurehaltiges Kondenswasser bildete, das die Bausubstanz, also Dachkonstruktion, Fenster, Fliesen und Betondecken angriff.

Im Kellergeschoss hatte der Hausmeister schon ab dem Jahr 2000 Wasserdurchtritte im Bereich der in die Stahlbetondecke montierten Lasthaken beobachtet. Diese Undichtigkeiten weiteten sich später auf Deckendurchdringungen im Bereich von Versorgungsleitungen aus.

Im Jahr 2005 verstärkten sich diese Wasserdurchtritte auch in der angrenzenden Sporthalle, wo in der angrenzenden hochwertigen Holzprallwand das aggressive Kondenswasser bereits Spuren hinterlassen und die in einer Wandnische verstauten Zugseile durchfeuchtet hatte. Einher gingen erhebliche Wasserverluste im Heizsystem durch geschädigte Heizleitungen im Bereich der Deckendurchführungen. 2006 wurden deshalb mit Schließung der Halle korrodierte, also tropfende Heizleitungen still gelegt. Seit November 2007 ist es unstrittig, dass ursächlich für diese Wasserdurchtritte die mangelhaften Abdichtungen im gefliesten Umgang des Schwimmbeckens sind.

Neben der Dachkonstruktion müssen deshalb in einem zweiten Abschnitt auch diese Beckenumgänge saniert werden.

Seit 2003 anhängiger Rechtsstreit

Da eine gütliche Einigung mit Planern und ausführenden Firmen von vornherein nicht zustande kam, blieb der Gemeinde nichts anderes übrig, als 2003 wegen der Undichtigkeiten in der Dachkonstruktion Klage beim Landgericht einzureichen, die sie dann im Mai 2008 nochmals wegen der Schäden an den Beckenumgängen erweiterte. Das Landgericht hatte im Laufe des Verfahrens zur Beweissicherung mehrere Gutachten in Auftrag gegeben und im September 2010 ein Urteil im ersten Rechtsstreit bezüglich der Dachschäden gefällt und dabei der Gemeinde einen Entschädigungsanspruch von 196.000 Euro zuerkannt. Gegen dieses Urteil legte die Gemeinde Berufung beim Oberlandesgericht in Bamberg ein und machte einen weiteren Entschädigungsanspruch von 150.000 Euro geltend. Über diese Berufung ist ebenso noch nicht entschieden wie über die erstinstanzliche Klage bezüglich der unsachgemäßen Ausführung der Beckenumgänge.

Nach dem jedoch der von der Gemeinde beauftragte Rechtsanwalt eine ausreichende Beweissicherungslage bestätigte, hielt es der Gemeinderat im Interesse der Allgemeinheit trotz der noch offenen Höhe der Entschädigungsansprüche im Frühjahr dieses Jahres für geboten, nun endlich die Sanierung in Angriff zu nehmen.

Bisherige Auftragsvergaben

Bisher vergaben die zuständigen Gemeinde-Gremien bereits Bau-Aufträge in Höhe von 717.000 Euro. Davon entfallen 235.000 Euro auf Zimmerarbeiten durch die Firma Fleischmann, 154.000 Euro auf Dachdecker- und Spenglerarbeiten durch die Firma Walter, 136.000 Euro auf Metallbauarbeiten durch die Firma Flammersberger und 120.000 Euro auf Elektro-, Heizungs-, Sanitär- und Raumlufttechnik-Arbeiten durch die Firmen Baucke, Hahner & Pöhlmann und Bischoff. Diese Arbeiten sollen bis Jahresende abgeschlossen werden.

Noch ausgeschrieben werden müssen im Herbst die Abbrucharbeiten im Bereich der Beckenumgänge und Duschen, Fliesen- und Abdichtungsarbeiten, Malerarbeiten und die Baureinigung.

Als erstes steht nun nach Abschluss der Gerüstbauarbeiten die Sanierung der Dachkonstruktion der Schwimmhalle mit Vorräumen an. Hierzu müssen alle Dachaufbauten bestehend aus Trapezblechen, Dampfsperren, Wärmedämmungen und der Dachhaut komplett abgebaut werden, einschließlich der hier vorhandenen technischen Installationen.

Anstelle dieser nach dem Stand der Technik längst überholten Ausführungsart wird nun eine gedämmte und dampfdichte Holzkonstruktion mit Aluminiumdeckung eingebaut, die außerdem durch die bessere Foamglas-Wärmedämmung und eine Akustikdecke den nicht unbedeutenden Mehrwert von 130.000 Euro erbringt. 

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