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In den ARD Tagesthemen Extra schaltete Ingo Zemparoni live zum Veitshöchheimer Weiler Gadheim in Bayern - Sogar ein japanisches Fernseh-Team war in dieser historischen Nacht am EU-Mittelpunkt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ingo Zamperoni kurz nach Mitternacht in einem Tagesthemen-Extra der ARD: "Es gibt noch eine Veränderung, die der Brexit mit sich bringt: Ohne das Vereinigte Königreich im Westen des Kontinents wandert der Geographische Mittelpunkt der EU ab sofort ganze 60 Kilometer nach Südosten aus dem Landkreis Aschaffenburg in die Nähe von Würzburg,  in den Veitshöchheimer Ortsteil Gadheim, wo ganze achtzig Leute zu Hause sind und die, Albrecht Rauh, die lassen es heute richtig krachen oder?"

Rauh:  "Die lassen es momentan krachen. Momentan wurde die Europafahne abgelassen und man hat einen Trauerflor angebracht und die Fahne wird jetzt wieder gehisst." Das ganze habe den Hintergrund, so Rauh, dass man hier in Gadheim den Austritt der Briten aus der EU nicht unbedingt gutheißt. Man gehe hier mit einem traurigen und einem lachenden Auge in diesen neuen Tag. Man sei zwar froh, dass man nun der neue Mittelpunkt der EU sei, aber, dass die Briten aus der EU ausscheiden, das sehe man hier eigentlich auch nicht gerne.

Zamperoni: "Stimmungsvolle Klänge im Hintergrund, eine Nacht mit gemischten Gefühlen auch in Franken. Aber wie geht dieser Ort denn mit dieser neu gewonnenen Popularität um?"

Rauh: "Man sieht dies an der Teilnahme. Es haben sich hier, trotz dass es eigentlich keine öffentliche Veranstaltung sein sollte, ungefähr 300 Menschen eingefunden, die wie gesagt, gespalten sind. Aber man hat natürlich Hoffnung, dass man jetzt ein bißchen stärker in den Fokus der Weltöffenlichtkeit gerät. Das ist schon passiert in der Vergangenheit und es haben sich hier zahlreiche Kamerateams eingefunden, heute Abend auch wieder zu diesem historischen Tag, sogar ein chinesisches (richtig: japanisches) Team ist da. Der Bürgermeister, der konnte es fast nicht mehr ertragen, so viel ist auf ihn eingeschwappt. Er war in den letzten Monaten eigentlich nur noch am Telefon, musste Interviews geben. Englische Presse war natürlich auch da. Und er hat mir vorher gesagt, dass er froh ist, dass er endlich einmal einen Schlussstrich ziehen kann. Mann muss ja sagen,  die Gadheimer, bzw. Veitshöchheimer, die mussten den Brexit, die Feierlichkeit fünfmal verschieben, weil der Brexittermin immer wieder verschoben wurde."

Zamperoni: "Nun hat es endlich geklappt. Albrecht Rauh, vielen Dank nach Gadheim, dem neuen geographischen Mittelpunkt der EU. Da kann man sehen, welche weitreichenden Auswirkungen diese Entscheidung der Briten hat."

Dank der Feuerwehr und dem Bauhof waren der EU-Mittelpunkt und die Zufahrtswege um Mitternacht sehr gut ausgeleuchtet.

 

Dieses Bild entstand um 23.45 Uhr. Es waren an die 300 Menschen gekommen, um diesen historischen Moment am neuen geographischen Mittelpunkt der EU in Gadheim zu erleben. Die Regie hatte jedoch das ARD-Team übernommen. Alle warteten geduldig bis zur Zuschaltung der Tagesschau zwei Minuten nach Mitternacht , denn bis dahin passierte nichts.

Bürgermeister Jürgen Götz übte schon einmal zusammen mit Altbürgermeister Rainer Kinzkofer und assistiert von der Bürgermeisterin Brigitte Heim aus Westerngrund, so sich seit 2013 der EU-Mittelpunkt befand, das Anbringen eines Trauerflors an die Europafahne.

Und es hatten sich zur Fahnenhissung auch prominente Gäste eingefunden, so links die Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm und rechts neben Altbürgermeister Rainer Kinzkofer  MdL Manfred Ländner und dem Vorsitzenden des Caritasverbandes Domkapitular Clemens Bieber.

Der Musikverein stimmte dann nach Mitternacht unter der Leitung von Stefan Wagner "Auld lang sync" (nehmt Abschied Brüder) später noch die Europa-Hymne sowie das Frankenlied und zur Unterhaltung noch "Sweet Carolin" und andere Stücke an.

Anbringen des Trauerflors an die Europafahne.

Alle singen, nachdem die Fahne wieder hochgefahren ist: "Nehmt Abschied Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer". Dieser vom Musikverein gespielte Liedtext  drückt aus, so Bürgermeister Jürgen Götz, das es ein eher trauriger Moment und wahrlich kein Grund zum Feiern ist.

Es war viel Presse da, u.a auch ein japanisches Kamerateam (rechts).

Hier erfolgt gerade der Live-Bericht von Albrecht Rauh für die ARD-Tagesthemen Extra.

Interview des Bürgermeisters durch Mainfranken TV

 Ansprache Bürgermeister Jürgen Götz: Wie bereits in der Pressekonferenz am 29.1. (siehe nachstehender Link) zählte er die Errungenschaften der EU auf, wie es zu ihrer Gründung kam, Gadheim zum Mittelpunkt wurde, er gerne auf diese Ehre verzichtet hätte und dass Veitshöchheim seit jeher einen europäischen Bezug hat u

Götz an die Bürgermeisterkollegin aus Westerngrund: "Also alles in allem, liebe Frau Heim, glaube ich sagen zu können, dass wir beste Voraussetzungen haben, um würdige Nachfolger von Westerngrund zu sein."

Die offizielle Anweihungfeier, zu welcher auch Ministerpräsident Markus Söder sein Kommen angekündigt hat, werde voraussichtlich im Frühjahr stattfinden.

Diese Nacht bezeichnete der Bürgermeister als historischen Moment, denn mit dem Brexit verschob sich zum ersten Mal der Mittelpunkt der EU, weil ein Land aus diesem Staatenverbund ausgetreten ist. Dies werde später sicherlich einmal in den Geschichtsbüchern stehen. Er hoffe, dass der Mittelpunkt sich in Zukunft nur noch verschiebe, wenn ein Land zum Staatenbund dazukomme und nicht, weil eines austritt. Götz: "Nur gemeinsam können wir die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in Europa lösen und uns in einer immer globaleren Welt behaupten. Europa ist unsere Zukunft, es lebe Europa."

Grußwort Altbürgermeister Rainer Kinzkofer: "Es sollte eigentlich auch von der Markuskapelle die Kirchturmuhr schlagen, was aus personellen Gründen offenbar ausgefallen ist. Vor 44 Jahren haben wir gut 100 liebenswürdige Gadheimer eingemeindet. Dies war sehr wichtig vor uns: die Jakobuskapelle, das Wasserschutzgebiet, die Erweiterung des Gewerbegebietes, die Erweiterung des Gemeindegebietes um gut ein Drittel und vielleicht habe der eine oder andere schon gewusst, dies könnte einmal auch der Mittelpunkt von Europa werden. Die Gadheimer sind stolz und das sei ihnen auch gegönnt."

In Bezug auf die vier Partnerstädte, die er in seiner Amtszeit mit initiiert habe, meinte er: "Was im Kleinen funktoniert, sollte dies auch im Großen Ausfluss haben."

Präsident Macron habe gesagt, die NATO habe nichts im Kopf. Kinzkofer ergänzte dies auf die EU bezogen: "Die EU hat ein bißchen zu wenig Herz." Nationale Elemente in verschiedenen Staaten von Europa vor allem im Osten und europäische Werte und Kultur, die ja auf England zu Großteil zurück gingen, seien einem starken Druck ausgesetzt. Aber eine Idee könne nicht aussterben. Der Brexit könne auch eine Chance sein, dass wir uns wieder besinnen und verstärken. Er fragte, welcher Staatenbund überhaupt auf der Welt hat so eine lange Zeit diese zwei Weltkriege der letzten 100 Jahre veregessen lassen.

So wünschte er uns allen, dass europäische Gedanke mit mehr Inhalt nachhaltig Bestand hat und der MIttelpunkt gut vermarktet wird, vor allem das Berufsbildungswerk, der Markushof auch davon profitiert, natürlich auch die Gadheimer.

Grußwort Brigitte Heim, Bürgermeisterin Westergrund: Sie habe sich sehr über die Einladung des Veitshöchheimer Bürgermeisters zum nächtlichen Fahnenhissen gefreut.

Heim: "In Westerngrund haben wir unsere Fahnen schon heute Morgen auf Halbmast gesetzt. Wir sind natürlich auch etwas traurig, vor allem deshalb, weil ein Land die EU verlassen hat. Wenn etwas bröckelt, dann kann es sein, dass es so weiter geht, was wir aber nicht hoffen wollen. Wir sind frohen Mutes, dass alle anderen 27 Staaten weiter zusammenhalten.

Ein EU-Mittelpunkt ist nach ihren Worten immer ein guter Grund für Feierlichkeiten. Sie sei sich sicher, dass die Veitshöchheimer das Beste aus dem Mittelpunkt machen. Der Brexit verbinde nun beide Orte. , die in die Gescichtsbücher eingehen, wo erstmals ein Land die EU verlässt. Sie wünschte, dass die Veitshöchheimer den EU-Mittelpunkt nun genießen und für diesen Genuss hatte sie für ihren Bürgermeisterkollegen eine Kleinigkeit in Förm eines "Europäischen Geistes" aus Westerngrund so weie ein selbstgenähtes Säcken mit Erde vom bisherigen Westerngrunder EU-Mittelpunkt mitgebracht, den sie sechs Jahre und sieben Monate hatten.

Grußwort Domkapitular Clemens Bieber:  "Europa braucht Herz. Deshalb bin ich mir sicher, dass die Gadheimer und die Veitshöchheimer hier ein wichtiges Zeichen für Europa setzen. Nicht nur dass der Mittelpunkt hier markiert ist, sondern in der MItte Europas ein kleiner Ort, in dessen Mitte eine große weitbekannte Einrichtung lebt, die jungen Menschen zum Leben verhilft und jungen Menschen auf ein gutes Miteinander in dieser Gesellschaft verhilft.Europa braucht Herz - dies möge von hier ausgehen, damit uns das erspart bleibt, was hier heute Nacht bedenken, dass sich einzelne Länder aus egoistischen Motiven von diesem Verbund trennen, im Gegenteil, dass sie spüren, weil in dieser Gemeinschaft Herz, sozialer Gedanke miteinander gepflegt wird, deswegen wollen wir dazu gehören. Das ist die beste Voraussetzung, dass wir einer friedvollen Zukunft entgegengehen. Europa braucht Herz - Gadheim setzt hier ein wichtiges Zeichen."

Don Bosco-Direktor Andreas Halbig servierte zusammen mit Herrn Koppenhagen Wiener mit Brötchen.

Und gratis gab es auch kleine "Schlappeseppel"-Biere, während der Musikverein aufspielte. Es ist zwölf Grad mitten in der Nacht, fast Frühling. Feuerwehr und Bauhof haben den kleinen, fein hergerichteten Platz gut ausgeleuchtet. Die Stimmung ist im offiziellen Teil feierlich, danach bis 01.30 Uhr zum Teil bei einigen Besuchern auch ausgelassen.

Nach der Melodie der Frankenhymne sangen viele im Besitz dieser von Dr. Karl-Peter Sorge getexten  Veitshöchheim-Strophen u.a. "Die EU hat ihre Mitte hier, auf Veitshöchheim's schönem Hügel.  Von Gadheim aus - das merke Dir - laufen jetzt Europas Zügel. In Einigkeit und Frieden fest soll dieser Bund stets halten; das alles wird - man spürt's fest - ganz fest von diesem Fels gehalten! Valleri, vallera ...."

Fotos (c) Dieter Gürz

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D
Guter Artikel. <br /> Danke!
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