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Das Irish-Folk-Trio Bailé verzauberte beim zweiten Sommerkonzert im Synagogenhof an die 150 Zuhörer

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Die aus dem Badischen Land kommenden Profi-Musiker und Freunde Hendrik Morgenbrodt, Michael Poelchau und Brian Haitz (von links) spielten beim zweiten Sommerkonzert im Veitshöchheimer Synagogenhof die traditionellen Lieder Irlands so gekonnt, so verzaubernd und mitreißend lebendig, dass sich an die 150 Zuhörer für einen Moment wie auf die Grüne Insel versetzt fühlten.

Das Irish-Folk-Trio Bailé zählt zum Feinsten, was es hierzulande an keltischer Musik zu hören und zu erleben gibt.  Nach den Woren von Brian Haitz, der informativ durch das Programm führte, bedeutet das gälische Wort "Bailé" soviel wie "Zuhause". Das Trio ließ denn auch das Publikum mittels Fiddle, dem irischen Dudelsack Uilleann Pipes, Flute, Gitarre und Gesang an der traditionellen irischen Musik teilhaben, wie sie alltäglich in den irischen Wohnzimmern und Kneipen stattfindet. Dabei besannen sich die drei Musiker stets aufs Wesentliche, auf pure Jigs, Reels und Hornpipes in ihrer magischsten Form. Keine Frage, dass die Freude der Musiker immer auch auf das Publikum übersprang und und bei einigen für heiße Sohlen sorgte.
 

Dass irische Musik Tanzmusik ist, die in die Beine geht, ließen sich diese beiden Paare nicht zweimal sagen, als das Trio einige Tanzstücke wie " Scent of the bog" (Der Duft des Moores), "The rainy day reels", "The Stuttgart Slip Jigs" im 9/8-Takt sowie das an die Auswanderung und Migration der Iren erinnernde "After California" spielte. Bei letzterem seien die Iren, so Haitz, Weltmeister, würden den vier Millionen in ihrem Heimatland lebenden Iren, weltweit 70 Millionen mit irischem Pass gegenüberstehen.

Dass irische Musik nicht nur zum Tanzen gespielt wird, sondern auch Lieder gesungen werden, unterstrich immer wieder Brian Haitz, der dann die Querflöte weglegte und sich mit der Gitarre selbst begleitete zu Stücken wie "Come with me over the mountain" (in dem ein junger Mann in eine Frau verliebt ist und sie überreden kann, mit ihm abzuhauen) oder "Colcannon" (der irische Kartoffelbrei - ein Lied das an die gute alte Zeit erinnert, wie schön es in der Kindheit war, als die Mama im gußeisernen Topf über dem Feuer kochte), bei dem die Zuhörer eingeladen wurden, mitzusingen.

Sehr rhythmisch und überschäumend ertönte das als Set zusammengeschusterte Medley "Flug", als Hendrik mit der Tin Whistle Brian mit der Querflöte und Michael an der Gitarre begleitete, vom Publikum stürmisch beklatscht.

Hendrik Morgenbrodt begann bereits mit elf Jahren, Dudelsack zu spielen und entdeckte mit 16 dann den Sound der Uilleann Pipes für sich, die ihn seither nicht mehr losgelassen haben. Zu seinen Lehrern zählten u.a. John McSherry und Brian McNamara, den Rest erarbeitete er sich autodidaktisch. Mit seinem irischen Dudelsack, den Uilleann Pipes, erwies er sich auch in Veitshöchheim als echter Virtuose auf den Pipes, trug so wesentlich zur melancholischen Stimmung  wunderschöner bretonischer Balladen bei, so auch mit dem langsamen Pipes Slow Air "Casadh an tSugain", wo die besondere Technik der Uilleann Pipes offenkundig wurde, bei denen nicht mit dem Mund sondern mit dem Ellenbogen der Blasebalg betätigt wird. Er stellte dabei zu Show, dass die Uilleann Pipes noch viele andere Knöpfe hat, mit den er sich selbst begleiten kann.

Die Uilleann Pipes sind für Hendrik nicht nur musikalisch Lebensinhalt, sondern auch sein beruflicher, denn er ist gelernter Holzblasinstrumentenmacher, der seine Dudelsäcke selbst fertigt.

Ab 2010 arbeitete er in der Werkstatt von A. Rogge und legte dort im Sommer 2014 erfolgreich die Gesellenprüfung ab. In der Nähe von Tübingen hat er nun seine eigene Werkstatt eröffnet. Hendrik beherrscht ebenso aber auch die Tin Whistle-Blechflöte und auch die Querflöte.

Der Deutsch-Amerikaner Michael Poelchau gilt als einer der versiertesten Fiddler hierzulande und bringt als Musiker in mehreren Folk-Bands große Bühnenerfahrung und Lust auf Live-Performances mit. Auch das Gitarre-Spielen beherrscht er perfekt.

Der Halbire Brian Haitz bekam die Irische Folk Musik von seinem Vater in die Wiege gelegt und bereiste in Teenagerjahren mit der Gruppe Choonz bereits den englischen und deutschen Festivalzirkus und erhielt beim Sidmouth Folk Festival 2009 den Young Musician of the Year Award. Brian wurde schnell zu einem begnadeten Gitarrist, Flötenspieler und überdies hinaus auch Sänger und Multi-Instrumentalisten.  Brian hat B.A. Musikmanagement und Produktion studiert und ist heute hauptberuflicher Musiker und Musiklehrer. Seine Studio- und Live-Karriere brachte ihn mit namhaften irischen Musikern wie Paddy Keenan und Alan Doherty, sowie mit Musikern der Weltmusikszene wie Rüdiger Oppermann zusammen. Mit einem Fuß tief in der Tradition verwurzelt, hat er allerdings auch ein Fable für moderne Fusion und elektronische Einflüsse.

Den nicht endenwollenden Applaus hatte sich die drei Musiker am Ende mehr als verdient. Sie bedankten sich mit einer rasanten Zugabe.

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