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Neue Trends und Herausforderungen im Visier der Gartenbau-Bezirkstagung in Veitshöchheim - Diskussionsrunde mit Landespolitikern

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Über Fragen der zukünftigen Politik für den Gartenbau in Bayern diskutierten die Vertreter des Gartenbaus mit Landespolitikern beim Bezirksgartenbautag Unterfranken des Bayerischen Gärtnerverbandes (BGV) in der LWG Veitshöchheim v.l.n.r. BGV-Bezirksvorsitzender Friedrich Reim aus Veitshöchheim, MdL Volkmar Halbleib (SPD) aus Ochsenfurt, MdL Kerstin Celina (Grüne) aus Kürnach, Landtagskandidatin Barbara Becker (CSU) aus Wiesenbronn, BGV-Vizepräsident Jürgen Herrmannsdörfer aus Würzburg, MdL Helmut Kaltenhauser (FDP) aus Alzenau und BGV-Präsident Roland Albert aus Mömbris.

Über Fragen der zukünftigen Politik für den Gartenbau in Bayern diskutierten die Vertreter des Gartenbaus mit Landespolitikern beim Bezirksgartenbautag Unterfranken des Bayerischen Gärtnerverbandes (BGV) in der LWG Veitshöchheim v.l.n.r. BGV-Bezirksvorsitzender Friedrich Reim aus Veitshöchheim, MdL Volkmar Halbleib (SPD) aus Ochsenfurt, MdL Kerstin Celina (Grüne) aus Kürnach, Landtagskandidatin Barbara Becker (CSU) aus Wiesenbronn, BGV-Vizepräsident Jürgen Herrmannsdörfer aus Würzburg, MdL Helmut Kaltenhauser (FDP) aus Alzenau und BGV-Präsident Roland Albert aus Mömbris.

Neue Trends und Herausforderungen  im Visier der Gartenbau-Bezirkstagung in Veitshöchheim - Diskussionsrunde mit Landespolitikern
Neue Trends und Herausforderungen  im Visier der Gartenbau-Bezirkstagung in Veitshöchheim - Diskussionsrunde mit Landespolitikern

Vor großen Herausforderungen und neuen Trends gegenüber gestellt sehen sich die dem Bayerischen Gärtnerverband e.V. (BGV)  angehörenden gartenbaulichen Betriebe Unterfrankens in den Sparten Baumschulen, Gemüsebau, Einzelhandels-, Friedhofs-, Stauden- und Zierpflanzengärtnereien von der Produktion bis hin zu Dienstleistungen und Service rund um den Garten.

Der Veitshöchheimer Blumenhaus-Inhaber Friedrich Reim, seit zwei Jahren an der Spitze des Bezirksverbandes Unterfranken stehend, hatte deshalb zum diesjährigen Bezirksgartenbautag in der LWG Veitshöchheim im Vorfeld der diesjährigen Landtagswahl vier Landespolitiker zu einer von Franz Barthel moderierten Podiumsdiskussion eingeladen, um sie für die Zukunft des Gartenbaus aufzuschließen.

Der Bezirksvorsitzende hatte für seine Branche zu Beginn auch gute Nachrichten zu verkünden. So wachse die Nachfrage nach lebendem Grün als Folge der Individualisierung, Gesundheit und Urbanisierung weiter, seien die Verbraucher in Kauflaune und gewannen höherwertige, ausgefallene Produkte an Bedeutung. Kräuter, Stauden und Obst- und Ziergehölze in kleineren Formen würden unter dem Stichwort "Urban Gardening" immer mehr auf die Wunschliste rücken. Die Wohnkultur ändere sich weg vom Purismus hin zu kräftigen Farben, hochwertigen Stoffen und Accessoires sowie einem romantischen Ambiente.

Gleichwohl müsse sich die Branche mit Themen wie Hitze, übermäßige Niederschläge, Konsumveränderungen, Fachkräftemangel und zunehmender Bürokratie in vielen Bereichen auseinandersetzen.

Der Obermeister der Gartenbaugruppe Würzburg Karl-Heinz Hupp aus Höchberg sprach von der spannenden Aufgabe seines Berufsstandes, sich in diesem Jahr nach 28 Jahren wieder auf der Landesgartenschau in Würzburg modern, positiv und zukunftsweisend zu präsentieren. Ein jeder Betrieb müsse erkennen, wie notwendig diese positive Außendarstellung ist. Hupp: "Wir dürfen nicht zusehen, wie unsere Zukunft gestaltet wird, wir müssen sie selbst gestalten." Die Plattform der LGS 2018 biete diese Chance in höchstem Maße. Es gelte deshalb möglichst viele Gartenbaubetriebe in Unterfranken zu aktivieren, sich einzubringen und die LGS mitzugestalten, auch wenn die bisherige Kommunikation seitens der LGS sehr zu wünschen übrig ließ.

Wie Bezirksvorsitzender Reim ergänzte, soll heuer die Taufe der Pflanze des Jahres auf der LGS stattfinden.

Er selbst habe sich, schon immer "crazy" polarisierend, im Hinblick auf die LGS am 11.11. zum Würzburger Faschingsprinzen küren lassen, um nach 28 Jahren die einmalige Chance zu nutzen, hier die Floristen und Gärtner mitzunehmen, einmal was ganz anderes zu machen. So habe man mit zehn Kollegen für den Würzburger Faschingszug schon 5.000 Samentütchen per Hand abgepackt und mit einem Werbeaufkleber versehen.

LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch nutzte sein Grußwort, über die große Dynamik zu berichten, was sich Neues bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) tut.

So wurde im Rahmen struktureller Veränderungen Anfang September die Abteilung Gartenbau der LWG in Institut für Erwerbs- und Freizeitgartenbau umfirmiert mit inhaltlicher und personeller Neuaufstellung, um flexibler hinsichtlich künftiger Herausforderungen zu werden. Durch den verordneten und bereits vollzogenen Personalabbau, so Kolesch sich an die anwesenden Landespolitiker wendend, stehe die LWG bei Ausfällen nun aber mit dem Rücken an der Wand.

Positiv sei, dass die Gartenakademie vom Personalabbau verschont blieb, die für die Gartenbaubranche ein ganz wichtiger Transformationsträger zur Wertschöpfung darstelle.

Erfreulich nannte er auch die Eröffnung des Sensorik-Zentrums, das auch für den Obst- und Gemüsebau langfristig bei der Beurteilung von Geschmacksfragen von Bedeutung sei.

Kolesch ist auch froh, nun fünf Millionen Euro in den Versuchsbetrieb "Stutel" investitieren zu können, als deutliches Zeichen an die Baumschulen und den Obstbau. Bauen könne er nun auch das neue Institut für Bienenkunde und Imkerei. Beabsichtigt sei, auch große Teile der Liegenschaften der LWG in der Herrnstraße an die Gemeinde zu veräußern, wenn der Weinbauversuchsbetrieb vollständig ins Birkental verlagert ist.

Große Sorgen macht dagegen dem Präsidenten die abnehmende Schülerzahl aufgrund der zunehmenden Akademisierung der landwirtschaftlichen Ausbildungsberufe, die junge Leute von der Technikerschule der LWG weg an die Hochschulen zieht und so den Schulstandort Veitshöchheim nachhaltig schwäche. Die LWG werde aber alles tun, um den Standort attraktiv zu erhalten. 

Bürgermeister Jürgen Götz kündigte an, dass auch Veitshöchheim mit seiner Mainlände wie schon 1990 ein Teil der LGS in Würzburg sein werde. In Veitshöchheim habe das "Gärtnern" einen sehr hohen Stellenwert, nicht nur durch den Rokokogarten und die LWG. So konnten auch letztes Jahr wieder beim Blumenschmuckwettbewerb von Gemeinde und Verschönerungsverein über 100 Anwesen prämiert werden und der Tag der Offenen Gärten erfreue sich großer Beliebtheit.

Nicht erst seit der mit der Goldmedaille honierten Teilnahme von Veitshöchheim am Bundeswettbewerb "Entente Florale Deutschland" im Jahr 2009 gestalte die Gemeinde nachhaltig den öffentlichen Raum grün und lebendig. Die Gemeinde beschäftige so in ihrem Bauhof sechs Gärtner. Ein Gewinn für die Artenvielfalt und die Freizeitgestaltung war nach seinen Worten u.a. auch der Jahresbaumweg in der Gartensiedlung, der alljährlich um den Baum des Jahres ergänzt wird.

 

Unter der bewährten Moderation von Franz Barthel  standen bei der Diskussionsrunde mit den Landespolitikern Landtagskandidatin Barbara Becker (CSU) aus Wiesenbronn, MdL Kerstin Celina (Grüne) aus Kürnach, MdL Volkmar Halbleib (SPD) aus Ochsenfurt und MdL Helmut Kaltenhauser (FDP) aus Alzenau fünf Themenkomplexe im Mittelpunkt.

Ein Ärgernis ist vielen ländlichen gärtnerischen Generalversorgern der Bau immer neuer Lebensmittelmärkte mit zunehmend größerem Angebot an Blumen und Pflanzen, vor allem wenn diese Märkte zu den Saisonzeiten im Mai auch noch im Außenbereich größere Parkplatzflächen zweckentfremdet nutzen. Die Meinungen über die geforderte Regulierung und Sortimentsbeschränkung im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens gingen auseinander. So meinte Gartenbauinhaber Josef Hartmann aus Schwarzach-Düllstadt diese Entwicklung sei nicht aufzuhalten. Es sollten keine Zäune errichtet, sondern versucht werden in solche Märkte mit regionalen Produkten reinzukommen, ggf. auch als gärtnerischer Shop-in-Shop. Seine Branche sei gefordert, sich anzupassen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen, so wie Friedrich Reim, der wie er sagte, sich als Generalversorger neben der Produktion großer Menge Weihnachtssterne auch auf die Innenraumbegrünung, die Überwinterung von Großpflanzen und die Gräberpflege spezialisiert hat.

Bemängelt wird weiter von der Gartenbaubranche, dass aufgrund eines höchstrichterlichen Urteils seit einem Jahr zunehmend Gärtnereien untersagt wird, an Marktsonntagen zu öffnen, wenn sie abseits des Ortszentrums liegen. 40 Jahre lang sei dies kein Thema gewesen. Hier wurden die Politiker aufgefordert, sich für eine saubere Basis-Regelung einzusetzen.

Bei der staatlichen Förderpolitik für landwirtschaftliche Betriebe beispielsweise von Maßnahmen zur Energieeinsparung sehen die Gartenbaubetriebe einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber der gewerblichen Wirtschaft. Durch die für sie geltende landesspezifisch festgelegte Prosperitätsschwelle sei es vor allem in Nordbayern praktisch unmöglich, in den Genuss einer staatlichen Förderung für innovative Maßnahmen zu kommen.

Wassermangel führt im Gartenbau zu einem Totalausfall. Breiten Raum ein nahm deshalb in der Diskussionsrunde der Zielkonflikt Gewässerschutz einerseits und vielfältige, frische und saisonale Gartenbauprodukte andererseits zu produzieren. Der LWG-Präsident sieht deshalb die Landespolitik in der Pflicht, in Nordbayern für Sonderkulturen wie auch für den Weinbau neue Wasserquellen zu erschließen, beispielsweise Mainwasser in Speicherseen zu bevorraten und über Wasserverbünde zu verteilen.

Um innovative Zukunftsfragen ging es auch beim fünften Diskussionsthema "Mensch und Pflanze", ein Herzensanliegen von BGV-Vizepräsident Jürgen Herrmannsdörfer aus Würzburg. Nach seiner Meinung tragen Pflanzen wesentlich zum Wohlbefinden bei. Er fordert, in Arbeitsstätten den Menschen durch Pflanzen gezielt ein lebenswertes Umfeld zu schaffen und eine therapeutische Wirkung hinsichtlich Stressabbau und Burnout-Prävention zu entfalten. Er erhofft sich vom Staat ein Förderprogramm für wissenschaftliche Studien, um gangbare Wege aufzuzeigen.

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