Michael Diehl – ein meisterlicher Fingerstyle-Gitarrist faszinierte beim fünften Sommerkonzert im Veitshöchheimer Synagogenhof

In den Genuss einer ganz besonderen Art von Gitarrenmusik, nämlich dem höchst abwechslungsreich und orchestral klingenden Fingerstyle kamen die rund 60 Besucher des fünften Sommerkonzerts im Veitshöchheimer Synagogenhof.

Der aus Mittelhessen kommende Musiker Michael Diehl meistert mit seiner Gitarre eine komplette Begleitung mit Bassgrooves, Akkorden und perkussiven Elementen im Stile von Tommy Emmanuel, Rick Ruskin oder Edgar Cruz. Der technisch sehr versierte 42jährige spielt seine Gitarre mehr wie ein Pianist, indem er mehrere Dinge gleichzeitig steuert. Er schlägt die Gitarrensaiten mit jedem Finger einzeln an, nicht mit der ganzen Hand oder einem Plektrum. So spielt sein Daumen sehr oft den Bass, die drei Finger wechseln sich ab mit Akkorden und Melodien und manchmal gesellt sich wie beim Eröffnungssong "Mahal" auch Schlagzeug dazu.

Es waren ausschließlich selbst von ihm komponierte Songs aus seinen beiden bisher von ihm produzierten CDs.

Zwischen diesen unterhielt der Künstler sein Publikum immer wieder mit kleinen Anekdoten, in denen er humorvoll rüberbrachte, wie seine Stücke aus Alltagssituationen eines Musikers heraus entstanden sind. So lässt er auch den vitalisierenden und belebenden Kaffeeduft, der durch einen Türschlitz kommt, in dem Titelsong seiner zweiten CD "Groovin' für Breakfast" hörbar werden.

Der Künstler schwärmt von seiner, wie er selber sagt, merkwürdig aussehenden roten Gitarre "Tessa", von einem serbischen Gitarrenbauer speziell für seine Hände gebaut, der er ein eigenes Liebeslied zum Dahinschmelzen geschrieben hat.

"Fingersalat-Blues" betitelte Diehl einen mit Daumen-Pig gespielten Song, als er in einer Freistunde der Musikschule Zeit zum Üben hatte und der achtjährige Moritz dazukam und meinte, dies sehe aus wie Fingersalat.

Süß melancholisch erklang der zum Träumen einladende Song "Remember the Past", mit dem sich Diehl gerne daran zurückerinnert, dass die Gitarre seit seinem achten Lebensjahr nun schon über drei Jahrzehnte sein ständiger Begleiter ist, er stets der Musik treu geblieben ist und er auch davon leben kann.

Der Mittelhesse kommt durch seine Konzerttätigkeit viel rum, ist nicht nur solo, sondern auch als Gitarrist des Jazz-Pop Duos „2inJoy“ bekannt geworden. Er sei aber nicht nur ein gefragter Livemusiker, sondern seit 2000 auch als Gitarren-Lehrer an der Musikzentrale für Mittelhessen in Wetzlar tätig. Er hatte zunächst an der London Music School studiert und im Anschluss das Studium „ProPro“ an der FMS in Aschaffenburg absolviert. Die Rastlosigkeit eines Musikers, der ständig am Arbeiten ist, brachte er in dem Song "Restless" zum Ausdruck.

Tierisch wurde es beim Song "Eleven Rabbits". Hier hielt Diehl das Erlebnis, als er zwei Hasen, die er für seine Stiefsöhne gekauft hat, sich urplötzlich vermehrten und er dann ein Grundstück für ein großes Gehege für die Hasen und ihren elfköpfigen Nachwuchs anpachtete. Mit viel Gefühl interpretiert, war schon bei den ersten Klängen hörbar, wie die Kaninchen durchs Gras hoppeln.

Mitreißend und mit Effektechos gestaltete er den nach seinen Worten in nur in fünf Minuten entstandenen Song "Catch the Spirit". Nachdem im Studio bei der Herausgabe der zweiten CD noch ein zwölfter Song fehlte, hatte er dort unter Hochdruck noch einen solchen zu komponieren, der unter dem Titel "We'll meet again" jedoch sehr schön gelang.

Grimassen ziehen und pure Emotion war angesagt beim Song "Dark Light", in dem der Komponist seinen Schmerz raus lies und Trauer, Hoffnung und Wut in Erinnerung an den Krebs-Tod eines sehr guten, ersten 32 Jahre alten Freundes verarbeitete.