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Ein Novum: 160 Meter lange Tiergartenstraße im Altort wird erstmals hergestellt - Immenser Investitionsaufwand 695.000 Euro - Staat saniert 300 Jahre alten Überlaufkanal vom Veitshöchheimer Hofgarten zum Main

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Sondierungsgespräch an der Baustelle in der Tiergartenstraße über den aufwändigen Bauablauf zwischen Bauleiter Christian Roßmann vom Ingenieurbüro Hossfeld & Fischer, Polier Torsten Arnold von der Baufirma Zehe aus Premich, Gemeinde-Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker und Bürgermeister Jürgen Götz

Sondierungsgespräch an der Baustelle in der Tiergartenstraße über den aufwändigen Bauablauf zwischen Bauleiter Christian Roßmann vom Ingenieurbüro Hossfeld & Fischer, Polier Torsten Arnold von der Baufirma Zehe aus Premich, Gemeinde-Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker und Bürgermeister Jürgen Götz

Hochkonjunktur haben derzeit die Tiefbaubaumaßnahmen in der Gemeinde Veitshöchheim. Nach der bereits laufenden Erschließung der Gewerbegebietserweiterung und den Straßensanierungen in der Friedensstraße und an der Zufahrt zum Altort am Gernecksplatz haben inzwischen auch in der Tiergartenstraße im Veitshöchheimer Altort aufwändige Kanal- und Straßenbauarbeiten mit einem Investitionsvolumen von 695.000 Euro begonnen.

Davon entfallen nach dem Ergebnis der von der Gemeinde durchgeführten Ausschreibung 486.000 Euro auf gemeindliche Kanal- und Straßenbauarbeiten und 209.000 Euro auf die Sanierung des über 300 Jahre alten gemauerten Kanals, der Überlaufwasser aus dem großen See im Hofgarten vom Wasserturm aus entlang der Tiergartenstraße zum Main ableitet. Da der 196 Meter lange denkmalgeschützte Kanal Eigentum des Freistaates Bayern ist, erteilte für dessen Sanierung das Staatliche Bauamt Würzburg der günstigst bietenden Firma Zehe GmbH in Burkardroth den Auftrag. Die gemeindlichen Erschließungsarbeiten hatte der Gemeinderat in der Sitzung am 7. Juli 2015 an diese Firma vergeben.

Die Erschließungsmaßnahme ist ein Novum in Veitshöchheim, denn die Tiergartenstraße wurde noch nie ordnungsgemäß hergestellt, obwohl sie schon seit Jahrzehnten bebaut ist. Die unregelmäßig breiten Wegflächen waren nur provisorisch bituminös und nicht frostsicher befestigt und nur zwei Straßenleuchten vorhanden. Deshalb sah der Bebauungsplan "Tiergarten" vom April 1986 eine Ausbaubreite von 6,0 Meter nebst Gehweg von 1,5 Meter vor. Hier laufen bisher auch noch Schmutz- und Regenwasser in einen Kanal, obwohl ansonsten im Altort die Abwässer im Trennsystem beseitigt werden. Aber erst durch die von den Wasserbehörden geforderte Regenwasserkanal-Verlegung zur Erweiterung des Trennsystems fasste der Gemeinderat im Dezember 2008 einen Grundsatzbeschluss zum Ausbau.

Es gingen dann weitere Jahre ins Land, bis das beauftragte Ingenieurbüro eine Entwurfsplanung vorlegte, die dann Anfang September 2013 der damalige Bürgermeister Rainer Kinzkofer den 14 Anliegern vorstellte. Der Großteil von ihnen sah dabei die Notwendigkeit ein, die Baumaßnahme nun endlich in Angriff zu nehmen, auch wenn sie 90 Prozent der Straßenbaukosten zu tragen haben. Denn die Gemeinde sei gehalten, den Ausbau als erstmalige Erschließung nach dem Baugesetzbuch wie bei einem Neubaugebiet einzustufen.

Nach der Kostenschätzung kamen damals bei Gesamtkosten von 390.000 Euro nach der Berechnung des gemeindlichen Tiefbaureferats auf die Anlieger 210.000 Euro zu. Wie hoch nun bei nunmehrigen Gesamtkosten laut Ausschreibung von 486.000 Euro die auf die Anlieger umlagefähigen Straßenbaukosten voraussichtlich sind, soll nun laut Bürgermeister Jürgen Götz der Ferienausschuss in der Sitzung am 25. August 2015 festsetzen.

Ein Novum: 160 Meter lange Tiergartenstraße im Altort wird erstmals hergestellt - Immenser Investitionsaufwand 695.000 Euro - Staat saniert 300 Jahre alten Überlaufkanal vom Veitshöchheimer Hofgarten zum Main

Die Baufirma Zehe begann mit den Bauarbeiten am 11. August 2015. Als erstes wurde die Asphaltoberfläche mittels einer Fräse aufgebrochen und wie auf dem Foto zu sehen, das Fräsgut eingeebnet, damit die Tiergartenstraße befahrbar bleibt. Anschließend wurden Suchschürfe zur Erkundung der Lage der Versorgungsleitungen und zur Festlegung der Kanaltrasse hergestellt. Derzeit werden die Mischwasserhausanschlüsse neu verlegt und mit der Verlegung des Regenwasserkanals angefangen. Im Zuge des neuen Regenwasserkanales erhalten alle Anlieger einen zusätzlichen Hausanschluss. Teilweise müssen die Schmutzwasserhausanschlüsse erneuert werden.

Bis Weihnachten 2015 sollen laut Bauleiter die Kanalbauarbeiten einschließlich der Ertüchtigung des historischen Kanals der Schlösserverwaltung und der Neuverlegung von Versorgungsleitungen wie Strom und Wasser abgeschlossen werden. Der Straßenneubau in Asphalt- und Pflasterbauweise soll dann im Winter/Frühjahr 2016 bei geeigneter Witterung beginnen und bis Ende Oktober 2016 zum Abschluss kommen.

Straßenausbau-Details

Als reine Anliegerstraße erhält die Tiergartenstraße eine 2,5 Meter breite asphaltierte Fahrbahn durch Rundbordsteine aus Granit mit einer Überfahrhöhe von zwei Zentimeter von den Randbereichen getrennt, die wie in der angrenzenden Würzburger Straße mit Betonpflaster der Farbe "Herbstwald" gestaltet werden. Durch den Erwerb von 140 Quadratmeter privater Flächen im Vorfeld ist es der Gemeinde möglich, durchgehend eine Straßenbreite von 4,50 bis 5,50 Meter sicherzustellen.

Die Umfahrung des in die Straße ragenden historischen Wasserhauses, das zur technischen Einrichtung des Hofgartens gehört und durch das mittig der historische Kanal verläuft, wird durchgehend gepflastert und trennt dadurch die Asphaltfahrbahn, um den Durchgangsverkehr zu erschweren. So sind künftig in der Tiergartenstraße nur 370 Quadratmeter asphaltiert, dagegen 690 Quadratmeter gepflastert.

Für die Bauausführung ist vorgesehen, die geplanten Straßenabläufe an den neuen Regenwassersammler anzuschließen. Die Energie verlegt eine neue Stromleitung und baut die teilweise noch bestehende Oberleitung ab. Neu verlegt werden Wasserleitungen, Gasleitungen, Niederspannungskabel, Beleuchtungskabel, Telekom und Mikrorohre für Glasfaser. Komplett erneuert wird auch die Straßenbeleuchtung und es werden sechs neue LED-Lampen mit einem Abstand von 28 Meter installiert.
Die Bauarbeiten werden unter Vollsperrung der Tiergartenstraße durchgeführt. Die Baufirma erhielt die Auflage, den Anlieger- und Fußgängerverkehr ständig aufrecht zu erhalten. Auch muss die Zufahrt zur Arztpraxis Wirth (Tiergartenstraße 1a) gewährleistet sein. Ein Krankenwagen muss entweder von der Würzburger Straße oder der Pont-L'Eveque-Allee aus zufahren können.
Die Bauleistungen sind deshalb in kurzen Teilstrecken auszuführen und fertigzustellen, so dass eine Behinderung des Anliegerverkehrs minimiert wird.

Ein Novum: 160 Meter lange Tiergartenstraße im Altort wird erstmals hergestellt - Immenser Investitionsaufwand 695.000 Euro - Staat saniert 300 Jahre alten Überlaufkanal vom Veitshöchheimer Hofgarten zum Main
Staat saniert 300 Jahre alten Überlaufkanal vom Veitshöchheimer Hofgarten zum Main

Der erstmalige Ausbau der Tiergartenstraße ist bedingt durch die notwendige Ertüchtigung des hier verlaufenden historischen Kanals der Staatlichen Schlösserverwaltung eine sehr schwierige und aufwändige Baustelle. Dies stellte Bauleiter Christian Roßmann vom planenden Ingenieurbüro Hossfeld & Fischer bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Jürgen Götz fest. Der 160 Meter lange Überlaufkanal aus dem Hofgarten zum Main liegt nämlich nur auf einer Länge von 67 Meter auf öffentlichem Grund und ansonsten auf Privatgelände der südlich der Straße angrenzenden Anwesen und Gärten.

Eigentlich sollte laut Bürgermeister bereits von April bis Oktober 2014 die Kanal- und Straßenbaumaßnahme in der Tiergartenstraße über die Bühne gehen. Im Rahmen der Planungen für den notwendigen Neubau des Regenwasserkanals hatten jedoch Bestandsaufnahmen am historischen Kanal zum Ergebnis, dass dessen Standsicherheit nicht mehr gegeben ist und dieser in Verbindung mit der Erschließung der Tiergartenstraße ertüchtigt werden muss.

Die Gemeinde sah sich sogar gezwungen, die Fahrbahn einzuengen und ein weiteres Überfahren der Kanaltrasse mit KFZ-Verkehr kurzfristig zu unterbinden. In die Tiergartenstraße konnte deshalb genau seit einem Jahr nur noch über die Würzburger Straße eingefahren und über die Mainlände herausgefahren werden, da in Teilbereichen nur noch eine nutzbare Straßenbreite von durchschnittlich 3,50 Meter zur Verfügung stand.

Diffizile Sanierung des Überlaufkanals

Im Detail muss der über 300 Jahre alte Kanal auf einer Länge von 100 Meter mit einem Aufwand von 209.000 Euro durch den Freistaat Bayern saniert werden.

Vorgesehen ist im Detail der schonende Abtrag der bestehenden Natursteinplatten, die Sanierung der Natursteinwände mit mineralischer Abdichtungsschlämme, die Herstellung einer Decke aus fünf Zentimeter starken Filigran-Fertigteil-Stahlbeton-Platten (0,80 x 1,30 Meter), durch Querkraftdorne fixiert, eine 20 Zentimeter starke Ortbeton-Ergänzung, eine Abdichtung mit Schutzbeton und einlagiger Bitumenschweißbahn, Versiegelung der gesamten Oberseite des Überlauf-Kanals auf Epoxidharzbasis.

Durch die geplanten Maßnahmen am Überlaufkanal werden an mehreren Stellen die Belange privater Anlieger tangiert. Zum einen sind bereichsweise Grundstückseinfriedungen für die Arbeiten am Kanal rückzubauen und anschließend zu erneuern. Zum anderen verläuft der Kanal im Bereich zweier Anwesen teilweise unterhalb von Gebäuden. Dies bedeutet, dass entsprechende Maßnahmen zur fachgerechten Unterfangung der Gebäude notwendig werden.

Es müssen alle den Durchflussquerschnitt des historischen Kanals durchdringenden Leitungen umgebunden und zurückgebaut werden. Durch Spülvorgänge ist zu überprüfen, welche Leitungen ohne Funktion sind.

Der Kanal führt auch bei Trockenwetter ständig Überlaufwasser des Hofgartensees. Im Bedarfsfall ist nach Vorankündigung durch die Schlösserverwaltung ein Ablassen von Quell- und Niederschlagswasser in den Kanal zu ermöglichen, wodurch sich die Wassermenge im Kanal erheblich erhöht.

Überhaupt ist die Baufirma gehalten, bei den Arbeiten mit besonderer Vorsicht vorzugehen, um den historischen Kanal nicht zu beschädigen. Soweit möglich, hat sie erschütterungsarme Verdichtungsverfahren einzusetzen.

Vor Beginn der Baumaßnahme wurden durch das Ingenieurbüro unter Einbeziehung der Gemeinde Anliegerversammlungen und private Anliegerberatungen und eine Beweissicherung der bestehenden Gebäudesubstanzen von der LGA Würzburg ausgeführt. Auf der Gartenseite ist in Teilbereichen ein Wurzelschutz vorgesehen.

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